Seite:Die Gartenlaube (1886) 852.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Die Gartenlaube (1886)

Profit erlaubt; zufälligerweise geschieht dies aber gerade um die Vesperzeit, und nun hat sich der Maurer Xaveri auch zu der Gesellschaft geschlagen, die endlich noch vom alten Vater, der im Wirthshaus auf dem Austrag lebt, vervollständigt wird. Der Löb weiß gar viel Neues zu erzählen und nimmt es in manchen Dingen nicht genau, denn er denkt: „Was weiß so ein Bauer von Dem und Dem!“ Aber da kommt er beim Xaveri zum Unrechten – der weiß Alles, gerad’ wie ein G’studirter! Der kann dir sagen, wie der Blitz gemacht ist, und weiß die G’schichten vom Telegraphen und von der Eisenbahn; er kennt die G’setzer alle und sagt’s ganz genau, warum der Benedeck die Schlacht damals verloren hat; er hat eine Menge g’studirte Schriften daheim, und da liest er alles dies heraus.

Eben hat ihm der Löb eine harte Nuß zu knacken gegeben und hört begierig auf das, was der Xaveri darüber zu sagen weiß. Den bringt man aber nicht in Verlegenheit; wie ein Professor entwickelt er seine Ansicht, so klar und bündig, daß der Reiterbauer, die ewig brennende Pfeife im Mund, ganz ehrfurchtsvoll an den Worten des Dorfphilosophen hängt, während der alte Vater seine helle Freude an der Friedfertigkeit des Sprechers hat und freundlich lächelnd auf den Stolz der Gemeinde blickt. Die dralle, blonde Resi, die zur Schenke gekommen ist, um einen Liter zum „Untern“ (Vespermahlzeit) zu holen, versteht zwar nicht das Geringste von dem, was da gesprochen wird, aber das merkt sie doch, daß der Xaveri wieder einmal Einem ordentlich heimleuchtet, und das freut unser Dorfkind ganz außerordentlich, so daß die schöne Maid ganz gerne wartet, bis der Wirth Zeit hat, ihr Begehren zu erfüllen. Den darf man jetzt nicht stören, denn der erzählt dem fremden Bauern, der im Vorbeigehen eingekehrt ist, eben alles Mögliche von dem Xaveri, so daß der Gast in lauter Verwunderung und im halben Zweifel über das Wunder von einem Menschenkind gar nichts Anderes erwidern kann, als etwa: „Ja, war’s mögli!?“ Eine solche Dorfstubenscene hat K. Dery in seinem Bilde „Der Bauernphilosoph“ vortrefflich zur Anschauung gebracht; die scharfe Charakteristik der Figuren, die naturwahre Auffassung und die ungezwungene realistische Behandlung verleihen der hübschen Kulturskizze einen ganz eigenthümlichen Reiz.

Schriften von Daniel Sanders! Der berühmte Sprachforscher ist unablässig bemüht, die Resultate seiner Forschung den weitesten Kreisen zugänglich zu machen. So hat er jetzt ein „Deutsches Stil-Musterbuch mit Erläuterungen und Anmerkungen“ (Berlin, H. W. Müller) herausgegeben, eine Anleitung zum tiefereindringenden und verständnißvollen Lesen und zur Aneignung des richtigen guten und schönen Ausdrucks in der deutschen Sprache. Die Schrift enthält Aufsätze unserer klassischen Schriftsteller oder Abschnitte aus ihren Werken mit einem kurzen Kommentar, der bisweilen das Sachliche erläutert, meistens aber das Sprachliche und Stilistische zu lehrreicher Nutzanwendung für die Nachstrebenden ins Auge faßt. Eine andere von Sanders veröffentlichte Sammluug: „Fürs deutsche Haus“ (Berlin, S. Rosenbaum) bringt eine Blüthenlese aus der Bibel und den mustergültigen griechischen und römischen Schriftstellern, in denen Sanders die Grundlage unserer Volks- und gelehrten Bildung sieht. Er war, wie er im Vorwort sagt, bemüht, nicht nur überall schöne, glänzende und duftige Blumen auszuwählen, sondern auch, sie zu einem in sich geschlossenen Kranze zusammenzuwinden. Bei wirklichen Bruchstücken fehlt nie der Hinweis auf den Zusammenhang mit dem Ganzen, wozu sie gehören. Die besten Uebersetzungen sind für diese Blüthenlese benutzt. †      


Allerlei Kurzweil.


Skataufgabe Nr. 8.
Von Ernst Kaltschmidt.

Die Vorhand verliert auf folgende Karte:

(tr.As) (tr.Z) (tr.K) (p.As) (p.Z.) (p.K.) (c.As) (c. Z.) (car.As) (car.Z.)

bei fehlerfreier Spielführung ein Grand, während die Mittelhand, obwohl sie nur 8 Angen in der Hand hat, Grand mit 62 Augen gewonnen hätte.

Wie sitzen die Karten und wie ist der Verlauf des Spieles?

Auflösung der Skataufgabe Nr. 7 auf Seite 772.

Der Spieler hat gZ, gO (+ 13) gedrückt, und die Karten sitzen so:
  Mittelhand: gW, sW, rZ, eO, e8, e7, sK, sO, g8, g7
  Hinterhand: eW, rK, r8, r7, eD, gD, gK, g9, s8, s7.
Der Gang des Spieles würde so sein:

1. r9 ! rZ, rK (– 41)
2. g7, eD, rD (+ 22)
3. sD, sO, s7 (+ 14)
4. sZ, sK. s8 (+ 14)

womit Spieler gewinnt. Dürften aber die Gegner g7 und g8 mit s7, s8 vertauschen, so würde der Spieler bei folgender Spielführung schwarz werden:

1. r9, rZ, rK
2. e7, eD, e9
3. gD, rD, sW,
4. sK[1], r8 !, s9
5. gK, rO, gW !!
6. sO, r7, sZ
7. eW !! rW, sO

und Hinterhand bekommt die übrigen Stiche, so daß der Spieler schwarz wird.


  1. Auch auf eO oder e8 würde Hinterhand einstechen und der Spieler schwarz werden.
Briefkasten.

D. G. in Wien. Vergleichen Sie gefl. die „Allgemeine Deutsche Skatordnung, angenommen vom ersten Deutschen Skatkongreß zu Altenburg“ (Leipzig, 1886), welche Sie durch jede Buchhandlung beziehen können. Als ein gutes Lehrbuch ist das „Illustrirte Lehrbuch des Skatspiels“ von K. Buhle (Leipzig, 1885) zu empfehlen.


Inhalt: Die beiden Schaumlöffel. Eine Künstlergeschichte von Klara Biller (Fortsetzung). S. 837. – Bessarabisches Mädchen. Illustration. S. 837. – Schloß Babelsberg. Von A. Trinius. S. 843. Mit Illustrationen S. 841 und 844. – Deutsche Elemente in Paris. Von Marie Calm. Mit Illustrationen S. 845. – Sankt Michael. Roman von E. Werner (Fortsetzung). S. 846. – Etwas vom Sparen. Ein Blatt für die Hausfrauen. Von Emil Peschkau. S. 850. – Blätter und Blüthen: Eine vergessene Jugendschriftstellerin. S. 851. – Prinzessin Andiguilla. S. 851. – Der Bauernphilosoph. S. 851. Mit Illustration S. 849. – Schriften von Daniel Sanders. S. 852. – Allerlei Kurzweil: Skataufgabe Nr. 8. Von Ernst Kaltschmidt. S. 852. – Auflösung der Stataufgabe Nr. 7 auf S. 772. S. 852.


Empfehlenswerthe Festgeschenke für das deutsche Haus.
Bock’s Buch
vom gesunden und kranken Menschen.
Dreizehte verbesserte und vielfach vermehrte Auflage.
Mit vielen Abbildungen in Holzschnitt, einer anatomischen Tafel in Buntdruck und dem Portrait des Verfassers in Stahlstich.
herausgegeben von
Dr. Max Julius Zimmermann
2 Bände elegant gebunden 14 M. 50 Pf.

Dieses eminente Familienbuch, welches seit seinem ersten Erscheinen überall als belehrender und helfender Hausfreund anerkannt und geradezu unentbehrlich geworden ist, wurde bisher durch die erschienenen zwölf Auflagen in 185,000 Exemplaren verbreitet.
Die neue Auflage ist von dem durch seine populär-medicinischen Arbeiten bekannten Herausgeber Dr. med. Zimmermann, einem Schüler Bock’s, auf das Sorgfältigste durchgesehen und den Fortschritten der stetig und rastlos sich entwickelnden Wissenschaft entsprechend mit zahlreichen Zusätzen, Berichtigungen und Ergänzungen versehen worden.
Für Familien, welche Bock’s Buch noch nicht besitzen, dürfte es kaum ein werthvolleres und nützlicheres Weihnachtsgeschenk geben.


Vernünftige Gedanken einer Hausmutter.
Von C. Michael.
Zweite bedeutend vermehrte Auflage.
Elegant gebunden 5 Mark.

Das Buch zeigt der deutschen Frau, wie sie das Leben auffassen muß, um sich für alle Pflichten desselben die gleiche Geistesfrische und Ausdauer zu erhalten. Ueber alle Lebenslagen weiß die Verfasserin ein treffliches Wort zu sagen; sie ist das Muster einer deutschen Hausfrau.
Die „Vernünftigen Gedanken einer Hausmutter“ verdienen, als sinnigstes Geschenk für Frauen und Jungfrauen bestens empfohlen zu werden.

Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1886). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1886, Seite 852. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1886)_852.jpg&oldid=- (Version vom 4.5.2023)