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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)

verrückt, und sie träumten von nichts als von solchen losen Streichen und gefährlichen Unternehmungen.

Der Böse, der nur darauf lauert, die Menschen in Versuchung zu führen, ebnet denen, die er sich zu seinen Opfern ausersehen, auf wunderbare Weise die Wege zum Verderben. Als der Entschluß der Liebenden, zu diesem Mittel zu greifen, sich immer mehr befestigt hatte, reiste unerwartet Messer Pietro nach dem Festlande, wie es hieß nach Brescia, um dort zu jagen; es war im Anfang des Monats September. So gewannen Messer Francesco und seine Helferinnen Zeit, Alles zu ihrem Plane vorzubereiten, und Madonna Violanta wurde im Hause eines lästigen und unermüdlichen Spähers ledig, der ihre Absicht wohl noch in der letzten Stunde entdeckt haben würde. Zugleich traf es sich, daß Paolo Contarini mit einigen Galeeren der Republik ausgeschickt ward, das adriatische Meer von den räuberischen Uskoken zu reinigen und ihre Burgen an der dalmatinischen und albanesischen Küste zu zerstören. Ohne Widerspruch gab darum Messer Marcantonio Giustiniani seiner Tochter die Erlaubniß, einen und den andern Tag im Hause ihrer Muhme zuzubringen, und selbst wenn sie einmal über Nacht ausblieb, machte es dem Herrn, der sich ganz und gar der schwierigen und merkwürdigen Wissenschaft der Astrologie ergeben, keine Sorge.

Anderen, geringeren Leuten würde es nun das Schwierigste gewesen sein, einen Priester zu finden, der die Hände der Liebenden ohne Vorwissen und Einstimmen ihrer nächsten Verwandten in einander gelegt und den Segen der Kirche darüber gesprochen hätte, aber den Reichen und Vornehmen wird Alles möglich, zumeist in unserer Stadt, wo die großen Familien zwar ein eifersüchtiges Auge

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_013.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2018)