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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

in diesem Winter in Amerika, wo er am Thaliatheater in New-York ausverkaufte Häuser machte, wie kaum ein anderer deutscher Darsteller, und vom Publikum und der Kritik mit Begeisterung aufgenommen wurde.

Was seine sonstigen Lebensverhältnisse betrifft, so erwähnen wir noch, das er mit zu den Begründern des Deutschen Theaters in Berlin gehörte, aber damals von Seinen Verpflichtungen gegen die Münchener Hofbühne nicht entbunden wurde, sondern gegen Zahlung einer bedeutenden Konventionalstrafe aus der Gesellschaft der Societäre des Deutschen Theaters ausscheiden mußte. Gegenwärtig aber ist er als künstlerischer Direktor bei dem Lessingtheater Blumenthals in Berlin engagirt, welches im nächsten Herbst seine Pforten öffnen wird.

Ernst Possart ist ein Künstler von ursprünglicher Begabung; wenn ihm ein dramatischer Charakter in der Seele aufgegangen, so verfügt er über die glänzendsten Mittel zur Gestaltung desselben. Mit großer geistiger Schärfe faßt er seine Umrisse auf; Maske und Gebärdenspiel tragen gleichmäßig dazu bei, ein einheitliches Gesammtbild hervorzurufen; vor allem aber ist er ein Meister des sprachlichen Ausdrucks, wobei er sich stets von allem Deklamatorischen freihält; er ist ein Rhetoriker ersten Ranges, ohne je dabei zu vergessen, daß die dramatische Rede nicht der letzte Zweck der darstellenden Kunst, sondern nur ein Mittel ist zur Erreichung ihrer Zwecke, in deren Dienst er sein prächtiges Organ, die logische Klarheit und zündende Begeisterung seines Vortrags giebt – und diese Verschmelzung des Charakteristischen mit hoher dichterischer Weihe gehört zu seiner Eigenart und räumt ihm einen so hervorragenden Rang unter den deutschen Schauspielern ein. Was er in rednerischer Hinsicht zu leisten vermag, zeigen sein „Nathan“ und sein „Manfred“ – er beherrscht das Wort salbungsvoller Weisheit und milder Lebensklugheit ebenso wie den Ausdruck eines mächtigen Gefühls- und Gedankenlebens, das sich an einem titanischen Ringen entzündet.

Unser Bild zeigt uns den Künstler in einer seiner bedeutendsten Rollen, als König Karl IX. in der „Bluthochzeit“ des unglücklichen, jüngst verstorbenen Albert Lindner. Dieser knabenhaft unreife König, von seiner Mutter zum Verbrechen angelernt, aber sich im entscheidenden Augenblick aus dem Intriguennetz der verworfenen Mediceerin losreißend, ist eine Prachtleistung, ein feines Charakterbild mit packender dramatischer Wendung. Hier sehen wir ihn im letzten Akt, in der Scene, wo er den Qualm der vergifteten Kerzen einathmet, welche seine Mutter einem andern Opfer bestimmt hatte. Sein Hamlet und Narciß, sein Richard III. und Shylock, vor allem sein Advokat Berent in Björnsons Drama „Ein Fallissement“ sind in ganz Deutschland bekannte Kunstleistungen. Neuerdings hat er sein Repertoire durch den Napoleon in dem Heigelschen Stück bereichert und diese Rolle steht, was die ausgezeichnete Maske des Gesichts und der Gestalt und das entsprechende Gebärdenspiel betrifft, würdig neben seinem Friedrich II. in „Des Königs Befehl“. Der König Heinrich VIII. in Gottschalls „Katharina Howard“, den er bei seinem letzten Gastspiel in Leipzig dargestellt, war ein frappantes Charakterbild von wahrhaft dämonischer Beleuchtung.

Noch ist Possart ein schaffensfreudiger Künstler; er ruht nicht auf den Lorbeern eines bisher geschaffenen Repertoires aus; das deutsche Publikum darf noch neue ausgezeichnete Leistungen von ihm erwarten.

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Harter Kampf. (Mit Illustration S. 309.) Wettreiten auf der Rennbahn, namentlich mit Hindernissen, gilt für die vollkommenste Leistung des Sportsman. Es handelt sich dabei nicht allein um die Reitkunst, sondern es ist auch mit der angeborenen Eigenthümlichkeit des Pferdes, mit den seine Schnelligkeit bedingenden und fördernden Eigenschaften sowie mit den Vorzügen und Schwächen des Thieres und seinem Temperament zu rechnen, um aus dieser Beurtheilung die möglichsten Vortheile zu ziehen und im Ringen um das Ziel dasselbe „als Erster“ zu erreichen. Hierzu kommt, daß „der Reiter im Sattel“ Körperhaltung, Sitz, Zügelführung und die Anwendung von Sporn und Peitsche nach der individuellen Eigenart des Pferdes bemessen muß; denn das Rennpferd ist sehr empfindlich; es kennt seine Aufgabe, und seine Kraftausnutzung muß mit kundigem Auge berechnet werden. Es ist somit keine leichte Aufgabe, ein Pferd mit Aussicht auf Erfolg in den Rennkampf zu führen. Die günstige Konstellation im Rennen währt oft nur wenige Sekunden und in dieser Zeit muß der Reiter die Chancen erfassen. Schon beim Eintritt in die „Gewinnseite“ des Rennplatzes beginnt der harte Kampf, bei welchem Roß und Reiter in höchste Erregung gerathen und wo die geschickte und kunstgemäße Führung des Pferdes und sein Können im glänzendsten Lichte hervortritt. Der Reiter muß genau den Punkt kennen, wo er seine Anstrengungen für den Entscheidungskampf zu beginnen hat. Diese instinktartige Gabe zur Beurtheilung der Schnelligkeit ist eine natürliche Anlage, die durch fortwährende Uebung zu einem höheren Grade ausgebildet werden kann. Es hat daher der Reiter eine lange, schwierige Schulung durchzumachen, bevor er alle Bedingungen und Hilfsmittel beherrscht, die erforderlich sind, um das Pferd siegreich am Pfosten vorüber zu führen.




Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)



B. K. Der in Nr. 13 besprochene Apparat von Soxhlet wird vielfach nachgeahmt; mit der Anfertigung des Originalapparates sind von Prof. Dr. Soxhlet selbst nur die Firmen Metzeler u. Comp. in München und C. Stiefenhofer ebendaselbst betraut worden.

Emmeline T. in Rußland. Die beste Auskunft auf Ihre Anfrage wird Ihnen Herr Herm. Th. Wechsung in Koburg, Herausgeber des „Archivs für Spielwaarenindustrie“, geben können. In dieser Zeitschrift werden Sie überhaupt eine Uebersicht fast sämmtlicher Neuigkeiten auf dem Gebiete der Spielwaaren finden.






Einladung zur Subskription auf E. Marlitts Romane.
Illustrierte Gesamt-Ausgabe. Vollständig in ca. 70 Lieferungen zum Preise von 40 Pfennig.

Schon im Sommer vorigen Jahres, nach dem Ableben der in den weitesten Kreisen bekannten und beliebten Gartenlaube-Erzählerin, wurden wir von zahlreichen Verehrern und Verehrerinnen derselben aufgefordert, eine Gesamt-Ausgabe der Marlittschen Romane zu billigem Preise herauszugeben und so die Anschaffung derselben Allen, auch den weniger Bemittelten, möglich zu machen.

Wir kommen diesen vielfach an uns gelangten Wünschen nach, indem wir von

E. Marlitts Romanen
eine Illustrierte Gesamt-Ausgabe
veranstalten, welche vollständig in ca.
70 Lieferungen zum Preise von je 40 Pf. (alle 14 Tage eine Lieferung)

im durchschnittlichen Umfang von 3 Druckbogen erscheinen wird.

Die Illustration der neuen Ausgabe haben wir einer Anzahl der tüchtigsten Künstler übertragen und ebenso für musterhafte Ausführung der Bilder in Holzschnitt und Zinkographie, für guten Druck und eleganteste Ausstattung gesorgt.

Es ist somit allen alten Freunden E. Marlitts, wie auch der jüngeren Generation, welcher zum Teil noch viele ihrer Werke fremd sind, die günstige Gelegenheit geboten, mit dem geringen Aufwand von 80 Pfennig im Monat sich in den Besitz einer schönen, illustrierten Ausgabe der sämtlichen Romane und Novellen der unvergeßlichen Erzählerin zu setzen und so auf billige und bequeme Weise eine in hohem Grade anregende und fesselnde Lektüre für viele Mußestunden zu erwerben.

Die neue Ausgabe beginnt mit dem beliebten Roman: „Das Geheimnis der alten Mamsell;“ demselben folgen: „Die zweite Frau“. – „Goldelse“. – „Das Haideprinzeßchen“. – „Im Hause des Kommerzienrathes“. – „Reichsgräfin Gisela“. – „Im Schillingshof“. – „Die Frau mit den Karfunkelsteinen“. – „Thüringer Erzählungen“ (enthaltend „Amtmanns Magd“, „Die zwölf Apostel“, „Der Blaubart“, sowie ihr bis jetzt ungedrucktes Erstlingswerk: „Schulmeisters Marie“). – Den Schluß bildet der hinterlassene Roman der Marlitt: „Das Eulenhaus“.

Beinahe alle Buchhandlungen sind in den Stand gesetzt, Bestellungen entgegenzunehmen und die erste Lieferung zur Ansicht vorzulegen. Wo der Bezug auf Schwierigkeiten stößt, wende man sich direkt an die

Verlagsbuchhandlung von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_324.jpg&oldid=- (Version vom 24.7.2016)