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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

ab. Zweimal ist Brunsbüttel in den Abgrund der Elbe gerissen und zweimal Büsum von den Wogen der Nordsee verschlungen worden.

Die Kanalmündung liegt bei Brunsbüttel in kurzer Entfernung vom Hafen, etwas oberhalb desselben. Die Landschaft ist hier die denkbar einfachste und doch dabei von einer stillen Großartigkeit. Unter dem hohen Seedeich breitet sich das freundliche Brunsbüttlerhafen. Vom Deich aus schweift der Blick weit hinaus in die Ebene der Marsch. Feierlich still liegen die stattlichen Gehöfte mit ihren reinlichen Häusern über das reiche, fruchtbare Land zerstreut, umschlossen vom frischen Grün der Bäume und Gebüsche. Und nach der See zu breitet sich majestätisch die Elbe, auf der Schiff um Schiff dem Meere zuzieht oder heimkehrend das nahe Ziel der Fahrt grüßt.

Ein Schlafraum in den Baracken.

Beide Endschleusenbecken, das bei Brunsbüttel und das bei Holtenau, müssen für die Zwecke der Marine groß genug sein, um gleichzeitig mit mehreren großen Panzern durchfahren werden zu können. Jede dieser riesigen Kammerschleusen soll eine Länge von 360 und eine Breite von 60 m haben, wird also imstande sein, unter Umständen auch eine große Anzahl von Handelsschiffen auf einmal zu fassen. – Die Riesenthüren der Schleuse bei Holtenau werden – da die Schwankungen des Wasserstandes der Ostsee und also auch die durch sie hervorgebrachten Strömungen meist unbedeutend sind – für gewöhnlich offen stehen können; aber sie müssen doch auch imstande sein, Sturmfluthwassermassen, wie die vom November 1872, vom Kanal abzuhalten. Nach den bisher aufgezeichneten Wasserständen werden die Thore der Ostseeschleuse im ganzen nur 25 Tage lang im Jahre geschlossen sein, so oft der Wasserstand einen halben Meter über oder unter die mittlere Höhe steigt oder sinkt.

Was die Breite des Kanals betrifft, so ist, da die Ufer nicht lothrecht, sondern im Winkel abgegraben werden, zwischen Spiegel- und Sohlenbreite zu unterscheiden. Erstere ist normal auf 66 m, letztere auf 22 m angenommen, so daß zwei Handelsschiffe, ohne auf Grund zu kommen, bequem aneinander vorbeifahren können, nicht aber zwei große Kriegsschiffe, für welche darum an geeigneten Orten Ausweich- und Wendestellen angelegt werden. Hier und an den Krümmungen des Kanals treten naturgemäß Verbreiterungen ein, die bei den letzteren jedoch 16 m nicht überschreiten werden. Der Halbmesser der nöthigen Kurven wird möglichst groß genommen werden, damit die Kurven thunlichst flach werden. Um eine später vielleicht nöthige Verbreiterung des Kanals zu ermöglichen, ist gleich ein 10 m breiter Landstreifen auf dem südlichen Kanalufer über den augenblicklichen Bedarf hinaus angekauft worden.

Beide Mündungen werden vor den Schleusen je einen Vorhafen aufweisen. An der Ostsee bei Holtenau können die mächtigen Dämme, schon jetzt erkennbar und stetig durch die Auffüllungen aus dem Kanalbett vergrößert, im scharfen Winkel gegen den ruhigen Kieler Hafen aufgeführt werden. Bei der Elbmündung ist dies anders. Hier geht die Kanalmündung in der Längsrichtung mit dem hier sieben Kilometer breiten Elbstrom, da das Einlaufen der Fahrzeuge rechtwinklig zur Richtung des Fluth- und Ebbestromes mit Gefahren verknüpft sein würde. Die Einfahrt wird hier durch zwei etwa 250 m lange, bogenförmig sich gegen einander neigende Molen gesichert werden, welche den Vorhafen zu bilden haben. Auch mußte hier auf den starken Schlickfall Rücksicht genommen werden. Theils wird, solche Ablagerungen zu verhüten, auf den Fluth- und Ebbestrom gerechnet, theils müssen eigene Spülvorrichtungen geschaffen werden.

Barackenlager bei Holtenau.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Leipzig: Ernst Keil, 1889, Seite 844. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_844.jpg&oldid=- (Version vom 1.1.2023)