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verschiedene: Die Gartenlaube (1886)

Widerstreben ihres Vaters, die Intriguen der Gräfin von Hatzfeld. Dönniges verspricht die Hand seiner Tochter dem rumänischen Bojaren Rackowitz. Helene flieht zu Lassalle; es folgt das Gespräch Lassalle’s mit ihrem Vater und dem Bojaren, das Duell, Lassalle’s Tod, von dem die tagelang im Fieber liegende Helene erst erfährt, als sie seinen Leichenzug erblickt: das ist der Schlußeffekt des Dramas.

Sterben durfte Helene von Rackowitz nicht; ein solches Attentat durfte Signore Calvi nicht ausüben; denn sie lebt ja noch und hat sich seitdem noch zweimal verheirathet. Das Stück ist zum Theil, mit freier dichterischer Ausschmücknng, nach ihren eigenen Denkwürdigkeiten gearbeitet. Sie selbst hat bekanntlich als Schauspielerin die Bühne diesseit und jenseit des Oceans betreten, und wenn es einem deutschen Schriftsteller einfiele, das Drama Calvi’s zu übersetzen, so könnte Helene von Dönniges sich selbst in demselben spielen.

Es ist begreiflich, daß der Liebesroman, als dessen Opfer Lassalle fiel, zu romanhafter oder dramatischer Fassung herausfordert. Für jedes Drama, welches diesen Stoff behandelt, stellt sich aber eine schwer zu überwindende Schwierigkeit entgegen: die geistige Bedeutung des Helden kann in diesem dramatischen Rahmen nicht zur Geltung kommen; hier ist er eben bloß Liebhaber, und der Name des scharfsinnigen Gelehrten und gefeierten Volksführers kann hier nur als ein Aushängeschild dienen, welches für den Helden und das Stück Reklame macht. +      

Bierbrauende Bäume. Aus den Reiseschilderungen kennen wir alle jene sonderbaren Pflanzen der südlichen Länder, welche den Eingeborenen die verschiedenartigsten Nahrungsmittel liefern: den Butter- und Brotbaum oder die vielfachen Arten der Kannenträger, welche in ihren Schlauchorganen Wasser ansammeln und dem dürstenden Wanderer erfrischenden Trank darbieten. Um die „bierbrauenden“ Bäume kennen zu lernen, brauchen wir jedoch nicht weite Reisen zu unternehmen; wir finden sie in unserer Heimat, und wenn sie trotzdem den meisten unserer Leser unbekannt geblieben sind, so geschah dies einfach darum, weil mit ihrem Bier nur die geflügelten Insektenscharen sich zu berauschen pflegen. Unsere Eichen erkranken ziemlich oft an einem Schleimflusse, welcher die Rinde und zuweilen auch das angrenzende Holz vernichtet. Der abgesonderte Schleim sieht schaumig aus und riecht nach Bier; er bildet das Ergebniß einer Gährung, welche durch eine Anzahl mikroskopischer Pilze hervorgerufen wird. Eine nähere Untersuchung, welche der Naturforscher Ludwig aus Greiz in letzter Zeit angestellt hatte, ergab nun, daß unter diesen winzigen Pilzen sich auch nahe Verwandte der allgemein bekannten Bierhefe befinden. Außer den Eichen erkranken, wenn auch seltener, in ähnlicher Weise die Pappeln und Birken, und alle diese Bäume locken zahlreiche Gäste herbei. Zu den kleinen in der Baumrinde eingerichteten „Brauereien“ flattern die bunten Schmetterlinge, die sonst nur aus duftenden Blüthenkelchen zu nippen pflegen; langsam kriechen zu ihnen bedächtige Hirschkäfer empor; vor Allem drängen sich aber an die offene Tafel begierige Hornissen, welche wahre Stammgäste in diesen natürlichen Bierschenken bilden. Dreißigmal besuchte Herr Ludwig eine und dieselbe Eiche, und regelmäßig fand er an dem Gährflecke zwei Hornissen saugend. Alle diese Bierschmecker des Insektenreiches bezechen sich bei diesen Gelagen in des Wortes vollster Bedeutung. Die Trunksucht der Insekten könnte uns an und für sich ziemlich gleichgültig bleiben; aber wir haben doch gewichtige Gründe, die Gährflecke zu vernichten und also die improvisirten Schenken zu schließen. Die Insekten verschleppen nämlich die Pilzkeime auf Risse und Astbrüche gesunder Bäume, welche in Folge dessen vielfach erkranken. *      


Allerlei Kurzweil.

Bilder-Räthsel.

Skataufgabe Nr. 7.
Von K. Buhle.

Die Vorhand tournirt auf folgende Karte:

(c. B) (c. D) (c. As) (tr. 9.) (tr. Z.) (tr. K.) (p. Z.) (p. D.) (car. As) (car. Z.)
die (c. D.) findet noch (car. 9) und gewinnt das Spiel. Dürften aber die beiden Gegner

zwei leere Blätter in einer Nebenfarbe (je Sieben und Acht) mit einander tauschen, so würde der Spieler schwarz werden.

Was hatte Spieler gedrückt? Wie sitzen die übrigen Karten? Welche Blätter sind zu tauschen, und wie ist in beiden Fällen der Gang des Spieles?


Auflösung der Skataufgabe Nr. 6 auf Seite 724.

Es hatte der Spieler in Hinterhand Grand-Schneider angesagt und zwar anf folgende Karte:

eW, gW, rW, eD, eZ, gD, gZ, rD,rZ, s7.

Er hat aber bei folgender Kartenvertheilung: Skat sZ, sO

Vorhand: eK, eO, e9, e8, e7, gO, g9, g8, g7, sK
Mittelhand: sW, gK, rK, rO, r9, r8, r7, sD, s9, s8

das Spiel schon in den ersten 3 Stichen, wie sie in der Aufgabe angegeben sind, verloren, denn die Gegner haben mit dem ersten und dritten Stiche zusammen 31 Augen hereinbekommen.

Auflösung des „Bilder-Räthsels“ auf Seite 756: 0Die Jahre biegen den stärksten Mann.


Inhalt: Ueber den Gartenzaun. Erzählung von A. Weber (Fortsetzung). S. 7S7. – „Halt, nicht so viel?“ Illustration S.7S7. – Die Traudel am Bach. Gedicht von M. Haushofer. Mit Illustration. S. 761. – Ein Friedhof ohne Gleichen und vierzig auferstandene Könige. Von Georg Ebers (Fortsetzung). S. 762. Mit Illustrationen S. 762, 763 und 764. – Sankt Michael. Roman von E. Werner (Fortsetzung). S. 765. – Studien aus dem Leben. Von Hermann Heiberg. Ihre erste Gesellschaft. S. 768. – Blätter und Blüthen: Frauenleben auf Sansibar. S. 771. – Das Tegetthoff-Denkmal in Wien. S. 771. – Herbstlandschaft in Holland. S. 771. Mit Illustration S. 769. – Ferdinand Lassalle auf der Bühne. S. 771. – Bierbrauende Bäume. S. 772. – Allerlei Kurzweil: Bilder-Räthsel. S. 772. – Skataufgabe Nr. 7. Von K. Buhle. S. 772. – Auflösung der Skataufgabe Nr. 6 auf S. 724. S. 772. – Auflösung des „Bilder-Räthsels“ auf S. 756. S. 772.



Unseren Abonnenten

theilen wir, veranlaßt durch viele Anfragen, hierdurch mit, daß wir von der „Gartenlaube“ die Jahrgänge 1868, 1869, 1872, 1875, 1876, 1877, 1878 und 1879, so lange unser Vorrath reicht, zu dem ermäßigten Preise von nur 3 Mark für den vollständigen Jahrgang noch abgeben können.

Wir hoffen, uns den Dank vieler unserer Abonnenten zu erwerben, wenn wir ihnen jetzt, wo sich die langen Winterabende wieder einstellen, Gelegenheit bieten, mit kleinem Aufwand eine Fülle unterhaltenden und belehrenden Lesestoffs für viele Mußestunden zu erwerben.

Aus dem reichen Inhalte der einzelnen Jahrgänge heben wir folgende größere Novellen und Erzählungen hervor:

1868:

Vetter Gabriel von Paul Heyse.
Die Brüder von Adolf Wilbrandt.
Der Schatz des Kurfürsten von Levin Schücking.

1869:

Reichsgräfin Gisela von E. Marlitt.
Die Gasselbuben von Herman Schmid.
Verlassen und verloren von Levin Schücking.

1872:

Am Altar von E. Werner.
Was die Schwalbe sang von Friedrich Spielhagen.
Ein Orangenzweig von A. Godin.

1875:

Die Kaiserin von Spinetta von Paul Heyse.
Ein kleines Bild von E. Wichert.
Hund und Katz von Herman Schmid.

1876:

Im Hause des Kommerzienraths von E. Marlitt.
Vineta von E. Werner.
Kein Herz von A. Godin.

1877:

Aus gährender Zeit von Victor Blüthgen.
Im Himmelmoos von Herman Schmid.
Eine schwarze Kugel von A. Godin.

1878:

Lumpenmüllers Lieschen von W. Heimburg.
Um hohen Preis von E. Werner.
Gebunden von E. Wichert.

1879:

Im Schillingshof von E. Marlitt.
Das Haus in der Schlucht von B. Möllhausen.
Clothilde von L. Herbst.

Jeder der vorstehenden Jahrgänge ist zum Preise von 3 Mark durch alle Buchhandlungen zu beziehen oder gegen Einsendung des Betrags (in Briefmarken) direkt von der Verlagshandlnng Ernst Keils Nachfolger in Leipzig. 


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1886). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1886, Seite 772. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1886)_772.jpg&oldid=- (Version vom 6.3.2023)