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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

23. Mai in Gegenwart des Königs Humbert von Italien stattgefunden. Kaiser Wilhelm II. selbst hatte das Kommando über die in Parade stehenden Truppen übernommen und ließ es sich nicht nehmen, seinem königlichen Gaste das Leibgardehusarenregiment persönlich vorzuführen. Von den Fenstern des Stadtschlosses aber sah die Kaiserin Augusta mit ihren zwei ältesten Söhnen hinab auf das glänzende, von einer prächtigen Frühlingssonne überstrahlte Schauspiel.

Vermißten-Liste. Zuerst wollen wir Bericht erstatten über diejenigen, deren Spur infolge unserer Aufrufe aufgefunden worden ist.

Herr Hermann Danke aus Dresden benachrichtigt uns, daß die Vermißten-Liste der „Gartenlaube“ es ermöglicht habe, den Aufenthaltsort seiner Söhne in Amerika zu ermitteln; er spricht uns seinen wärmsten Dank aus.

Der Sattler August Vesterling giebt selbst seinen Wohnort, London, an mit der Bitte, ihn seinen Schwestern zu nennen, denen wir die frohe Botschaft gern überbracht haben.

Der Vater des Maschinentechnikers Robert Götze theilt uns hocherfreut und mit rührenden Dankesworten mit, daß sein Sohn, nachdem er unsere Aufforderung gelesen, sofort geschrieben habe und somit das Glück und die Ruhe einer ganzen Familie wieder hergestellt worden sei.

Frau Dr. Grapengießer konnten wir die allerdings schmerzliche Mittheilung von dem Tode ihres Gatten durch verschiedentlich eingegangene glaubwürdige Belege bestätigen und die Gattin so wenigstens aus der peinlichen Ungewißheit über das Schicksal des Mannes erlösen.

Der Schneidergesell Wilhelm Hülpüsch wurde ebenfalls ausfindig gemacht, und wir vermochten der besorgten Mutter die langersehnte Nachricht zu überbringen, daß ihr Sohn noch lebe und sich bester Gesundheit erfreue.

Herrn E. Ziegert in Altenburg i. S. ist es zu danken, daß wir Kenntniß von dem Tod des Mechanikers Alfred Messerschmidt erhielten und denselben dem Bruder, der lange schon in Sorge um den Vermißten lebte, schonend mittheilen konnten.

Ferner ist uns der Aufenthaltsort des Musiklehrers Emil Baarts, Montreal in Kanada, genannt und von uns der Schwester des lange vergeblich Gesuchten bekannt gegeben worden.

Dem Vater des Schneidergesellen Karl Bernhard Senf konnten wir infolge der Zuschrift des Herrn Wilhelm Dilg in Saarbrücken die freudige Nachricht zukommen lassen, daß sein Sohn am Leben sei.

Auch der Korbmacher Friedrich Wilhelm Ferdinand Gierth, welcher von seiner Schwester gesucht wurde, hat der „Gartenlaube“ seine Adresse angegeben; er lebt zu Leicester in England.

Herr G. Richard Goerne in Chemnitz berichtet uns, daß er als Krankenpfleger nach der Schlacht bei St. Privat einen Hornisten gepflegt habe, der schwer verwundet in seinen Armen das Leben ausgehaucht habe; der Beschreibung nach ist es der von seinen Angehörigen gesuchte Musiker Wilhelm Karl Friedrich Ulbricht gewesen, der den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist.

Ferner ist es uns gelungen, den Schiffszimmermann Bernhard Karl Ludwig Grabbert aufzufinden.

Eine Karte ist uns zugegangen, welche über den Schmelztiegelfabrikanten Johann Baptist Schoepf Auskunft giebt. Leider ist die Frau des Gesuchten auf Grund der von ihr angegebenen Adresse von der Post nicht aufzufinden gewesen, und so konnten ihr bis heute die Nachrichten nicht zugestellt werden.

Schließlich können wir dem Vorstehenden noch hinzufügen, daß auch der Aufruf betreffs des Seemanns Carl Gustav Alfred Püschel dadurch erledigt worden ist, daß der Verschollene nach langer Zeit wieder an seine Eltern geschrieben hat.

Bei Veröffentlichung dieser so erfreulichen Ergebnisse sprechen wir allen denen wiederholt unsern Dank aus, die uns bei Aufsuchen der Verschollenen durch Mittheilungen unterstützt haben; gleichzeitig lassen wir die Fortsetzung unserer Vermißten-Liste folgen, mit der Bitte an unsere Leser, auch dieser ihre freundliche Aufmerksamkeit schenken zu wollen, die allein es ermöglicht hat, daß schon so mancher Verlorengeglaubte seinen Angehörigen wieder zugeführt werden konnte.

Fortsetzung der Vermißten-Liste aus Nr. 41 des Jahrg. 1888.

166) Hermann Wilhelm Kröber, Schiffskoch, geb. 22. März 1849 zu Dresden, schrieb zum letzten Male am 20. März 1883 von Valparaiso aus, daß seine Mutter ihm den Brief in 4 Monaten beantworten möge, er werde dann in Liverpool sein. Obschon die Mutter seinem Wunsche nachgekommen ist, hat sie doch keine Antwort auf ihren Brief erhalten. Dagegen gab das Seeamt in London an, daß Kröber in Liverpool mit dem Schiffe „Seaward“ gelandet, aber am 13. Dezember 1883 nach Cardiff weitergegangen sei. Die Mutter, die schon einen Sohn, der Matrose war, verloren hat, lebt in großer Sorge, daß auch diesem ihrem Kinde etwas zugestoßen sein könne, zumal es schon einmal bei einem Schiffbruch nur das nackte Leben gerettet hat. Kröber verlor damals auch seine Papiere; die neuausgestellten aber, die ihm die Mutter zusandte, mag er nicht bekommen haben und reist nun vielleicht ohne jeden Ausweis umher.

167) Seit seinem letzten Briefe vom 19. Januar 1878 von Koburg aus ist der am 29. Mai 1856 zu Bieberstein bei Siebenlehn geborene, in Obergruna heimathsberechtigte Schlosser Bruno Straube für seine bekümmerten Eltern verschollen. Dieselben bitten auf diesem Wege dringend um ein Lebenszeichen. Diesem Aufruf der Eltern ist noch hinzuzufügen, daß Straube vom August des Jahres 1878 bis 28. Juli 1879 bei einem Schlossermeister in Koburg in Arbeit gestanden und sich dann nach Leipzig abgemeldet hat, wie eine Mittheilung des Magistrats von Koburg angiebt.

168) Karl Friedrich Wilhelm Sandring, geb. 9. Febr. 1851 oder 1852 zu Halle a. d. S., war zuletzt Hausdiener in Hamburg, von wo im Oktober 1884 die letzten Nachrichten kamen. Die hochbetagte, unbemittelte und zum Theil von Unterstützungsgeldern lebende Mutter des Verschollenen hat nur den einen Wunsch, noch einmal etwas von ihrem Sohne zu hören.

169) Julius Michael Rudolph Lassotta, geb. 6. Sept. 1842 zu Murowana-Goslin in Posen, seines Zeichens Schmied, ist am 7. Mai 1863 nach Hirschberg in Schlesien gegangen, von wo er sich am 12. Juli 1864 nach Halle (vermuthlich „Halle in Westfalen“) abgemeldet hat. Seit der Zeit fehlt jede Spur von dem Verschollenen.

170) Der Arbeiter Johann Carl August Reinke, geb. 12. Januar 1852 zu Wurchow im Kreis Neu-Stettin, wohnte noch im Febr. 1885 in Alt-Stettin, Kirchenstraße 6. Alle später an Reinke gerichteten Briefe sind zurückgekommen. Die betagten Eltern in Meriden, Conn., würden Nachrichten über ihren Sohn mit größtem Dank entgegennehmen.

171) Eine kränkliche, mittellose Frau, die vor mehr als 2 Jahren ihren Gatten verlor, hat den sehnlichsten Wunsch, ihren Bruder noch einmal zu sehen. Derselbe, Carl Richter, geb. im Jahre 1822 zu Heinrichsgrün in Böhmen, war vor etwa 40 Jahren Knecht auf einem Rittergut, das ungefähr eine Stunde von Saaz entfernt lag. Näheres über den Vermißten vermag die Schwester nicht anzugeben, und es ist auch auf verschiedentliche Nachforschungen hin die Spur Richters nicht aufzufinden gewesen.

172) Eine Summe Geldes, die ihm durch Erbschaft zugefallen ist, soll dem Maschinenbauer Robert Franke, geb. 11. Dezember 1852 zu Stolzenhain, ausgezahlt werden. Vor ungefähr 5 Jahren hielt sich Franke in Düsseldorf auf.

173) Friedrich Wilhelm Wenetzki, geb. 16. Mai 1849 zu Albrechtsdorf, Kreis Pr.-Eylau (Ostpreußen), ging, nachdem er in Königsberg in Preußen die Konditorei erlernt hatte, im Jahre 1868 über Frankreich nach Südamerika, von wo er im März 1880 noch schrieb, daß er eine Schäferei gründen wolle. Einem Schreiben des deutschen Konsulats in Buenos Ayres zufolge hat sich Wenetzki zuletzt auf der Farm Estancia Los Jaguelitos de Bellocq, Pillahuinco, Argent. Republik befunden. Das ist alles, was die kranken alleinstehenden Schwestern, denen nicht nur der Vater, sondern auch die Mutter gestorben ist, über den Verbleib ihres Bruders wissen.

174) Georg Paul Pühler, geb. 28. August 1853 zu Altdorf (Bayern, Kr. Mittelfranken) war als Schiffsschreiner auf der Bark „Professor Mohn“ in Stellung. Er schrieb einen letzten Brief von Singapore aus im November 1886 und wurde am 26. Januar 1887 in Hongkong ausgeschifft, seit welchem Tag er verschollen ist. Der Vater Pühlers möchte wissen, wo sein Sohn geblieben ist.

175) Der Schreiber Carl Wilhelm Albert Hoffmann, geb. am 5. Sept. 1863 zu Hannover, hat am 11. Dezember 1880 Hannover heimlich verlassen und soll Tags darauf durch Göttingen gekommen sein. Seitdem fehlt jede Spur desselben.

176) Der Techniker Friedrich Fabian ist am 18. Juli 1857 zu Calbe a. d. Saale geboren und Soldat gewesen, seit 21. Dezember 1884 aber aus Bremerhaven, wo er von seinem Vater, dem Steinsetzmeister F. in Berlin, zur Beaufsichtigung seiner Arbeiter angestellt war, verschwunden. Dem letzten Schreiben vom 16. Dezember 1884 zufolge wollte er im Frühjahr zur See, um vermuthlich nach Amerika oder England zu gehen. Seine Eltern bitten dringend um Nachrichten über den Verschollenen.

177) Josef Preißer, geb. zu Apatin in Ungarn am 14. Mai 1856, wanderte im Jahre 1880 nach Amerika aus. Sein letzter Brief kam im Juni 1884 aus Pittsburg in d. V. St., wo P. in einer Gerberei beschäftigt war; die letzte Sendung, ein Kreuzband mit der Ansicht von St. Louis, traf Ende Oktober 1884 bei seiner Mutter ein. Seitdem ist die besorgte Mutter ohne jedes Lebenszeichen von dem Sohne geblieben. Der Aussage eines aus Amerika nach Budapest heimgekehrten Bekannten Preißers zufolge soll dieser sich an den Erbauer einer Eisenbahn in Indien verdungen haben.

178) Der Malergehilfe Hermann Otto Thätmeyer, geboren am 30. Dezember 1860 zu Königsberg in Pr., ist im August 1878 in die Fremde gegangen. Briefe erhielt seine Mutter noch vor etwa 6 Jahren aus Straßburg im Els. und Stuttgart.

179) Der Oekonom Karl Ferdinand Wittig, geb. 29. Sept. 1848 zu Stauchitz bei Oschatz, verließ im Jahre 1873 seinen Geburtsort und hat seitdem nichts von sich hören lassen. Der Verschollene hat an der einen Wange eine Narbe.

180) Ein Elternpaar, das in kurzer Zeit 4 erwachsene Kinder durch den Tod verloren hat, sorgt sich abermals um einen Sohn, um den Kellner Josef Müller, geb. am 4. Dez. 1858 zu Rückers, Kr. Glatz. Müller verließ seine Heimath im Jahre 1885. Den 7. Mai 1887 schrieb er noch aus Antwerpen; er war damals im „Hotel Britannia“ angestellt. Seitdem fehlt jede Nachricht von ihm, und alle an ihn gerichteten Briefe der Eltern kamen als unbestellbar zurück.

181) Der Böttchergeselle Friedrich August Richter, geb. zu Herzberg bei Torgau am 21. April 1835; er machte sich im Juli 1881 von seinem Wohnort Groß-Zschocher b. Leipzig auf, um nach Holland zu gehen.

Auflösung des Hieroglyphenräthsels auf S. 340:

Zusagen steht im Willen, aber dem Halten ist ein Seil über die Hörner geworfen.


Inhalt: Nicht im Geleise. Roman von Ida Boy-Ed (Fortsetzung). S. 389. – Die silbernen Wolken. Ein Rückblick auf die Krakatoaforschung. Von C. Falkenhorst. S. 394. – Ein deutscher Liebesgott. Erzählung von Stefanie Keyser (Fortsetzung). S. 398. – Eine Pfingstfahrt nach Rügen. Von Helene Pichler. S. 403. Mit Illustrationen S. 392 und 393. – König Humberts Einzug in Berlin am 21. Mai. Von Hermann Heiberg. S. 404. Mit Illustration S. 405. – Eine Dichterkrönung in Spanien. Von Johannes Fastenrath. S. 406. – Blätter und Blüthen: Das Denkmal für die Gefallenen von Ban. S. 406. Mit Abbildung S. 389. – Der Schuhplattler. S. 407. Mit Illustrationen S. 396 und 397. – Alexander von Humboldts gesammelte Werke. S. 407 – Zimmerpflanzen im Juni. S. 407. – Parade in Potsdam. S. 407. Mit Illustration S. 401. – Vermißten-Liste. S. 408. – Auflösung des Hieroglyphenräthsels auf S. 340. S. 408.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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