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verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

es ist nichts Seltenes, daß sie den einzelnen Reiter in der Ueberzahl zu überfallen suchen.

Indessen unser Jäger scheint, wie sein scharf spähender Blick beweist, kein Neuling im edlen Weidwerk zu sein, und man darf getrost annehmen, daß er wie immer so auch heute mit reicher Beute beladen heimkehrt zu den Seinen. F. Schifkorn.

Morgen am Zürichersee. (Zu dem Bilde S. 681.) Eine Perle der nördlichen Schweiz ist er, der Zürichersee, mit seinem Kranze von Städten, Dörfern und Villen und mit seiner stillen Insel Ufnau, die einst Ulrich von Huttens letzte Seufzer vernahm, und wer unter unsern Lesern noch nicht aus eigener Anschauung den schönen Fleck Erde kennt, der hat doch durch Hörensagen eine Vorstellung von seinen Reizen und seiner Anmuth bekommen. Der Maler unseres Bildes freilich zeigt uns den See in einem anderen Charakter. Eine einsame Stelle des Ufers hat er sich ausgesucht, von der aus keine menschliche Wohnstätte sichtbar ist. Nur ein Fährboot benützt den frischen kühlen Morgenwind, mit seiner Last über den See zu segeln; eine Herde stattlicher Rinder ist von der angrenzenden Weide herausgetreten in das Geröhricht des Strandes, um seinen Morgentrunk zu thun. Noch bedeckt ein grauer Schleier den Himmel, aber fern im Osten beginnt es zu leuchten und das nahende Tagesgestirn umrändert die Wolken mit purpurnem Saume. Auf der ganzen Landschaft liegt der Zauber der schlaferquickten Natur, eine köstliche Frische und Ruhe weht uns aus dem stimmungsvollen Bilde entgegen.

Gefährliche Heizapparate. Seit einigen Jahren werden unter dem Namen „Carbonnatronöfen“ oder „Transportable Regenerativheizöfen für Räume ohne Rauchabzug“ Heizapparate in den Handel gebracht, die nach den im Laufe der Zeit gemachten Erfahrungen für Leben und Gesundheit gefährlich sind. Das „Carbon“, mit dem diese Oefen geheizt werden, ist eine Art Buchenholzpreßkohle, die mit Salpeter imprägnirt ist und die, sobald sie einmal in Gluth versetzt worden ist, fortglimmt, ohne Rauch oder üblen Geruch zu entwickeln. Fälle, in denen bei Benutzung dieser Oefen in Schlafräumen Menschen ums Leben gekommen sind, veranlaßten eine gründlichere Prüfung dieser von vielen Fachleuten und Fachzeitschriften günstig beurtheilten Apparate. Professor Wolpert, der bei Versuchen mit einem derartigen Ofen selbst bewußtlos wurde, hat zuerst einen Warnungsruf dagegen erlassen, dann auch der Ortsgesundheitsrath zu Karlsruhe. Neuerdings hat Regierungsrath Dr. K. J. Petri durch seine Proben im hygieinischen Institut zu Berlin die Frage endgültig entschieden. Es handelte sich dabei vor allem darum, festzustellen, ob die rauchlosen Oefen giftige Gase als Verbrennungserzeugnisse entwickeln. Es wurde zu diesem Zwecke eine ganze Reihe wissenschaftlicher Methoden angewandt und zuletzt als die ausschlaggebende der Versuch am Thiere. Das Zimmer, in welchem ein Carbonnatronofen der kleinsten Nummer geheizt wurde, blieb verschlossen und es wurden an verschiedenen Stellen desselben, oben und unten, Drahtkäfige mit weißen Mäusen aufgestellt. Das Ergebniß ist sehr ungünstig: „Die aus dem Carbonofen in ein Zimmer von 101 Kubikmetern entweichenden Gase sind imstande, eine über dem Ofen befindliche Maus in fünf Stunden zu tödten. In der Entfernung von 1 bis 3 m aufgestellte Mäuse sind nach Ablauf der erwähnten Zeit moribund (dem Tode nahe). Im Blute aller dieser Thiere ist Kohlenoxyd mit Sicherheit nachweisbar.“ Regierungsrath Petri gab infolgedessen über die Carbonöfen folgendes Gutachten ab: „Die Heizvorrichtung muß als eine das Leben und die Gesundheit in hohem Grade gefährdende unbedingt verworfen werden.“

Diese Oefen werden nun von der Firma, die sie vertreibt, zur Heizung von Schlafzimmern nicht empfohlen; im Gegentheil, es wird gesagt: „In Schlafzimmern werden nur die größeren Oefen tagsüber mit Abzug in Kamin oder Schornstein gebrannt und vor Schlafengehen, nachdem das Zimmer genügend erwärmt, aus demselben herausgestellt.“

Dieser „Abzug“ soll nun durch ein Blech- oder Gummirohr, das an einem der Ventile befestigt wird, bewirkt werden. Ueber diese Abzugsvorrichtung äußert sich Regierungsrath Petri:

„Eine unzweckmäßigere, ja, mit Erlaubniß, verrücktere Konstruktion für den gewünschten Zweck hätte wohl kaum erfunden werden können . . . Eine nur oberflächliche Kenntniß physikalischer Verhältnisse reicht aus, um die Unmöglichkeit des Rauchabzuges in vorliegendem Fall einzusehen.“

Außer den genannten Oefen werden nun noch Kochapparate, Badeöfen ohne Schornstein, Zugtödter für Doppelfenster, Plätt- und Bügeleisen etc. – alles mit Carbonheizung, empfohlen. Wenn auch bei dem verhältnißmäßig geringeren Verbrauch des Heizstoffes die Gefahr bei Benützung dieser Apparate verringert wird, so können doch diese nach dem Obengesagten schwerlich als Vorrichtungen angesehen werden, welche den Ansprüchen der Hygieine genügen, obwohl sie durch ihre Einfachheit und die Reinlichkeit bei der Handhabung sehr bestechen.

Vielen dürfte es bekannt sein, daß vor diesen Oefen in letzter Zeit auch von seiten der Polizei gewarnt worden ist. Sie gehören nicht in bewohnte Räume! *

Vom Haarschneiden. Es ist eine weit verbreitete Ansicht, daß man durch Abschneiden oder Rasieren des Haares dessen Wachsthum befördern könne. Nach zuverlässigen Beobachtern lassen sich darüber ungefähr folgende Regeln feststellen. Jedem Haar kommt eine bestimmte Länge zu. Wird nun das Haar abgeschnitten, so sucht es diese wieder zu erreichen, und zwar wächst es ziemlich rasch, bis es die Hälfte der ihm zukommenden Länge erreicht hat, später aber verlangsamt sich das Wachsthum bedeutend, bis ein Stillstand eintritt und das Haar nach einer Lebensdauer von 3 bis 6 Jahren ausfällt. Auf dieser Thatsache beruht ohne Zweifel die Ansicht, daß das Schneiden dem Haarwachsthum förderlich sei; durch unmittelbare Beobachtungen konnte dieser Einfluß bei gesundem Haar nicht festgestellt werden. Es verträgt den Eingriff, und so kann man die Frisur je nach Belieben tragen, ohne das Haar zu schädigen. Das Abschneiden der Spitzen bringt keinen Nutzen, wie viele Frauen meinen möchten.

Was nun das kranke Haar anbelangt, so ist ein stärkender Einfluß des häufigen Abschneidens gleichfalls nicht beobachtet worden, eher könnte man behaupten, daß es das Ausfallen beschleunigt.

Wir haben in Europa eine Zeit durchgemacht, wo die Hautpflege ziemlich vernachlässigt war, und diese Vernachlässigung erstreckte sich auch auf die Kopfhaut. Richtige Stärkung und Reinhaltung dieser befördert aber den Haarwuchs; denn man muß das Uebel nicht an der Haarspitze, sondern an der Wurzel fassen. Mütter, die ihren Kindern guten Haarwuchs sichern wollen, sollten daher weniger auf die Scheere und mehr auf die richtige Pflege der Kopfhaut bedacht sein. *

Eisen in der Telegraphie. Die Telegraphendrähte der Welt wiegen nach den Berechnungen des Engländers Preece bei einer Länge von 2.759.540 km etwa 400.000 Tonnen und die 172.270 km unterseeischen Kabel entsprechen 200.000 Tonnen Eisen, welche mit den Landtelegraphendrähten zusammen einen Kapitalwerth von etwa 1800 Millionen Mark darstellen.

Rösselsprungrebus.




Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

Kleines Institutsfräulein in H. Es ist zwar bedauerlich, daß Ihr gewiß niedliches Konterfei durch den Poststempel unbarmherzig entstellt worden ist, aber eigentlich ist Ihnen nur ganz recht geschehen. Wer Photographien in Briefumschlägen verschickt, der soll sich die kleine Mühe nicht verdrießen lassen, zwei Pappstückchen zurecht zu schneiden und das Kärtchen dazwischen zu legen, sonst findet der Empfänger immer die Stempelspuren auf dem Bild. Zwanzig Pfennig kostet die Sendung so wie so – also doch lieber sie so einrichten, daß der Beschenkte auch eine Freude daran hat!

Osc. L. in Reichenbach i. S. Besten Dank für das unserem Blatte entgegengebrachte Interesse! Wir werden sehen, ob wir mit der Zeit den einen oder andern Ihrer Wünsche erfüllen können.

H. P. in Brünn. Wir ersuchen behufs brieflicher Beantwortung Ihrer Anfrage um Angabe Ihrer genauen Adresse.

A. V. in Antwerpen. Die in Ihrem Besitz befindlichen Schildkröten sind ohne Zweifel gewöhnliche Sumpfschildkröten (Emys europaea). Man kann dieselben auf zweierlei Weise den Winter zubringen lassen: 1) Man läßt sie in den Winterschlaf verfallen; dies ist das Bequemste und Natürlichste, da die Sumpfschildkröte im Freien das Wasser verläßt und sich in Erdlöchern verbirgt. Im Haushalte setzt man die Schildkröten in einen geräumigen Kasten, auf dessen Grund sich Sand oder Sägespäne und darüber eine reichliche Lage von Moos oder Heu befinden. Man deckt den Kasten mit einem Deckel von Gaze zu und bringt ihn in einen kühlen, aber durchaus frostfreien Raum, also in einen guten Keller. Hier bleiben die Schildkröten bis Anfang April stehen, um diese Zeit bringt man sie wieder ins geheizte Zimmer, erweckt sie durch lauwarme Bäder und giebt ihnen zu fressen. Ins Freie sollte man sie erst Mitte Mai setzen, wenn keine Fröste mehr zu erwarten sind. 2) Interessanter, aber beschwerlicher ist es, die Schildkröte auch den Winter hindurch munter zu erhalten. Dazu genügt der Aufenthalt im geheizten Zimmer, nur muß man von Zeit zu Zeit die Schildkröte warm baden und ihre Freßlust anregen. Schwimmt sie andauernd mit geschlossenen Augen und angezogenen Beinen in dem Aquarium, so ist das ein Zeichen, daß das Wasser für sie zu kalt ist.

W. F. in Flensburg. Vielleicht giebt Ihnen ein brauchbares Muster das „Generalregister der Gartenlaube“ 1853 bis 1880, welches zum Preise von M 4 durch jede Buchhandlung bezogen werden kann.

C. F. in Wien. In der Sammlung „Aus Studienmappen deutscher Meister“, herausgegeben von Julius Lohmeyer (Verlag von C. T. Wiscott in Breslau) sind jüngst auch 10 Studienblätter F. Geselschaps erschienen, durch welche Sie sich mit dem eigenartigen Schaffen des Meisters näher bekannt machen können. Die einleitende Charakteristik enthält zugleich einen kurzen Lebensabriß des Künstlers.

L. M. in Berlin. Wenden Sie sich gefl. an Ihren Hausarzt, damit dieser von den zahlreichen Mitteln das für Sie bequemste aussuche.

C. F. in L. Besten Dank für Ihre höchst interessante Mittheilung, die unsere Antwort an den „Stammtisch in Posen“ über die weißen Kinder der Negerinnen hübsch ergänzt. Wir verfehlen nicht, Ihre Zuschrift zur Kenntniß unserer Leser zu bringen. Dieselbe lautet: „Bekanntlich wurden vielfach weiße Reisende von den Negern für heimkehrende verstorbene Häuptlinge gehalten; so z. B. erging es Pogge und Wißmann in Lubuku. Aehnliches begegnete auch dem Afrikaforscher Premierlieutenant Zeuner in einem Kameruner Dorfe; die Witwe des verstorbenen Häuptlings Djanga meinte, Zeuner sei der vor kurzem verstorbene Häuptling, der, zurückkehrend, seine Leute und sein Dorf wiedersehen wolle. Ueber ihren Irrthum belehrt, blieb sie dennoch dabei fest, daß Zeuner wenigstens ein Abgesandter ihres Mannes sei; denn, sagte sie, es würden ja alle schwarzen Leute weiß geboren, und weshalb nun sollten dieselben nach ihrem Tode nicht wieder weiß werden können?“



Inhalt: Sicilische Rache. Ein Kulturbild aus den vierziger Jahren von A. Schneegans (Fortsetzung). S. 669. – Guten Morgen! Illustration. S. 669. – Wie entstehen Moden? Von Cornelius Gurlitt I. S. 674. – Ein deutsches Mädchen auf dem Kriegspfade. Von Dagobert von Gerhardt (Amyntor). S. 678. – Deutsche Städtebilder. Posen. Von C. Fontane. S. 683. Mit Illustrationen S. 683, 684, 685 und 686. – Neue Heilmittel. S. 686. – Blätter und Blüthen: Leopold von Dessau und die Annaliese. S. 687. Mit Illustration S. 672 und 673. – Ein Bühnenhaus für klassische Opernwerke. S. 687. – Huzulenjäger. Von F. Schifkorn. S. 687. Mit Illustration S. 677. – Morgen am Zürichersee. S. 688. Mit Illustration S. 681. – Gefährliche Heizapparate. S. 688. – Vom Haarschneiden. S. 688. – Eisen in der Telegraphie. S. 688. – Rösselsprungrebus. S. 688. – Kleiner Briefkasten. S. 688.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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