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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

der ehemaligen gefürsteten Grafschaft Henneberg, namentlich vom Kamm des Thüringer Waldes bis nach Koburg hinab, das sich als die südliche Hauptstadt dieses Nationalspeise-Reiches auszeichnet.

Die wesentlichste Eigenthümlichkeit derselben besteht aber darin, daß zur Bereitung dieser Klöße die Kartoffeln nicht erst gekocht, sondern in rohem Zustande gerieben werden. Ist dieser Brei gehörig (eine Nacht über) entwässert, so wird er tüchtig ausgepreßt, mit Milch angebrüht, mit scharf gerösteten Semmelbröckchen gefüllt und mit der Hand zu Kugeln geballt in das kochende Wasser geworfen. Wenn ihre Herstellung geglückt ist, so steigen sie, sobald sie „fertig“ sind, an die Oberfläche des Wassers und müssen nun auch sogleich auf den Tisch kommen. Wenn ein solcher Kloß auf dem Teller liegt, so darf er nicht mit dem Messer geschnitten werden, das wäre eine schwere Verletzung für jedes sachkundige Auge; der Kloß muß schon zittern, wenn man nur am Teller wackelt, und es braucht nur geringer Nachhilfe mit der Gabel, um ihn aus einander fallen und seine knusperige Fülle zeigen zu lassen. Neben der Klöße- hat allezeit die Bratenschüssel zu stehen, denn Klöße ohne Braten mit kräftiger fetter Brühe sind eine reine Unmöglichkeit und gälten für ebenso unannehmbar wie Braten ohne Klöße.

Diese Klöße, welche im Vogtland „grüne Klöße“, im Meiningischen Henneberg „Hütes“ und im Preußischen „Knolle“ oder „Knödel“ genannt

Kartoffelpresse.

werden, erfreuen sich der doppelten Ehre, indem sie von Fürsten des Landes als Hausmannskost hoch gehalten werden und von Dichtern des Landes poetisch verherrlicht worden sind. Ganz bestimmt wissen wir ersteres vom Koburger Hofe, von wo aus übrigens alle in Koburg erzogenen Prinzen des Hauses ihre heimathliche Leibspeise mit auf ihre hohen Lebensstellungen in die Fremde trugen. So kann Herzog Ernst II. von Koburg in seinen Memoiren (Band 1, IV. Kapitel) uns von seiner ersten Reise nach Portugal, wo sein Geschwisterkind Ferdinand von Koburg-Kohary als Gemahl der Maria II. da Gloria König war, erzählen, daß die dortige Küche „mit unserer Hausmannskost“ viele Ähnlichkeit habe und daß er in Lissabon auch schon mit Koburger Klößen überrascht worden sei. Wenige Volksleibspeisen können sich solcher Treue ihrer Liebhaber in der Fremde rühmen. Was aber die Poeten betrifft, so hat nicht nur schon ein Dichter in der Henneberger Mundart treffliche Belehrung über die Bereitung dieser Klöße ertheilt, wie z. B.:

„Klenner, röst’ die Bröckle,
Laß se net verbrenn’,
Mach hinsch kläne Stöckle,
Bin s’ ins Mäule genn’ –“

sondern der gefeiertste Henneberger Dichter der Gegenwart, Rudolf Baumbach, hat den „Hütes“ ein Lied gesungen, welches weit über das Klößegebiet hinaus, das übrigens auch jenseit der Meere seine Kolonien hat, unzählige Menschen erquickt.

Das Hauptinstrument zur Kloßbereitung ist die Kartoffelpresse. Sie gilt als so wichtig für den Haushalt, daß sie beim Aufbau des Ausstattungswagens früher immer ihren Ehrenplatz neben der Wiege gefunden hat. Erfährt ein solches Werkzeug eine wesentliche Verbesserung, so sind wir derselben unsere Aufmerksamkeit schuldig. Wie bei der Buchdruckerkunst die Presse lange Zeit von Holz war, bis die eiserne sie verdrängte, so tritt jetzt auch für die Kartoffelpressung an die Stelle der alten, oft recht unförmlichen hölzernen eine eiserne Presse, und zwar ist diese Erfindung in der südlichsten Hauptstadt des Klößegebiets, in Koburg, ins Leben getreten. Daß wir dieselbe sofort selbst probirten, ist selbstverständlich, und so können wir sie und ihren Verfertiger und Verkäufer, Joh. Nic. Dehler in Koburg, um so freudiger empfehlen, als seine neue starke und zierliche Eisenpresse uns die Veranlassung gab, diesen Gegenstand einmal vor unser Publikum zu bringen.

Fr. Hfm.     


Die Kornblume im Garten. Die Lieblingsblume Kaiser Wilhelms I. ist auch eine dankbare Gartenblume. Sie hat die Eigenschaft, daß sie beim Anbau oft ihre Farbe verändert; man kann aus ihr weiße und dunkelpurpurne, fleischfarbene, ziegelrothe und rosa Varietäten ziehen; manchmal wird sie sogar mehrfarbig. Ihr Anbau bereitet viel Vergnügen und die Blumen lassen sich sehr gut zu Sträußen verwenden. Allem Anschein nach ist sie auch einer Veredelung fähig und verdient darum eine besondere Aufmerksamkeit der Blumenliebhaber.

*     
Skat-Aufgabe Nr. 10.
Von K. Buhle.

Wie sitzen die übrigen Karten, wenn auf:

(p. As.)
(p. K)
(p. D)
(p. B)
(p. 8)
(p. 7.)
(c. 9.)
(c. 7)
(car. 9.)
(car. 7.)

Null oder Null ouvert bei richtigem Gegenspiel verloren werden muß?

Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 9 auf S. 500:

Die Karten sind so vertheilt: Skat: rK, s7.

Vorhand: cZ, gD, gO, g7, rD, rZ, rO, r9, r8, sZ.
Mittelhand: gW, g8, eK, eO. e9, sK, sO, s9, s8. r7.

Nimmt der Spieler die vorgespielten eZ, e9 mit dem eD mit, so folgt dann:

2. eW, g7, g8 (+2),
3. rW, gD, gW (– 15),
4. eK!, c7, sZ (– 14),
5. e0, c8, rD (- 14),
6. sK! sD, g0 (– 18),

und die Gegner haben 61 Augen. Hätte dagegen der Spieler den Stich laufen lassen, so folgte

2. sZ,[1] s8, sD (+ 21),
3. eW, g7, g8 (+ 2),
3. rW, gD, gW (– 15)
5. eK, c8, rD (– 15),
5. eO, eD, g0 (– 17))

und die Gegner hätten nur 57 Augen. Es ist übrigens kein Fehler, wenn der Spieler den ersten Stich mitnimmt, nur die eigenthümliche Sitzung bewirkt den Erfolg.

  1. Spielt Vorhand statt sZ Roth vor, so ergiebt sich dasselbe Resultat.
Skat-Briefkasten.

I. F. W. in N. Die eingesandte Lösung der Skat-Ausgabe Nr. 8 der „Gartenlaube“ ist richtig. Ihrer Ausstellung, daß jeder Spieler Grand auf die fragliche Karte gespielt haben würde, können wir deshalb nicht beipflichten, weil Eichel- (Kreuz-) Solo mit vier Matadoren, Schneider angesagt, 7 x 22, also 84 kostet, während Grand nur 5 x 16 = 80 gekostet haben würde. (Die Berechnung richtet sich nach den Bestimmungen der „Allgemeinen Deutschen Skatordnung“, welche von dem vom 7. bis s. Juli d. J. zu Dresden tagenden Skatkongreß für den Deutschen Skatverband als gültig angenommen worden ist, nachdem sie schon vor zwei Jahren vom Altenburger Skatkongreß on bloc angenommen worden war. Die Deutsche Skatordnung, entworfen von K. Buhle, erschienen bei Th. Thomas in Leipzig 1886, ist durch jede Buchhandlung für 50 Pfennig zu beziehen.)


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

B. H. in P An Büchern, welche dem Laien Anleitung geben, wie man Blumen im Zimmer pflegen soll, fehlt es nicht. Viele von denselben sind Jedoch recht umfangreich und enthalten Details, welche für die große Masse der gewöhnlichen Blumenliebhaber ohne Belang sind. Ein kurzes Büchlein, welches in klarer übersichtlicher Form das Wichtigste auf diesem Gebiete vorführt, ist aber namentlich dem Anfänger zu empfehlen. Ein solcher trefflicher Leitfaden ist „Der Zimmergarten“ von Davidis-Hartwig (Leipzig, J. Bädeker). Das Büchlein ist als Ergänzungsband zu Henriette Davidis’ „Küchen- und Blumengarten für Hausfrauen“, der bereits 15 Auflagen erlebt hat, erschienen. Die Zahl der Hausfrauen, welche auf den Bau der Küchenkräuter verzichten müssen, aber Blumen im Zimmer gern ziehen und pflegen möchten, ist sehr groß und ihnen wird der „Zimmergarten“ von Davidis-Hartwig besonders willkommen sein.

E. T. in Zw. Sie finden die gewünschte Auskunft in dem Werke „Die Berufswahl im Staatsdienst“ von A. Draeger (Leipzig, C. A. Kochs Verlag).

R. L. in Budapest. Wir bitten um Angabe der genauen Adresse behufs brieflicher Auskunft.

A. N. in Leipzig. Nicht nur Wildschweine sind Feinde und Vertilger der Kreuzotter: auch die Igel und eine ganze Anzahl von Vögeln vertilgen dieselbe. Selbst unser Haushahn kann mit der Giftschlange fertig werden und ihr den Garaus machen. Die natürlichen Feinde können jedoch, wie die Erfahrung lehrt, diese Giftbrut nicht ausrotten. Darum sollte der Mensch in dem Vernichtungskampf systematisch vorgehen.

Carl K. in Essex, Iowa. Das Wort „Glast“, welches Ihnen in der ersten Strophe des Gedichtes: „Kaiser Friedrich todt!“ (Nr. 25, Halbheft 14 und Ganzheft 7 dieses Jahrgangs) auffällt, ist gut deutschen Ursprungs und bedeutet soviel als „Glanz“; allerdings findet man es meist nur in dichterischen Erzeugnissen verwandt.

A. K. in Breslau. Von Ihrer Mittheilung, daß außer der von uns in Nr. 27 erwähnten Panoramenkarte in Kreisform auch eine solche, welche den im schönsten Theile des Salzkammerguts belegenen Schafberg zum Mittelpunkt hat, im Buchhandel erschienen ist, nehmen wir hier gern Notiz. Weitere gute Panoramakarten sind Stolles „Brockenpanorama“, entworfen und gezeichnet von Oskar v. Bomsdorff (Verlag von C. R. Stolles Hofbuchhandlung in Harzburg), „Panorama vom Königstein“ von A. von Gutbier (Verlag von Hermann Burdach in Dresden) und „Rundsicht von der Hohen Mense“ von Max Krause in Glatz.

Privatgelehrter H. in B. Sie behaupten, die Quadratur des Zirkels gefunden zu haben, und wollen Ihre Lösung an diejenige Akademie senden, welche „den hohen Preis“ dafür ausgesetzt hat. Wir können Ihnen nur mittheilen, daß ein solcher Preis nirgends ausgesetzt ist. Die Quadratur des Zirkels, das heißt die Verwandlung eines Kreises in ein flächengleiches Quadrat mit alleiniger Anwendung von Zirkel und Lineal, ist unmöglich. Es ist dies von hervorragenden Mathematikern wiederholt bewiesen worden, zuletzt von Professor Lindemann. Wir können Ihnen bestimmt erklären, daß keine Akademie sich der fruchtlosen Mühe, derartige Lösungen zu prüfen, unterziehen wird.


In dem unterzeichneten Verlage ist soeben erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:

Das Eulenhaus.
Hinterlassener Roman
von E. Marlitt.
Vollendet von W. Heimburg.
2 Bände eleg. broch. M. 7,50 Eleg. geb. in 1 Lnbd. M. 8,50.
Das Loggbuch des Kapitäns Eisenfinger.
Roman
von Balduin Wöllhausen.
Zweite Auflage
3 Bände eleg. broch. M. 9.–. Eleg. geb. in 3 Lnbde. M. 11.–.
Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 668. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_668.jpg&oldid=- (Version vom 5.6.2022)