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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

raubt und plündert weiter, aber mit Maß und Ueberlegung und weiß seine Macht zu behaupten.

In seinem bewegten Leben ist er mit vielen Europäern zusammengekommen. Als Rebmann am Kilimandscharo reiste, war Mandara noch ein Kind von 3 bis 4 Jahren; als Jüngling sah er den „Baroni“, wie der deutsche Reisende Klaus v. d. Decken noch heute am Kilimandscharo heißt, im Jahre 1873 plünderte er den Missionar New aus, zehn Jahre darauf wußte er Thomson wie eine Citrone auszupressen, später mußte Johnston ihm in einem gefährlichen Kriege Hilfe leisten, wobei die feindliche Armee durch ein bei Beginn der Nacht abgebranntes Feuerwerk in die Flucht geschlagen wurde. Als der Wettstreit um koloniale Erwerbungen auch in Ostafrika begann, trat er zunächst mit General Matthews wegen eines Schutzvertrages mit Sansibar in Unterhandlungen, fand aber dessen Legitimationen vom Sultan von Sansibar nicht in Ordnung, nahm mehrere hundert Piaster als Anzahlung aus den Vertrag an und sandte den General zur Küste zurück, damit er sich Vollmachten hole, und inzwischen schloß er, wie schon oben erwähnt, mit Dr. Jühlke den Vertrag ab. Sehr betrübt war er, daß Dr. Meyer 1887 zum Sultan Mareale, einem anderen Dschaggafürsten, und nicht zu ihm zog, und ließ durch seinen Suaheli-Sekretär Briefe: „Im Namen des Allerhöchsten. An die Adresse des geliebten, des erhabenen, des geehrten, des zu ehrenden, des geliebten Doktors“ schreiben.

In denselben kehrten folgende Klagen und Betheuerungen wieder. „Ich wollte Dir Speise senden, aber ich habe folgende Bedenken gefunden: Als jener Weiße kam, welcher in Taweta war,[1] habe ich ihm ein Rind geschickt und er hat mein Rind nicht angenommen und er hat es zurückgeschickt. Ich bin ein großer Mann, zu geben einem Manne. Ich gebe nicht um eines guten Gegengeschenkes willen. Ich liebe die Deutschen, weil ich Euer Bundesgenosse bin, und ich habe Vertrag geschlossen mit meinem Freunde, dem Doktor (Jühlke), und siehe nur nach in Deinem Buch, da wirst Du Euren Bundesgenossen finden. Bis wie lange haben wir diesen Euren Bund verschoben, und Du willst nun nicht zu mir kommen, um Euren Bundesgenossen zu sehen?“

Vorstellung der Mandaraneger bei Kaiser Wilhelm durch den Afrikareisenden Otto E. Ehlers.
Zeichnung von A. v. Roeßler.

Mandara würde versöhnt, denn Meyer schickte dem Bundesgenossen durch eine Gesandtschaft Geschenke, auf die es wohl vor allem ankam, und auch der Reisende v. Eberstein begab sich zu ihm, um Geschenke von Dr. Peters zu überbringen. Mit dem letzten Deutschen, der bei ihm weilte, lebte Mandara in bester Freundschaft und die Dschagganeger, die mit Otto E. Ehlers im Frühling dieses Jahres nach Berlin kamen und als Gesandte Mandaras vom Kaiser empfangen wurden, gaben auch weiteren Kreisen Gelegenheit, Soldaten der Moschiarmee kennen zu lernen, die um den Kilimandscharo als unüberwindlich gilt. Es ist dies eine afrikanische Prachttruppe, an welcher der Kaiser und die Kaiserin, vor allem aber die kleinen Prinzen, die der Audienz beiwohnten, sicher ihre Freude hatten. Die kriegerischen Söhne der Wildniß hatten „Kriegsfarben angelegt“. Da fehlten nicht die Kragen von Adlerfedern und die Mäntelchen von Affenfellen. Den Kopf schmückte ein Aufputz von Straußenfedern und an den Armspangen hingen zierliche Affenschwänzchen, während eiserne Schellen an den Fußgelenken bei jeder Bewegung ein lustiges Geklingel ertönen ließen. Die Krieger führten auch, wie unsere obige Abbildung darstellt, ihre Tänze auf, schwangen die gefürchteten Speere mit

  1. Der Reisende Graf Teleki.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Leipzig: Ernst Keil, 1889, Seite 639. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_639.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)