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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

Der Großvater.
Studienkopf von G. Hackl.


Seele und deren Geheimniß, daß eine die andere zu ihrer völligen Ergänzung ersehne, wurde ihnen bald offenbar.

Der General hatte in seiner Ehrfurcht vor dem Königssohn nicht gewagt, gegen ihn Vorstellungen wegen der zu erkennbaren Leidenschaft für seine Tochter zu erheben und ebenso wenig besaß er die Energie, sie aus dem gefährlichen Bannkreis dieser Leidenschaft zu entrücken. In der hohen nervösen Erregung, die er an Karoline wahrnahm, befürchtete er das Schlimmste, wenn er durch ihre Entfernung einen Gewaltstreich gegen sie ausführte, der ihr Herz treffen mußte. In seiner Besorgniß wandte er sich aber freimüthig an seine königliche Freundin in London und rieth ihr, durch Zurückberufung des Prinzen das in ihm entfachte Feuer noch rechtzeitig verglimmen zu lassen. Die Antwort der Königin wollte die Angelegenheit nicht als so ernsthaft aufgefaßt haben; vielmehr drückte sie eine gewisse Freude darüber aus, daß ihr Sohn durch eine Liebe zu solchem Mädchen von leichtsinnigen Verbindungen abgehalten würde.

Linsingen fühlte dadurch sein Gewissen auch beruhigt; es blieb wolkenloser Himmel über den Liebenden und sie fanden unbehindertes Wiedersehen, das ihren Herzensbund festigte. Respekt und Etikette ließen überall, wohin auf einem Gartenfest oder in Ballsälen der Prinz seine Schritte lenkte, freien Raum um ihn

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 797. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_797.jpg&oldid=- (Version vom 24.3.2018)