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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

erwähnte Abschiedsgedicht von Berlin dargeboten. Heute hat uns Pletsch zu seinem fünfundzwanzigjährigen Künstler-Jubiläum am 24. November dieses Jahres mit einem Blatte aus seiner Mappe erfreut, das zu seinen schönsten Leistungen gehört. Möge es dazu beitragen, den hochverdienten Meister, der bedauerlicher Weise durch ein in Folge seiner angestrengten Thätigkeit eingetretenes Augenübel oft tagelang seiner holden Kunst zu entsagen gezwungen ist, auf’s Neue allen wahren Kunst- und Kinderfreunden in’s Gedächtnis zu rufen und seine Werte noch mehr zu dem zu machen, was sie zu sein verdienen: zu Hausschätzen in jeder deutschen Familie. Denn wer so wie Pletsch von den Besten seiner Zeit gekannt, verehrt und geliebt ist, und wer mit solcher Tiefe und aufopfernden Mühe an der Erziehung und Bildung seines Volkes mitgearbeitet, der hat wahrlich berechtigten Anspruch auf die Dankbarkeit der Nation.

D. Th.

Blätter und Blüthen.

Vermißte und durch die Gartenlaube wieder Aufgefundene.

Wir müssen unsern Lesern gestehen, daß wir nicht selten durch Auffindungen Vermißter überrascht werden, an deren Möglichkeit wir gezweifelt hatten. Ein solcher Fall liegt uns abermals vor. Vor zwei Jahren bat in unserm Bureau ein Herr K. St. um Nachforschung nach Adolf Pertzel, der vor etwa 30 Jahren nach Australien ausgewandert sei und vor 18 Jahren zum letzten Mal an die Seinen geschrieben habe. Erst im August dieses Jahres kam dem Vermißten jene „Gartenlaube“-Nummer von 1882 zu Gesicht, und ein Brief mit dem Postzeichen Sydney meldet, daß er und sein Sohn noch leben und bei dieser Gelegenheit zugleich die Bestellung der „Gartenlaube“ erneuern. Fast schwerer, als den 30 Jahre Vermißten, war es, nun den Anfrager zu ermitteln, der sich endlich in München fand.

Robert Kosmeli (Umschlag der Heft-Ausgabe für Nordamerika, 24. Heft, 1883, Nr. 483), von seiner Schwester, einer Wittwe, in’s siebente Jahr vergeblich gesucht, lebt „z. Z. im National Home for Disabled Volunteer Soldier zu Milwaukee in Wisconsin“.

Ferdinand Pühringen (Umschlag des 25. Heftes von 1883, Nr. 880) hat, laut Nachricht von seinen Verwandten – darunter sein 87jähriger Vater – direct an diese geschrieben.

Ferdinand C. Motzler (Umschlag desselben Heftes, Nr. 938), als dessen Adresse uns „care of St. Louis Hôtel, Little Rock, Arkansas“ mitgetheilt worden ist.

Der Landbriefträger Hentschel in Kodersdorf schreibt uns. daß sein Sohn Hermann, den wir im Jahrgang 1881 der „Gartenlaube“, S. 136, Nr. 39, suchten, sich reuig, aber gesund und kräftig und in guter Stellung wieder gefunden habe.

Ueber einen andern Gesuchten sind uns zwei Nachrichten zugegangen. Nach der einen soll derselbe Mitbesitzer einer angesehenen Fabrikfirma sein, nach der andern sich wegen Bettelns in Untersuchungshaft befinden. Wir ließen sofort weitere Nachforschungen ergehen.

Wenn Einer den Seinen nicht eher schreiben will, als bis es ihm so wohl ergeht, daß er dies mit Freuden thun kann und nicht mit Seufzen, so wird er leicht erleben, was G. Sch. (vergl. „Gartenlaube“ 1883, Nr. 46) widerfuhr: daß er mit dem Schreiben über 20 Jahre und noch so lange wartet, bis die „Gartenlaube“ ihm das Gewissen rührt. „Die helle Freude leuchtete dem sorgenreichen Mann aus den Augen, als er hörte, daß seine Schwester noch lebe und an ihn denke.“ Aber lange hat’s freilich gedauert, bei dem kurzen Menschenleben, bis die Briefe von Hamburg und Schandau, beide an derselben Elbe, die Geschwister wieder verbunden haben.

Heinrich Curth (Umschlag des 18. Heftes, 1884, Nr. 963) lebt in Cincinnati als Meister oder Werkführer einer Herren-Kleiderfabrik.

Der hessische Pfarrersohn Karl Koch, Pharmaceut (1884, S. 244, Nr. 14) war längere Zeit in Nordamerika, zog dann nach Mittelamerika, wo er zuletzt in Guatemala, mit einer Schottländerin verheirathet, lebte und wahrscheinlich 1877 starb. Seine Witwe ist Besitzerin eines Putzwaarengeschäfts. Diese Nachricht verdanken wir Herrn C. Kahler in Valparaiso.

Friedrich E., Kaufmann (1884, S. 244, Nr. 8) ist als soeben seiner Militärpflicht genügend ermittelt worden.

Der auf dem Heft-Umschlag von Nr. 18, 1884, gesuchte Ed. Hainke theilt für seine Angehörigen, deren genaue Adresse er nicht kennt, uns seine Adresse mit.

Der in Heft 4 dieses Jahres gesuchte Feldmesser Wilh. Schüster wird uns als in Neukirch, Kr. Heinrichswalde, Reg.-Bez. Gumbinnen in Ostpreußen, bei einem Baumeister gefunden gemeldet.

Zu unserer Freude sehr schnell ist der Knabe aufgefunden worden, nach welchem wir in Nr. 43 unseres Blattes einen Aufruf erlassen hatten. Von Helmstedt war der 13½ Jahr alte Flüchtling über Magdeburg nach Hoierswerda in der Oberlausitz und endlich nach Lägerdorf bei Itzehoe im Holsteinischen gelangt, wo Herr Fabrikdirector Schäfer am 1. October ihn bei sich aufnahm und nach dem Aufruf in der „Gartenlaube“ den Eltern Nachricht gab. Dort holte der Vater den Sohn ab.

Fortsetzung der Vermißten-Liste in Nr. 20:

40) Trotz aller Anstrengungen ist es bisher nicht gelungen, den seit 14. September 1882 verschwundenen Kaufmann Wilhelm Terjung aus Mülheim an der Ruhr aufzufinden. Er litt zuweilen an Geistesschwäche. Sollte er noch leben und, wie man annimmt, sich im Ausland aufhalten, so wird gebeten, seine Adresse an die Redaction der „Gartenlaube“ einzusenden. Beschreibung: Alter, 30 Jahre; Statur, mittel; Haare, blond; Augen, blaugrau; Nase und Mund, gewöhnlich; Bart, dunkler Vollbart; besondere Kennzeichen nicht vorhanden.

41) Die Wittwe Helene Juliane Olliof (russisch Helene Martinofna), geboren in Reval im Esthnischen Gouvernement, über 40 Jahre alt, seit 1873 in St. Petersburg wohnhaft gewesen, wird behufs freudiger und wichtiger Mittheilungen gebeten, ihre Adresse an die Redaction der „Gartenlaube einzusenden.

42) Franz August Baldamus, geboren zu Gröbern bei Leipzig, 21. August 1853, Sattler – ging 1871 als Geselle in die Fremde. Die letzte Nachricht kam aus Pest (Ungarn) 1873, in welcher er sagte, daß er wegen seiner Stellung zum Militär wieder nach Deutschland zurückkehren wolle. Er wurde 1873 von der Militärbehörde dreimal öffentlich aufgerufen, aber ohne Erfolg. Die Seinen bitten um Nachricht.

43) Der Seifensieder Friedrich Rath, geboren zu Boppard (Rhein) 1850, ist im Juli 1868 mit einem Paß von Bremen aus in einen andern Welttheil ausgewandert und hat seit dieser Zeit nichts von sich hören lassen. Er wird Familienverhältnisse halber gesucht.

44) Friedrich Otto Götze aus Plagwitz bei Leipzig, Fleischer, 30 Jahre alt, ging vor 13 Jahren in die Fremde, war in Berlin und Ungarn; seine Schwester sucht ihn.

45) Der Seemann Moritz Albrecht, geboren zu Altenburg 1862, ging vor 3½ Jahren mit einem englischen Schiff zur See. Dasselbe soll verschollen sein, doch hoffen die betrübten Eltern noch auf ein Auffinden ihres Sohnes auf diesem Wege.

46) Der Schuhmacher Karl Christian Heinrich Thiele, geboren im Jahre 1826 zu Wittenberg, schrieb im Jahre 1870 zum letzten Mal von Kyritz in der Priegnitz. Auguste Thiele, verehelichte Reinicke, ging im Frühjahr 1871 nach Detroit im Staate Michigan, Nordamerika, mit Familie, gab bis jetzt keine Nachricht. Beide werden von den Geschwistern gesucht.

47) Der Buchbindergehülfe Julius Dubois wird dringend ersucht, von seinem jetzigen Aufenthalt seinem Halbbruder Max Nachricht zu geben, da ihm wichtige Mittheilungen, seine Zukunft betreffend, zu machen sind.

48) Frau Marie Beker, geborne Weidel, aus Dessau, ist seit mehreren Jahren verschwunden. Dieselbe war zuletzt in Nauen bei Berlin Cigarrenmacherin. Sie wird durch ihre alte Mutter an ihre Pflicht gemahnt.

49) Der Schriftsetzer Karl Kegler ist seit längerer Zeit verschollen; seine bekümmerte Frau hofft, daß er vielleicht doch noch lebt, und hat ihre ganze Hoffnung auf diesen Aufruf gesetzt.

50) Waisen gesucht. Ein im amerikanischen Freiheitskrieg gebliebener Friedrich Wilhelm Hoyer aus Kranichfeld in Thüringen hinterließ eine Frau nebst mehreren Kindern, deren Aufenthaltsort unbekannt ist. Den Kindern steht eine kleine Erbschaft bevor.

51) Der Drahtzieher bez. Fabrikarbeiter Max Brinkmann hielt sich Ende 1880 oder Anfang 1881 in Speier auf, und zwar als Kranker im dortigen Krankenhause. Seitdem ist jede Kunde von ihm ausgeblieben. Seine Mutter, krank und elend, sehnt sich sehr nach ihrem Sohne und bittet ihn, zu ihr zurückzukehren oder doch Nachricht zu geben.

52) Eine arme 62jährige Wittwe Motz in Guben in der Lausitz, welche sich und ihre sechs Kinder von ihrer Hände Arbeit ernähren mußte, da ihr Mann arbeitsscheu und leichtsinnig war, und die sich, trotz ihrer blöden Augen und körperlichen Schwäche, noch heute allein durchhelfen muß, möchte gern von ihren vor vier bis sechs Jahren in die Fremde gegangenen Söhnen etwas hören. August Motz, Maurer, Adolf Motz, Vergolder, und Otto Motz, Lackirer, versprachen bei ihrem Weggange, ab und zu eine kleine Unterstützung zu senden. Bis jetzt hat die Mutter noch nicht einmal eine Nachricht erhalten von ihren Söhnen. – „Warum schreibt Ihr Eurer Mutter nicht? Habt Ihr vergessen, daß sie es war, die Euch den ersten Schritt gelehrt?“ So ruft die arme Frau aus.

53) Der Apotheker Th. Pusch aus Marienwerder ist im Juli 1883 nach Berlin gereist und nach mehrtägigem Aufenthalt im Centralhôtel daselbst mit Hinterlassung eines Theils seiner Effecten spurlos verschwunden. Alle in der Vermuthung eines Unglücksfalls augestellten Nachforschungen sind ohne Erfolg geblieben.

54) Seit 7. Mai spurlos verschwunden ist Franz Josef Ludwig Geßner aus Homburg v. d. Höhe. Derselbe ist 29 Jahre alt, von mittlerer Statur, dunkelblond, leidenschaftlicher Jäger, hatte bei seinem Fortgehen eine neue Jagdflinte und an baarem Gelde zwischen 44,000 und 50,000 Mark bei sich, reist ohne Paß. Die unglückliche Ehefrau hat alle deutschen Botschaften und obrigkeitlichen Behörden vergeblich in Bewegung gesetzt, um eine Spur ihres Mannes zu finden. „Meine Haare sind weiß geworden, die schlaflosen Nächte sind schrecklich!“ schreibt uns die Verlassene und bittet Alle dringend, die etwas über den Verbleib ihres Mannes wissen, es sofort uns mitzutheilen.

55) Der Matrose Friedrich Mayer, geboren zu Schnmiedeberg in Schlesien am 19. Januar 1857, ging, nach mancher glücklichen Fahrt, am 3. September 1876 von Stettin aus mit dem Schiffe „Julien Hayn“ zur See. In Bristol verließ die Mannschaft das Schiff, und seitdem hat der sonst stets gewissenhaft den Seinen schreibende Sohn keine Nachricht mehr von sich gegeben.

56) Luigi Ferrario, Kaufmann und Goldarbeiter, im Lombardischen geboren, wird seit 1882 vermißt und von seiner ganzen Familie schmerzlich ersehnt. Er soll sich in England oder Amerika aufhalten. Sein greiser Vater ist sogar erbötig, eine Nachricht, die das Wiederfinden des Vermißten sichert, mit 1000 Franken zu honoriren. Die Adresse des Vaters theilt die „Gartenlaube“ mit.

(Fortsetzung folgt.)

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 778. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_778.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2023)