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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)

für die Provinz Transvaal eine schöne und fruchtbare Seeküste sowie ein werthvoller Seehafen (Santa Lucia) gewonnen sein wird, dann dürfte die Zeit gekommen sein, welcher alle weißen Colonisten von Natal mit Sehnsucht entgegen sehen: eine Zeit der absoluten Umänderung der bisherigen britischen Negerpolitik. Die unkluge Verhätschelung der schwarzen Race, worunter die weißen Colonisten bisher so schwer zu leiden hatten, wird einer strengen Zucht, einer systematischen Erziehung weichen müssen, die allein im Stande sind, aus einem wilden Naturvolke allmählich ein civilisirtes zu machen. Durchgreifende und streng durchzuführende Gesetze müssen dann die ganze sociale Gliederung der schwarzen Bevölkerung von Natal, Zululand, Transvaal und Kaffrarien von Grund aus umändern. Die sclavische Stellung der Frau und die obligatorische Frauenarbeit muß aufgehoben werden, ebenso wie die souveräne Autorität der vielen kleinen Kaffernhäuptlinge. Den wahren Interessen der Schwarzen selbst würde eine solche Aenderung der Regierungspolitik nur wohlthätig sein. Und sollte eine solche Frucht aus dem gegenwärtigen blutigen Kriege entsprießen, so wäre das viele Blut wenigstens nicht umsonst geflossen.

In meinem 1878 bei F. A. Brockhaus erschienenen Buche: „Vier Jahre in Afrika“, ist eine sehr detaillirte Schilderung dieses interessanten Volkes, sowie auch die Beschreibung der feierlichen Krönung Ketschwayo’s im Jahre 1874 zu finden, welche letztere bekanntlich im Namen der Königin Victoria durch Herrn Theophilus Shepstone vollzogen wurde.

Die hier beigegebenen Illustrationen, angefertigt nach Originalphotographien, zeigen Zulukrieger von einigen der Regimenter des Königs Ketschwayo. Nr. 1 ist das Bild eines Soldaten des königlichen Leibregiments (Tulwana). Ein Streifen von Otterfell und ein mächtiger Federbusch schmücken sein Haupt; eine Felldecke von weißen Kuhschwänzen bekleidet seinen Oberkörper. Ein mächtiges ovales Schild aus Ochsenfell und eine kurze Stoßlanze sind seine traditionelle Bewaffnung, in den letzten Jahren ist aber der größte Theil der Armee mit europäischen Gewehren bewaffnet worden. Nr. 2 ist ein Soldat von einem verheirateten Regiment, was wir aus der weißen Farbe seines Schildes ersehen. Die Feder aus dem Schweife eines Kafferfinken erhebt sich stolz aus seiner ebenfalls mit einem Otterfellstreifen umkränzten Stirn. Der Soldat Nr. 3, welcher ein dunkles Schild trägt, gehört einem der jungen, aus Unverheirateten bestehenden Regimenter zu.




Blätter und Blüthen.

Zur Völkerkunde. Die gegenwärtige Entwickelung des Weltpostverkehrs hat zu dem Versuche ermuthigt, Gebildete aller Nationen für gemeinsames Wirken an einem wissenschaftlichen Unternehmen zu gewinnen. Es gilt, unsere noch sehr lückenhafte Kenntniß von der Existenzweise, von Sitten und Gebräuchen, vom geistigen Wesen fremder Völker in umfassender und methodischer Weise zu vermehren. Angehörige der Culturvölker leben in großer Zahl in fernen Ländern und sind durch Berührung mit deren Eingeborenen in Besitz von Erfahrungen und Beobachtungen gelangt, welche von hohem Werthe für die Völkerkunde sein können, bisher jedoch der Wissenschaft meist vorenthalten blieben. Um dieses Material zu sammeln, um zu weiteren Forschungen anzuregen, versende ich Bogen mit in deutscher und englischer Sprache gedruckten knappen Fragen, neben welchen entsprechender Raum frei gelassen ist für möglichst sorgfältige Beantwortungen. Die zurückgekehrten Blätter werden in der Bibliothek des „Museums für Völkerkunde“ in Leipzig niedergelegt, wo sie jedem Fachmann zugänglich sein werden.

Der erste Fragebogen, der Vorläufer einer planmäßig geordneten Reihe, welcher in Gemeinschaft mit einem speciellen Sachkenner, Dr. H. Magnus in Breslau, verfaßt wurde, ist mit einer Farbenscala versehen und bestimmt, zur Lösung des Problems über die Entwickelung des Farbensinnes beizutragen. Seit Monaten ist derselbe nach allen Welttheilen befördert worden.

Die energische Unterstützung, welche dem Unternehmen durch das Eintreten in- und ausländischer wissenschaftlicher Gesellschaften und Zeitschriften zu Theil wurde, hat ihm bereits Hunderte von allenthalben verstreut lebenden Mitarbeitern gewonnen. Gewiß wird die Zahl derselben durch die nun auch in diesem weitverbreiteten Blatte ausgesprochene Bitte wesentlich vermehrt werden, sodaß die bereits angeknüpften Fäden sich allmählich zu einem immer engmaschiger werdenden Netze über das ganze Erdenrund verweben.

Zuschriften erbitte ich unter meiner Adresse.

Dr. Pechuel-Loesche in Leipzig.




Paradiesische Schmuggelwaare.


Ihr wißt, es war die böse Schlange,
Die sprach zum Weibe: „Nimm und iß!“
Und Eva zierte sich nicht lange,
Und Adam that den Apfelbiß.

Da zog der Cherub aus der Scheide
Sein mächtig Flammenschwert hervor
Und trieb die armen Sünder beide
Hinaus vor’s Paradiesesthor.

Und draußen auf dem kahlen Lande,
Da blickte Adam lang zurück
Und dachte reuig seiner Schande
Und weinte still um Edens Glück.

Doch Eva sprach: „Mein Freund, vergeude
nicht deine Kraft in trüber Pein!
Die höchste Paradiesesfreude
Wird auch hier draußen unser sein.

Die eine wußt’ ich festzuhalten,
Als uns der Engel überrascht:
In meines Herzens tiefsten Falten
Hab’ ich die Liebe durchgepascht.

Wir wollen treulich sie bewahren
In unsres Busens sicherm Schrein,
Sie soll den fernsten Enkelschaaren
Der Väter bestes Erbe sein.“

Und Adam murrte: „Thörin, spare
Den Jubel dir, denn himmelweit
Verschieden ist die Schmuggelwaare
Von Paradiesesseligkeit.“

Ein hartes Wort fürwahr, ein herbes,
Das da der Menschenvater sprach;
Denn alle Welt freut sich des Erbes,
Und keine Lippe spricht’s ihm nach.

Wir, Mutter Eva, deine Söhne,
Wir stimmen laut dem Jubel bei;
Wir preisen deiner Töchter Schöne
Und preisen deine Schmuggelei.
 Edwin Bormann.


Berichtigung. In den Artikel „Aus den Schreckenstagen zu Teplitz“ (Nr. 10 dieses Jahrgangs) hat sich ein Irrthum eingeschlichen, den wir hiermit berichtigen: Man lese daselbst Seite 166, erste Spalte, Zeile 25 von unten nicht: „Sprengtechniker Mahlmann“, sondern: „Sprengtechniker Julius Mahler.“


Zur Nachricht. Mit der ersten Nummer des folgenden Quartals beginnt die Erzählung von

E. Marlitt,
„Im Schillingshof“


Kleiner Briefkasten.

Frau C. E. Sch. in W. Vielleicht entspricht Ihren Wünschen der Verein „Frauenheim“ in und bei Berlin, welcher achtbaren alleinstehenden Frauen ein behagliches Leben bietet. Vorstand ist Fritz Kühnemann, Gartenstraße 21 in Berlin.

„Die Namenlose“ wird ersucht, eine Adresse anzugeben, unter welcher der ihr bekannte Autor ihre Anfrage brieflich beantworten kann.


Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das erste Quartal. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das zweite Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.


Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere. Die Verlagshandlung. 



Verantwortlicher Redacteur Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_208.jpg&oldid=- (Version vom 27.2.2023)