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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

ist, bewährt sich in diesem gemüthvollen Bilde der Trauer als ein meisterlicher Darsteller der ernsten Seiten des Lebens. Er hat den Charakter des Volkes seiner Schweizerischen Heimath in seiner ganzen Gemüthstiefe studirt und bringt nun seine unmittelbaren Aufnahmen unverfälscht mit künstlerischer Vollendung zum bildlichen Ausdruck. Das wirkungsvolle Bild fand auf der Berliner Kunstausstellung von 1888 ehrenvolle Erwähnung.


Frische Blüthen zu Weihnachten. In Deutschland ist hier und dort die Sitte verbreitet, die Wohnung um die Weihnachtszeit mit blühenden Zweigen zu schmücken. Wir haben schon einmal derselben flüchtig gedacht; heute möchten wir einige praktische Regeln zur Erzielung dieses anmuthigen Blumenflors geben.

Nach den Bauernregeln soll man die Zweige von Bäumen und Sträuchen, wenn Sie zu Weihnachten blühen sollen, an gewissen Tagen brechen und Sie alsdann im warmen Zimmer in ein mit Wasser gefülltes Glas stellen. Als die geeigneten Tage werden je nach den Gegenden der Andreastag (30. November), St. Barbara (4. Dezember) und St. Nikolaus (6. Dezember) bezeichnet. Diese Bauernregel ins „Wissenschaftliche“ übertragen lautet, daß man die Zweige, wenn es schon einige Male gefroren hat, Anfang Dezember, brechen soll. Es empfiehlt sich in der That, dieselben zu brechen anstatt zu schneiden, weil die Bruchfläche das Aufsaugen des Wassers mehr begünstigt als der glatte Schnitt. Die Zweige sind in einem mit Wasser gefüllten Gefäß möglichst ans Licht zu setzen. Täglich ist frisches Wasser in das Gefäß zu gießen, damit es immer voll bleibt.

Das Bespritzen der Zweige mit einem Zerstäuber befördert das Treiben; zu vermeiden ist dagegen jäher Temperaturwechsel. Sinkt z. B. die Temperatur in dem am Tage geheizten Zimmer während der Nacht um ein Bedeutendes herab, so gehen die Zweige zu Grunde, am zuträglichsten erscheint eine Temperatur von 12° bis 15° R. H. Jäger bemerkt in seiner „Winterflora“, daß bei manchen Zweigen, wie z. B. denen der Traubenkirsche, die Blüthen sich vollkommener entwickeln, wenn man das Wasser kalt hält und zu diesem Zwecke immer ein Stückchen Eis in dasselbe legt.

Selbstverständlich muß man zu diesem Weihnachtsschmuck nur frühblühende Holzarten wählen. Die Auswahl aber ist dabei immer noch sehr reichhaltig. Zuvörderst sind alle Obstarten zu nennen, namentlich Kirschen und Aepfel. Aprikosen, Mandeln und Pfirsiche geben gleichfalls gute Resultate. Dann sind aber die duftenden Fliederarten zu berücksichtigen, und zwar besonders der weiße spanische Flieder und der persische (Syringa persica). Besonders dankbar erweist sich schließlich unser bekannter Waldstrauch Steinröschen oder Seidelbast, der sich durch seine purpurrothen wie Hyazinthen duftenden Blumen auszeichnet. Zweige desselben gelangen nämlich am frühesten zur Blüthe, in der Regel schon nach etwa 8 Tagen.

Man braucht jedoch diese interessante und Herz und Auge erfreuende Treiberei nicht ausschließlich auf die Weihnachtszeit zu beschränken. Auch im späteren Winter kann sie fortgesetzt werden, ja die Blüthen werden um so vollkommener, je später man die Zweige bricht und ins Wasser setzt.

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Briefkästen am Ocean. Im Süden des amerikanischen Festlandes, an der Küste von Patagonien, welches durch die Magellanstraße von dem Feuerlande getrennt wird, befindet sich ein Postamt, das zweifellos zu den primitivsten der ganzen Welt gehört, da es nicht einmal einen einzigen Beamten aufzuweisen hat. Dicht am Strande ist ein starker Balken mit der Aufschrift „Post office“ aufgerichtet und neben ihm liegt, an starker eiserner Kette befestigt, ein Faß mit verschließbarem Deckel. Die Schiffe, welche die Magellanstraße passiren, senden ein Boot an die Küste, lassen diejenigen Briefe, die auf dem einzuhaltenden Kurs befördert werden müssen, herausnehmen und dafür die eigenen Postsachen hineinlegen, um erstere in dem nächsten Hafen mit regelmäßiger Postverbindung zum Weiterversand aufzugeben. In der Torresstraße auf einer zu Australien gehörigen Insel befindet sich eine ähnliche Poststation, die trotz ihrer Einfachheit ebenfalls ihren Zweck erfüllt.


Das Denkmal der Völkerschlacht bei Leipzig. Der Gedanke, den gewaltigen Kampf, in welchem nach dreitägigem Ringen auf den blutgetränkten Ebenen Leipzigs der französischen Oberherrschaft über Deutschland ein Ende gemacht und der korsische Eroberer zu Boden geschmettert wurde, durch ein Nationaldenkmal zu verherrlichen, entstand bereits im Jahre 1814. Man hatte drei Entwürfe beschafft, die dem damaligen Zeitgeschmack in ausgiebiger Weise Rechnung trugen. Der erste Entwurf zeigte einen Sockel mit senkrecht darauf gestelltem Kolossalschwerte, die Spitze nach oben gerichtet. Auf dem zweiten Entwurfe trug der Sockel, quergelegt, Schwert und Landwehrkreuz, während auf dem dritten Entwurfe eine aus Lanzen gebildete Säule, mit einem Kreuze als Krönung, dargestellt war. Einen weiteren, wohl den besten Vorschlag in der Denkmalsangelegenheit, machte Kotzebue. Er wollte, daß die auf dem Felsberge, unweit Reichenbach im Odenwalde, liegende sogenannte „Römersäule“ auf dem Schlachtfelde bei Leipzig aufgerichtet würde, ein Denkmal, verfertigt von den ersten Unterdrückern Deutschlands und aufgestellt zur Erinnerung an den herrlichen Sieg über die letzten Unterjocher der deutschen Völkerstämme.

„Daß auf den Feldern bei Leipzig,“ schrieb damals Arndt, „ein Ehrenmal errichtet werden muß, damit auch die spätesten Enkel noch ersehen, was daselbst in den Oktobertagen des Jahres 1813 geschah, darüber ist in ganz Deutschland, ja wohl in der ganzen Welt, nur eine Stimme.“ Arndt machte dazu auch einen Vorschlag, aber niemand nahm sich der Sache ernstlich an, und so unterblieb die Ausführung.

Da kam das Jahr 1863 und mit ihm die großartige fünfzigjährige Jubelfeier der Leipziger Völkerschlacht, wozu mehr als zweihundert Städte Abgeordnete gesendet hatten und welcher noch Hunderte von Veteranen aus den Riesenkämpfen jener Tage beiwohnten. Auf der Höhe bei Stötteritz, unfern der Stätte, von welcher aus Napoleon am 18. Oktober die Entscheidungsschlacht leitete und in später Abendstunde sich zur Flucht wandte, wurde in Gegenwart einer unübersehbaren Menschenmenge der Grundstein zu einem Denkmal in die Erde gesenkt und dabei ein begeisterter Weiheakt vollzogen. Die politischen Verhältnisse der nächsten Zeit waren aber leider nicht dazu angethan, das Denkmalsprojekt weiter zu verfolgen.

Das alles hat sich ausgeglichen. Das deutsche Volk steht geeinigt und verbrüdert in allen seinen Stämmen, und so konnte auch mit der fünfundsiebzigsten Erinnerungsfeier an die Völkerschlacht der Gedanke, auf der Blutstätte, wo Deutschlands Rettung errungen wurde, ein Denkmal aufzurichten, neu erstehen und begeisterte Aufnahme finden. Hatten die unerwarteten Ereignisse, welche Jahr auf Jahr einander folgten, die Kämpfe der Gegenwart, der Dank für die Gefallenen und Kämpfer der neuen Schlachten, Blicke und Gedanken von den fast sagenhaft gewordenen Kämpfen der Vergangenheit abgelenkt, so einigte sich nunmehr Alldeutschland zu gemeinsamer Tilgung jener Dankesschuld. In Leipzig bildete sich ein Komité zur Errichtung eines Denkmals, und alsbald meldeten sich die Vertretungen von fünfzehn der bedeutendsten Städte, Augsburg, Berlin, Braunschweig, Bremen, Brünn, Cassel, Dresden, Graz, Hannover, Karlsruhe, Königsberg, Leipzig, Oldenburg, Posen und Weimar zur Annahme von Gaben für das Ehrenmal. Auch von vielen anderen Seiten wurden der Schöpfung eines solchen die wärmsten Sympathien entgegengebracht.

So darf man denn hoffen, daß in nicht ferner Zeit das von der ganzen Nation dargebrachte Erinnerungsmal über den blutgetränkten Gefilden der Völkerschlacht erglänzen werde, nicht allein als Zeichen der Dankbarkeit, sondern auch als Wahrzeichen deutscher Kraft und deutschen Muthes, die vielleicht gebeugt, aber nimmer gebrochen werden konnten und keinen Feind, wäre er auch der mächtigste, zu fürchten brauchen.

Otto Moser.



Damespiel-Aufgabe.
Von Erich Fabian.

Weiß zieht und gewinnt.




Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

M. H. in S. Daß die neue Garnisondienstvorschrift über 50 Fremdwörter durch deutsche Ausdrücke ersetzt hat, ist richtig. Statt „Funktionen“ heißt es jetzt Obliegenheiten, statt „lokal“ örtlich, statt „Revision“ Prüfung und Nachsehen; für „formiren“ sagt man „sich aufstellen“, für „cotoyiren“ begleiten, „visitiren“ nachsehen, „speciell“ besonders, für „aktiven Dienst“ Einberufung zur Fahne; das „Bureau“ heißt Geschäftsstube oder Geschäftsraum, die „Administration“ Verwaltungsbehörde, die „Wachtinstruktion“ Wachtvorschrift etc.

F. W. in K. Elise Polkos Artikel „Im Kinderhospital“ („Gartenlaube“ 1887, S. 855) ist erfreulicherweise nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen, das bezeugt nicht nur Ihre freundliche Zuschrift, für die wir bestens danken, sondern auch ein Brief, welcher der Verfasserin von jenseit des Oceans zugegangen ist. In Cleveland (Nord-Amerika) hat sich ein Verein gebildet, dessen Zweck die Gründung eines Kinder-Hospitals ist, und die Betheiligung an dem schönen Unternehmen ist eine sehr rege. „Der Deutsche und alle übrigen Ausländer“, heißt es in dem genannten Briefe, „wenden ihre Hilfe meist den Bedrängten ihrer eigenen Nation zu; doch in diesem Falle, bei der Gründung eines Kinderhospitals, vereinigen sich sämmtliche Nationalitäten.“ Möchten solche erfreuliche Nachrichten uns noch mehr zugehen!

D. A. in M. Wenn ihre Bewerbungen um eine Stelle Erfolg haben sollen, so müssen Sie in erster Reihe genau prüfen, welche Anforderungen gestellt werden und ob Sie im Stande sind, diesen voll und ganz zu entsprechen. Verlangt der Suchende Fertigkeit im Englischen und Französischen und Sie können nur die eine der Sprachen, so wird eine Bewerbung fast immer unnütz sein. – Die Zeugnisse schickt man nicht im Original, sondern stets in beglaubigter Abschrift, da niemand zur Zurücksendung derselben verpflichtet ist.

Fröbelfreund in Beuthen. Die bisher eingegangenen Beiträge zum Bau eines Ehrenthurms für Friedrich Fröbel haben insgesammt die Höhe von 2629 Mark 70 Pfennig erreicht. Diese Summe ist gewiß dankenswerth, reicht aber noch lange nicht hin, um die Baukosten, welche etwa 9000 Mark betragen, zu decken. Möchten deshalb gleich Ihnen noch recht viele Verehrer des unvergeßlichen Kinderfreundes dem Komitee für den Thurmbau (dem Vorsitzenden des Thüringerwald-Vereins Trautner in Oberweißbach) größere oder kleinere Beiträge zuweisen!




Inhalt: Deutsche Art, treu gewahrt. Eine Hofgeschichte aus dem 17. Jahrhundert von Stefanie Keyser (Fortsetzung). S. 809. – Versperrter Weg. Illustration. S. 809. – Karoline von Linsingen. Aus dem Leben einer schwergeprüften Frau. Nach ihren Briefen und Aufzeichnungen. Von Schmidt-Weißenfels (Fortsetzung). S. 814. – Originalgestalten in der heimischen Vogelwelt. Thiercharakterzeichnungen von Adolf und Karl Müller. 1. Herrscher: Stein- und Goldadler. S. 817. Mit Illustrationen S. 817 und 818. – Die Alpenfee. Roman von E. Werner (Fortsetzung). S. 819. – Der Fleiß. Illustration. S. 821. – Blätter und Blüthen: Eine Biographie Theodor Storms. S. 823. – Der Arzt. S. 823. Mit Illustration. S. 813. – Frische Blüthen zu Weihnachten. S. 824. – Briefkästen am Ocean. S. 824. – Das Denkmal der Völkerschlacht bei Leipzig. Von Otto Moser. S. 824. – Damespiel-Aufgabe. S. 824. – Kleiner Briefkasten. S. 824.




Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. – Druck von A. Wiede in Leipzig.


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