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verschiedene: Die Gartenlaube (1881)


Aus dem Hochzeitsgeschenk für das prinzliche Paar.
Blumenträger. Entworfen von Baurath Heyden, modellirt von Wiese.


Beerdigung nicht hin, so kann das Ministerium den Gehalt für weitere drei Monate vom Sterbetage an bewilligen.

Die Wittwe und die mit dem Lehrer in häuslicher Gemeinschaft lebenden Nachkommen bleiben während sechs Wochen nach dein Sterbetage im Genusse der Dienstwohnung des Verstorbenen oder im Bezuge der Miethentschädigung. Für die Versorgung der Wittwen und Waisen der Volksschullehrer ist eine ausreichend dotirte Schullehrer-Wittwen- und Waisencasse errichtet worden, in welche alle definitiv angestellten Lehrer und bereits fünf Jahre im Dienst befindlichen Schulverwalter eintreten. Das Eintrittsgeld beträgt 104 Mark, der Jahresbeitrag 36 Mark. Bei vakanten oder verwalteten Schulstellen wird der Beitrag aus dem Einkommen der Stelle entrichtet. Die Größe der Wittwen- und Waisenpension ist auf 312 Mark festgesetzt, ohne Unterschied, ob ein Lehrer nur eine Wittwe oder nur pensionsberechtigte Kinder oder beides hinterlaßt, und ob die Kinder aus derselben oder aus verschiedenen Ehen herrühren.

Hinterlaßt der Lehrer keine Wittwe, aber leibliche eheliche Kinder, von denen das eine oder das andere beim Ableben des Vaters das zwanzigste Jahr noch nicht überschritten hat, so ist dies eine Kind (beziehentlich die mehreren Kinder) zum Bezuge der Waisenpension berechtigt. Hinterläßt ein Lehrer, der in verschiedenen Ehen stand, neben pensionsberechtigten Kindern aus früherer Ehe eine Wittwe, sei dies mit, sei dies ohne pensionsberechtigte Kinder aus ihrer Ehe mit dem Lehrer, so wird die Pension unter alle Hinterbliebenen aus jeder Ehe nach Köpfen vertheilt, sodaß die Wittwe stets einen doppelten Antheil erhält. Die hessischen Lehrer haben neben dieser allgemeinen Wittwen- und Waisencasse noch ein Laudeslehrerwaisenstift gegründet, welches unbemittelte Kinder verstorbener Volksschullehrer unterstützt.




Die Fischerin. (Mit Abbildung S. 213.) Es ist ein frisches, fröhliches Alpenkind, eines aus dem baierischen Oberlande, das uns unser heutiges Bild vor Augen führt, eine nach reichlichem Fange heimkehrende Fischerin von den Ufern des stürmischen Chiemsees. Wie sie da in dem lichtweißen Glanze des Sommermorgens, über sich den klaren Himmel der Berge, neben sich den spiegelebenen Alpensee, im feuchten Ufersande dahinschreitet, leicht und elastisch trotz der Last, die sie in kräftigen Händen trägt – ist sie da nicht ein echtes Bild der derben Frische und der rüstigen Gesundheit jenes kernigen Menschenschlages, der das fischreiche „Baierische Meer“ umwohnt?

Eines erklärenden Wortes bedarf das poesievolle Bild wohl kaum ist es doch in der Einfachheit seines Gegenstandes sein eigener Interpret: es will eben nichts sein als ein Stimmungsgedicht in der Formen- und Farbensprache des Malers, und mit der selbsteigenen Kraft jedes echten Gedichts spricht es unmittelbar zum Beschauer – auch ohne das dolmetschende Wort. Zugleich mit dem frischen, kräftigenden Dufte von Wasser und Moor - denn an Moorboden sind die Ufer des Chiemsees bekanntlich reich – weht es uns aus den offenen Zügen des Mädchens an wie lauter Freiheit, Kraft und Natürlichkeit.

Der Schöpfer des Gemäldes, Joh. Friedr. Engel, ist ein Amerikaner aus deutschem Blute, den in München, wo er seine Studien gemacht hat, die Kunst festhält. Das Bild selbst befindet sich im Besitze eines Privatmannes in New-York, und wird dort in der Frühjahrsausstellung der „National Academy of Design“ demnächst einen Platz finden.




Kleiner Briefkasten.

Zahlreichen Fragestellerinnen bezüglich unseres Artikels „Frauenwirken in den Gefängnissen“ (Nr. 9) diene zur Nachricht, daß der genannte Aufsatz, was die Anstellungen in Arresthäusern betrifft, nur von Sachsen sprach, wo natürlich auch nur sächsische Staatsangehörige Aussicht aus Anstellung haben. In Corrections- und Strafanstalten für weibliche Gefangene sind auch in Preußen, Baden etc. längst Aufseherinnen angestellt worden, ob aber auch in Arresthäusern und unter gleichen Bedingungen wie in Sachsen, ist uns zur Zeit nicht bekannt. Wir ersuchen daher die Bewerberinnen in ihrem eigenen Wohnort nachzufragen. Uebrigens enthalten die „Neuen Bahnen“, herausgegeben von Louise Otto und Auguste Schmidt in Leipzig, als Organ der fortschrittlichen Frauenbewegung immer etwas Näheres über diese Angelegenheiten, z. B. Nr. 2 und 4 des Jahrganges 1880, wie auch der laufende Jahrgang 1881.

H. W. in Braunschweig. Verkehrtester! Nach eingezogenen Erkundigungen erweisen sich Ihre sämmtlichen „Berichtigungen“ als ziemlich grobe Irrthümer.

Bindoboa. Nein – vernichtet!

P. L. in Erl. Anonyme Eilsendungen gehören bekanntlich in den Papierkorb; da es sich aber um eine vaterlose Waise handelt, so geben wir Ihnen, zur Erreichung Ihrer Absicht, den Rath, sich an die „Direction der Kaiser-Wilhelm-Stiftung in Berlin“ zu wenden.

E. in Leipzig. Die Adresse G. Freytag’s ist: Siebleben b. Gotha.

Abonnent in Hamburg. Wenden Sie sich an den Director Ihres Krankenhauses!

L. N. in Wien. Die Erzählung „Die Huberbäuerin“ von Herman von Schmid finden Sie im Jahrgang 1860, erstes Quartal.

L. L. in Triest. Die „Gartenlaube“ ist kein Nachweisungsbureau. Wenden Sie sich an ein solches!




Nicht zu übersehen!

Mit dieser Nummer schließt das erste Quartal dieses Jahrgangs. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das zweite Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.


Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahres aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere.

Die Verlagshandlung.


An der Spitze des nächsten Quartals wird die mit allseitiger Spannung erwartete, vortreffliche Erzählung

„Bruderpflicht“ von Levin Schücking

ihren Platz finden, der sich mehrere kleinere Novellen, unter andern Hermann Lingg's „Nicht zu hoch!“, anschließen werden.

Außerdem liegen uns mannigfache werthvolle Aufsätze aus dem Leben der Zeit und der Wissenschaften vor, aus deren Zahl wir hier nur hervorheben: Beleuchtungen des heutigen kirchlichen Lebens aus der Feder eines der berufensten unter den freisinnigen Theologen der Gegenwart, ferner den Artikel Cyclus: „Das deutsche Reich und die öffentliche Gesundheitspflege“ von einem angesehenen deutschen Arzte und endlich Studien aus dem modernen deutschen Parlamentarismus von namhaften Politikern und Volksfreunden.

Auch werden wir nicht verfehlen, die deutsch-nationale Sache in Oesterreich-Ungarn fernerhin mit Nachdruck zu unterstützen.

Die Redaction der „Gartenlaube“.


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1881). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1881, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1881)_220.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)