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verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

Gläser, die einen „guten Klang“ gaben, bei den Gelagen benutzte, denn hölzerne, thönerne und metallene Becher geben beim Anstoßen keine Musik. Nun hatten allerdings schon die Römer Gläser mannigfacher Art; eine Stelle, welche von dem Anstoßen derselben berichten würde, ist uns aber nicht bekannt. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß das Anstoßen erst zu Ende des Mittelalters und am Beginn der neuen Zeit, als das Zutrinken so arg ausgeartet war und die Fabrikation von Gläsern Fortschritte machte, allgemein in Schwang kam. Das sind aber alles Hypothesen, für welche der strenge Beweis mangelt. Es läßt sich der sichere Nachweis über den Ursprung dieses Gebrauches ebensowenig erbringen, als über die schöne Sitte des Küssens, des Grüßens und anderer Gebräuche, die wir doch auch üben und täglich vor Augen haben.

Die praktischen Amerikaner. Daß die Bewohner Nordamerikas schon vor hundert Jahren sehr praktische Leute waren, geht aus einer aus England kommenden Zeitungsnotiz hervor, die sich in Nr. 17 des „Friedens- und Kriegs-Couriers“ vom 19. Jaunar 1788 findet und folgendermaßen lautet: „Zur Beförderung des Ehestandes in Amerika hat ein dasiger Patriot in einer eigenen, dem Kongresse empfohlenen Schrift folgendes in völligem Ernste vorgeschlagen: Erstlich, daß es keinem Mädchen, nachdem es das Alter von 9 Jahren erreicht hat, erlaubt sein soll, ein Hemd oder eine Mütze zu tragen, welches es nicht entweder selbst gemacht, oder wenigstens mit daran gearbeitet. Zweitens, daß kein Mädchen, nachdem es das gedachte Alter erreicht, von irgend einem zu Tische gebrachten Essen genießen soll, es sei denn, daß es wisse, wie es gemacht werde, oder daß es selbst das Gericht verfertiget, oder dazu behilflich gewesen. Drittens, kein Mädchen soll vor seinem zwanzigsten Jahre Erlaubniß haben, in Karten zu spielen.“

Die Zeitung bemerkt hierzu: „Vermuthlich dürfte solche weibliche Erziehung in Amerika nicht leicht eingeführt werden, und wenn hier in England solche Gesetze stattfänden, so würden die meisten jungen Frauenzimmer vom höhern und mittlern Stande ohne Leinengeräthe gehen und bei Tische bloß Zuschauerinnen abgeben müssen. Der amerikanische Patriot schlägt vor, daß ein junges Frauenzimmer, welches bei einer vorgeschlagenen Heirath nach gehöriger Untersuchung so befunden wird, daß es den drei vorgedachten Regeln gemäß gehandelt, als eine Jungfrau angesehen werden solle, die ihrem Ehemann eine Mitgäbe von 500 Pfd. Sterling oder 3000 Rthlr. bringet. Ob der Bräutigam den Werth dieser ökonomischen Tugenden so hoch als die vorgedachte Summe baren Geldes anrechnen werde, läßt sich bloß aus dem Erfolge entscheiden, den dieser Vorschlag haben möchte.“ Wenn der gute Amerikaner heute leben würde! H. B.

Smyrna-Teppiche als Handarbeit. Bei der heute vorherrschenden Liebhaberei für echte orientalische Teppiche dürfte auch weiteren Kreisen die Mittheilung willkommen sein, daß diese köstlichen, weichen Gewebe durch Handarbeit in jeder beliebigen Größe den echten völlig gleich hergestellt werden können. Erfinderin des Verfahrens ist Frau A. von Frankhen in Görlitz; diese Frau hat zwei Anstalten zur Herstellung solcher Teppiche gegründet und dadurch die persische Fabrikation als Haus- und Familienindustrie in Deutschland eingeführt. Ohne große und theure Webstühle, wie sie die Fabriken zur Nachahmung der echten persischen Ware nöthig haben, auf einem einfachen Tisch wird der Teppich mit der Nadel gearbeitet. Ein starkes Hanfgewebe dient als Untergrund, darauf werden dann die regelmäßigen Stiche und Schlingen ausgeführt. Alles Nähere erläutert ausführlich die Schrift der Erfinderin: „Lehrbuch für Anfertigung der echten Smyrna-Knüpfteppiche, mit Abbildungen. Im Selbstverlag von A. v. Frankhen, Görlitz, O.-L.“ Das Arbeitsmaterial, Untergrund und Wolle, wird um billigen Preis von derselben Stelle geliefert. Wir glauben unseren Leserinnen einen Gefallen zu thun, wenn wir sie auf diese eben so schöne als lohnende Technik aufmerksam machen, welche Arbeiten zu Tage fördert, die entschiedene Vorzüge vor den sonst üblichen Smyrna-Nachahmungen besitzen. Br.

Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

Abonnentin in K. Wir wüßten Ihnen schon einen Rath zu geben, der gerade jetzt in der Kirschenzeit am Platze ist. Obgleich nämlich das beste Erwärmungsmittel für kalte Füße tüchtiges Waschen und Abreiben vor Schlafengehen ist, giebt es doch Leute, besonders ältere, die künstliche Erwärmung vorziehen. Solche benutzen gern die altmodischen Säckchen mit Kirschenkernen, die außerordentlich lange die eingesogene Wärme aufbewahren und später während der Nacht nicht unangenehm kalt werden wie die metallenen Bettflaschen. Wenn in einer Familie während der ganzen Kirschenzeit die Kerne gesammelt, in heißem Wasser abgebrüht und an der Luft getrocknet werden, so ist hinlänglicher Vorrath zur Füllung von mehreren Säckchen für Großmama und Großpapa vorhanden. Diese Säckchen werden dann im Winter tagsüber auf den Porzellanofen gelegt und abends mit ins Schlafzimmer genommen. Für die liebe Jugend aber: kaltes Wasser, einen Schwamm und ein derbes, rauhes Handtuch – das sind die besten Mittel, um das Leiden der kalten Füße niemals an sie herantreten zu lassen!

Abonnent in Sch. Wenden Sie sich gefl. an einen Rechtsanwalt.

„Modestus 145.“ Ihr Gedicht „Prometheus“ veranlaßt uns, Ihnen den Rath zu geben: Lassen Sie sich Zeit zum Ausreifen, zur Klärung, und es ist nicht unmöglich, daß Sie noch recht gute Früchte zu Tage fördern werden. Legen Sie den Hauptnachdruck nicht auf die Geschwindigkeit, mit welcher Sie Ihre Gedichte vollenden, sondern auf die Klarheit der Gedanken und Abrundung der Form.

K. Str. in Oldenburg. Wir danken Ihnen bestens für Ihre freundlichen Mittheilungen. Vielleicht bietet sich einmal Gelegenheit, auf die Sache zurückzukommen.

W. S. in New-York. Das Gedicht „Galileo Galilei“ finden Sie im Jahrgang 1855 der „Gartenlaube“, S. 297. Nochmaliger Abdruck ist nicht möglich.

Hermann K. in Langenbielau. In der Form, wie sie aufgestellt wurde, ist die Behauptung Ihres Gegenüber nicht richtig. Das Lateinische des augusteischen Zeitalters wird heute nirgends mehr auf der Welt, auch nicht in Ungarn oder in den Balkanländern, als lebendige Sprache rein und unverfälscht gesprochen. Aber die Ahnung von etwas Richtigem steckt doch darin. In gewissen Theilen von Graubünden, Tirol und Friaul wird heute noch vom Volke ein Dialekt gesprochen, den es selbst als „Romontsch“ oder „Ladin“ bezeichnet. Schon die Vergleichung dieser beiden Wörter mit den entsprechenden lateinischen „romanice“ und „latine“ zeigt Ihnen, wie weit dieser Ueberrest der lateinischen Sprache sich in seinen Formen von denen der klassischen Zeit entfernt hat. Immerhin aber ist dieses „Ladin“ merkwürdig als unmittelbarer Abkömmling der Sprache, welche einst die römischen Herren dieser Alpenthäler gesprochen haben.


Für unsere Knaben und Mädchen empfohlen:
Deutsche Jugend.
Herausgegeben von Julius Lohmeyer.
Inhalt des eben erschienenen 9. Heftes (Preis 40 Pf.):

Ein Frühlingsmärchen. Unserm jungen Kronprinzen zu seinem Geburtstag am 6. Mai 1889 gewidmet. Von Emil Frommel. Mit Originalzeichn. von Alex. Zick. – Das verunglückte Dachsgraben. Eine heitere Jugenderinnerung. Erzählt von C. Wilhelmi. Mit Originalzeichn. von Herm. Vogel. – Beschauliches. Von Julius Lohmeyer. – Hermann Grein, der Bürgermeister von Köln. Eine rheinische Sage. Ballade von Johann von Wildenradt. Mit Zeichn. von A. Baur. – Der Leander- oder Jungfrauenturm. Eine Reiseerinnerung vom goldenen Horn von Ottilie Mühlmann. Lithographie nach einer Aquarelle von Eugen Klimsch. – Pfingstfrühe. Von A. Nicolai. – Andreas Hofer und sein Land Tirol. Ein Lebens- und Volks-Charakterbild von Bernhardine Schulze-Smidt. Mit Illustr. von Defregger, A. Gabl und A. v. Rößler. – Fortschritte im Verkehr. Von Franziska Jarke. – Das Brünnlein am Wege. Von Julius Lohmeyer. – Orientalische Körbchen. Von Minna Laudien. – Sprüche. Von F. W. Weber. – Meckermäulchen-Leckermäulchen. Eine heitere Reiseerinnerung aus den Bergen. Von M. Reymond. Mit einem Bild von Carl Jutz.


Inhalt: Nicht im Geleise. Roman von Ida Boy-Ed (Fortsetzung). S. 429. – Das Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes in Berlin. Von Rudolf Virchow. S. 435. – Ein unheimlicher Gast auf Deutschlands Fluren. Von Professor Dr. Pabst. Mit Abbildung von E. Schmidt. S. 437. – Ein deutscher Liebesgott. Erzählung von Stefanie Keyser (Schluß). S. 438. – Eine neue Shakespeare-Bühne. Von R. Artaria. S. 443. Mit Illustration S. 441. – Fortschritte und Gründungen der Neuzeit. Eine neue Vorrichtung zum Stimmen der Klaviere. Von Prof. Dr. Oskar Paul. S. 444. – Blätter und Blüthen: Frauenbildung. S. 445. – Papst Julius II. besichtigt die ausgegrabene Statue des Apollo von Belvedere. S. 445. Mit Illustration S. 432 und 433. – Fallschirme. S. 445. Mit Illustration S. 429. – Aus dem wissenschaftlichen und künstlerischen Leben Bayerns. S. 446. – Der Riesenweinstock von Kinnel. S. 446. – Zimmerpflanzen im Juli. S. 446. – Höhlenwohnungen bei Langenstein im Harz. Mit Abbildungen. S. 447. – Die Sitte des Anstoßens mit Gläsern. S. 447. – Die praktischen Amerikaner. S. 448. – Smyrna-Teppiche als Handarbeit. S. 448. – Kleiner Briefkasten. S. 448.


Ein unentbehrliches Familienbuch, ein bewährter Rathgeber in gesunden Tagen und ein treuer Helfer in der Noth!

In dem unterzeichneten Verlage ist soeben erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:

Das Buch vom gesunden und kranken Menschen.
Von Professor Dr. Carl Ernst Bock.

Vierzehnte, neu umgearbeitete Auflage. Herausgegeben von Dr. Max von Zimmermann.
Mit zahlreichen Abbildungen in Holzschnitt und mehreren Farbtafeln.
Vollständig in einem Band. Preis elegant in Halbfranz gebunden 12 Mark.

In diesem berühmten Buche, welches für alle Zeiten ein unübertreffliches Muster klarer, leichtfaßlicher und im besten Sinne des Wortes volksthümlicher Darstellung bleiben wird, ist dem größeren Publikum ein Werk geboten, worin es eingehend über den Bau des menschlichen Körpers, die Verrichtungen seiner einzelnen Organe, sowie über den Gesundheits- und Krankheitszustand derselben unterrichtet und über eine vernünftige naturgemäße Pflege des Körpers im gesunden und kranken Zustande belehrt wird.

Die neue vierzehnte Auflage ist von dem durch seine populär-medicinischen Arbeiten bekannten Herausgeber Dr. med. von Zimmermann, einem Schüler Bock’s, wiederum auf das Sorgfältigste durchgesehen und den Fortschritten der stetig und rastlos sich entwickelnden Wissenschaft entsprechend mit zahlreichen Zusätzen, Berichtigungen und Ergänzungen versehen worden.

Verlagshandlung von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
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