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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)


Die deutschen Lehrer in England. Die Folgen des Auswanderungstriebes, welcher tief in der Natur des Deutschen begründet scheint, machen sich in keiner europäischen Hanptstadt so fühlbar, wie in der englischen; ist doch amtlich ermittelt worden, daß die Deutschen fast ein Drittel der Gesammtheit aller Fremden in London bilden. Besonders dem deutschen Kaufmannsstande, der Lehrer- und Erzieherwelt dünkt London noch immer ein Eldorado, wo ein rasches Emporkommen, ein ausreichender Erwerb gar nicht fehlen könne. Leider machen die nach London gekommenen Deutschen nur zu häufig die trübe Erfahrung, daß dort nicht leichter als in der Heimath eine Stellung zu finden ist, die den Kenntnissen des Stellungsuchenden und seinen Anforderungen an’s Leben entspricht. Aber während die deutschen Kaufleute und auch besonders die deutschen Kellner in London seit langer Zeit eine vortreffliche Organisation besitzen, sodaß der stellenlose oder der rathlos aus Deutschland herübergekommene Angehörige dieser Stände weiß, wo er einen Rückhalt, wo er moralische und im Nothfalle auch materielle Unterstützung finden kann, fehlte es den deutschen Lehrern bisher gänzlich an einer solchen Organisation. Diesen Mangel hat bereits ein Artikel in einem früheren Jahrgange der „Gartenlaube“ (1882, Nr. 12 und 13) beklagt, und es ist erfreulich, daß jetzt endlich ein ernster Anlauf genommen ist, um die dort geschilderten Mißstände zu beseitigen. Auf die Anregung des Herrn Karl Tuchmann, dessen Verdienste als früherer Präsident der deutschen Wohlthätigkeitsgesellschaft in jenem „Gartenlauben“-Artikel hervorgehoben wurden, hat sich in London unlängst ein „Verein deutscher Lehrer in England“ constituirt. Der Verein bezweckt, die sociale und materielle Lage des deutschen Lehrers in England zu heben, für seine Mitglieder gegen geringe Entschädigung die Vermittelung von Stellen zu übernehmen und neu nach England herübergekommenen Lehrern hülfreiche Hand zu bieten. Das Comité wendet sich nun an alle deutschen Lehrer und Studirenden mit der Bitte, durch Beiträge oder durch den Beitritt zu dem Vereine die Zwecke desselben fördern zu helfen. Da der Jahresbeitrag der Mitglieder, der zum Anspruche auf den Schutz und alle Wohlthaten des Vereins berechtigt, zehn Mark nicht übersteigen wird, so findet die Bitte des Londoner Comités hoffentlich im deutschen Heimathslande bereitwilliges Gehör; Anmeldungen und Beitrittserklärungen nimmt der Secretär des Vereins. Herr Oberlehrer H. Reichardt in London, Park Road, Haverstock Hill, N. W., entgegen.


Ein neues Generalstabswerk. Feldmarschall Graf von Moltke hat sich in einem Aufruf an das deutsche Publicum gewandt. Daß der ruhmbedeckte deutsche Stratege, den der Volksmund den großen Schweiger genannt hat, mit einem Aufrufe an die Oeffentlichkeit tritt, ist ein schon durch seine Seltenheit interessantes Ereigniß, aber auch der Gegenstand dieser öffentlichen Kundgebung verdient die Theilnahme der weitesten Kreise. Es ist bekannt, daß wir dem Großen Generalstab, dessen Chef Moltke ist, ein in seiner Art einzig dastehendes Werk über den letzten Krieg verdanken. Kaum ist dieses großartige Werk aber endlich zum Abschluß gediehen, so tritt an den Generalstab eine zweite Aufgabe der Geschichtsschreibung heran: dem Generalstabswerke über den deutsch-französischen Krieg soll ein ähnliches Werk über die Feldzüge Friedrich’s des Großen folgen. Eine solche Aufgabe bietet natürlich ganz andere Schwierigkeiten als das Generalstabswerk über den Krieg von 1870. Das letztere beruhte auf den Mittheilungen von Augenzeugen; was die Geschichte der Friedericianischen Kriege betrifft, so ist man auf Ueberlieferungen, auf ältere Darstellungen und auf Documente aus jener Zeit angewiesen. Feldmarschall Moltke wendet sich nun an die Oeffentlichkeit mit der Bitte, daß die deutsche Nation die große und mühevolle Aufgabe des Generalstabes fördern helfe. Unbeachtet, in jahrzehntelangem Staube, befinden sich sicher in manchem Archive, mancher alten Familienbibliothek Schriften, die dem Generalstab bei der Abfassung des Werkes von Nutzen sein können. Mitunter kann ein alter Quartierzettel Auskunft über die Stellung eines Truppentheils geben und zur Feststellung der historischen Wahrheit dienen. Graf Moltke bittet, Beiträge an die kriegsgeschichtliche Abtheilung des Großen Generalstabs zu richten, und sichert rasche Rückgabe der eingehenden Originale zu.


Ein Denkmal für die Gebrüder Grimm. Hundert Jahre sind im Januar nächsten Jahres verflossen, seit Jacob Grimm, der Aeltere des berühmten Brüderpaares, in Hanau geboren wurde. Noch fehlt den Gebrüdern Grimm in ihrer Vaterstadt ein Denkmal, das sie doch wie wenige deutsche Gelehrte verdient haben, und es lag daher nahe, Angesichts des hundertsten Geburtstages von Jacob Grimm endlich die Errichtung eines solchen in’s Auge zu fassen. Wie aber die Bedeutung der Gebrüder Grimm weit hinausreicht über ihre Vaterstadt und über das alte Kattenland Hessen, wie sie eine wahrhaft nationale ist, so wird auch die ganze Nation dazu beitragen müssen, wenn ein würdiges, dem edlen Brüderpaare entsprechendes Denkmal errichtet werden soll. Und wir glauben, daß der soeben veröffentlichte Aufruf des Comité’s nicht ungehört verhallen wird; gilt es doch das Andenken zweier deutscher Gelehrten zu ehren, welche uns die lange verlorenen Schätze unserer Vorfahren wiedergebracht, den Anfängen unserer deutschen Sprache nachgeforscht und die deutsche Grammatik eigentlich begründet und ausgebaut, die köstlichen deutschen Volksmärchen gesammelt und durch ihre Forschungen sowohl wie durch ihr mannhaftes Verhalten in einer trüben Reactionsperiode so bedeutend zur Hebung und Erstarkung des deutschen Nationalgefühls beigetragen haben. Geldsendungen für den Denkmalbau nehmen die Herren Ludwig Limbert (vor dem Canalthor 2h) und Ph. Heinr. Zeuner (Sterngasse 1) in Hanau entgegen.


Allerlei Kurzweil.

 Die Fahne.

Aus den an dem linken Rande der Fahne befindlichen Buchstaben ist die Bezeichnung eines jetzt vielgenannten Mannes zu errathen. Eine genaue Beachtung der Sterne und Striche in der Fahne giebt den Schlüssel zur Lösung der Aufgabe.


 Königszug.

Der König zieht bekanntlich von dem Felde, auf welchem er steht, immer nur (entweder in gerader oder in schräger Richtung) nach einem der angrenzenden Felder.

Durch die Züge des Könige soll nun aus den Silben im nebenstehenden Quadrat eine Stelle aus einem Armeebefehl des Königs von Preußen, jetzigen Kaisers Wilhelm, während des deutsch- französischen Kriegs gefunden werden.


 Die Halskette.

Aus den sieben einzelnen Worten soll man einen Spruch bilden. Wodurch wird die Reihenfolge derselben in der Kette angedeutet?


Kleiner Briefkasten.

H. L. in Breslau. Eine Modernisirung der Fignren auf der Titelvignette der „Gartenlaube“ ist schon vielfach angeregt worden, wir haben uns aber nie dazu entschließen können, die Tausenden unserer Leser in allen Welttheilen liebgewordenen guten alten Bekannten anzugreifen. Zudem: die Mode wechselt ja beständig. Sollten wir mit jedem Wechsel derselben auch die Toilette unserer gemüthlichen „Gartenlaube“-Gesellschaft wechseln? Die Zeichnung auf dem Heft-Umschlage mußten wir aus praktischen äußeren Gründen neu herstellen lassen.

G. H. in L. Einfach blühende Georginen oder Dahlien eine verhältnißmäßig neue Gruppe jener Pflanzengattung, welche trotz unaufhörlicher Vervollkommnung den Höhepunkt ihrer Beliebtheit bereits überschritten hat, eine Gruppe, welche sich durch den Glanz der Farben ihrer Blumen und die Grazie ihres Baues ganz entschieden vor der mit gefüllten Blumen auszeichnet. Sie darf mit derselben in keiner Weise verglichen oder verwechselt werden und ist derselben auch deshalb vorzuziehen, weil die abgeschnittenen Blumen besser zu allen „Bindereien“, namentlich aber beim eleganten und graziösen, leicht gebundenen deutschen Blumenstrauß zu verwenden sind, bei dem jede einzelne Blume mit ihrem langen, bis in’s Wasser reichenden Stiele voll zur Geltung kommt. – Die Cultur unserer Gruppe, von der die Firma Ferd. Jühlke Nachfolger in Erfurte in Reiches Sortiment besitzt, in genau dieselbe wie die der gefüllten Varietäten; die Engländer empfehlen jedoch, sie über Sommer in Töpfen zu lassen, sie mit diesen im Freien einzusenken, im Herbste aber sie gleichzeitig mit den Herbstastern (Chrysanthemum), bevor der Frost sie zerstört, in’s Kalthaus zu bringen, um sie zu den Herbst- und frühen Winterdecorationen verwenden zu können. Im andern Falle empfehlen wir, sie im Freien zienlich tief zu pflanzen, die jungen aufwachsenden Triebe aber vorsichtig umzulegen, wonach sie Seitenzweige treiben, niedrig bleiben und die unschönen Pfähle entbehren können. O. H.     

Ein Abonnent im Harlinger Land. Das betreffende Bild ist vom Maler längst verkauft worden, der Künstler ist aber erbötig, dasselbe zum Preise von 1500 Mark noch einmal zu malen. Wollwn Sie sich direkt an ihn wenden, so adressiren Sie den Brief nach München, Gabelsberger-Straße 32.

H. K. in Leipzig. Die Biographie Karl von Piloty’s finden Sie im Jahrgang 1880 unseres Blattes, S. 648, diejenige Paul Thumann’s im Jahrgang 1875, S. 220. Adolf Menzel’s Biographie hat die „Gartenlaube“ gleichfalls veröffentlicht und zwar im Jahrgang 1874, S. 271.

Herrn Dr. von R. in Hagenau. Zu beziehen durch Weibezahl und Schneider in Dresden.

von Ue....tz in Breslau. Nein!


Inhalt: An die alten und neuen Freunde der „Gartenlaube“. S. 209. - Ein armes Mädchen. Von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 210. – Monte Carlo. Eine Schlange unter Rosen. Von Woldemar Kaden. S. 214. Mit Illustrationen S. 212 und 213. – Bilder aus dem Sudan. S. 216. Mit Abbildungen S. 216, 217 und 221. – Dschapei. Eine Hochlandsgeschichte. Von Ludwig Ganghofer (Schluß). S. 218. Mit Illustrationen S. 219, 220 und 222. – Gedankenlesen, Gedankenmittheilung, Hellseherei. Von Hugo Klein. S. 222. – Blätter und Blüthen: Erzählungen von Ludwig Ganghofer. – Bilder aus dem Soldatenleben. S. 223. – Die deutschen Lehrer in England. – Ein neues Generalstabswerk. – Ein Denkmal für die Gebrüder Grimm. – Allerlei Kurzweil: Die Fahne. – Königszug. – Die Halskette. – Kleiner Briefkasten. S. 224.



Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart.0 Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_224.jpg&oldid=- (Version vom 5.3.2024)