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verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

Blätter und Blüthen.

Geschenkwerke für den Familientisch. II. Gehen wir über auf die Litteratur der Prachtwerke, so sind einige wirklich prächtige und für Weihnachtsgeschenke vortrefflich geeignete Erscheinungen zu verzeichnen. Den Reigen eröffne ein Werk ganz eigener Art, die „Hohenzollernsche Hauschronik“, welche die Verlagshandlung von E. S. Mittler und Sohn in Berlin zur Feier ihres hundertjährigen Bestehens herausgegeben hat. Sie vereinigt 22 Bildnisse hohenzollernscher Herrscher vom Großen Kurfürsten bis auf Kaiser Wilhelm II. in Heliogravüre-Nachbildungen nach Gemälden in den königlichen Schlössern zu Berlin und Potsdam, während der Text in einem nach den Tagen des Jahres geordneten Verzeichnisse der hervorragenden Begebenheiten aus der Geschichte der Hohenzollern und Preußens besteht. Einen besonderen Anreiz giebt das Buch dadurch, daß es dem Besitzer Gelegenheit bietet, weitere, selbsterlebte Ereignisse handschriftlich nachzutragen. – Aus dem Verlage der „Photographischen Gesellschaft“ zu Berlin entstammt die Sammlung „Bildernovellen“. Ist sonst die Novelle das erste, und die Abbildung das zweite, so verhält es sich hier umgekehrt. Phantasievolle Dichtergeister wie A. Godin, Sophie Kaulbach, J. Lohmeyer, Julie Ludwig, Mileto Rhazi, A. Niemann, Frida Schanz, Bertha v. Suttner und Konrad Telmann haben es unternommen, zu novellistisch anregenden Gemälden die ausdeutende Erzählung zu gestalten. – Unter dem Titel „Kirchweih“ hat Konrad Dreher eine Reihe von Gedichten in oberbayerischer Mundart zusammengestellt (Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt), die von einem köstlichen Humor durchweht sind. Vollkommen geistesverwandt sind aber auch die prächtigen Gestalten, welche die ersten Münchener Künstler dazu gezeichnet haben. – Von dem Erscheinen des „Deutschen Fürstenbuches“ von Anton Ohorn (Leipzig, Rengersche Buchhandlung) haben wir unseren Lesern schon einmal Kenntniß gegeben. Dasselbe ist jetzt abgeschlossen und hat ein wirklich stattliches Buch gegeben. 28 deutsche Fürsten, meist heute noch regierende, sind darin in guten Lichtdrucken abgebildet und kundige Männer aus den einzelnen Staaten haben die biographischen Geleitsworte geliefert. – Ein anschaulicher Führer durch das Leben des Fürsten Bismarck ist das Werk von Feodor v. Köppen „Der deutsche Reichskanzler und die Stätten seines Wirkens“ (Leipzig, Adolf Titze), eine willkommene Ergänzung zu den rein geschichtlichen Biographien.

Als genauer Kenner und warmherziger Verehrer der österreichisch-ungarischen Armee hat sich Alphons Danzer im vorigen Jahre (vergl. S. 386) bei den Lesern der „Gartenlaube“ eingeführt. Aus seiner Feder ist nun eine den „Völkern Oesterreich-Ungarns in Waffen“ gewidmete, ausführliche Darstellung geflossen, die den Titel „Unter den Fahnen“ führt (Prag, F. Tempsky). Jeder, der für militärisches Wesen und im besonderen für die Armee Oesterreich-Ungarns Sinn und Liebe besitzt, wird an diesem gediegen ausgestatteten, mit vielen Abbildungen nach Zeichnungen des Freiherrn v. Myrbach gezierten Buche seine herzliche Freude haben.

Echte Berliner – Eingeweihte werden sogar ganz bestimmte Porträts erkennen – schildert der bekannte flotte Zeichner C. W. Allers in seinem Werke „Spreeathener“ (Breslau, C. T. Wiskott), ein Geschenk, das für alle Freunde und Kenner unserer Reichshauptstadt einen besonderen Reiz haben dürfte. – Eine künstlerische Veröffentlichung, auf die wir die Leser der „Gartenlaube“ schon mehrfach hingewiesen haben, sind die reizenden Blätter „Aus Studienmappen deutscher Meister“, herausgegeben von Julius Lohmeyer (ebenda). Den schon früher erschienenen Mappen von Knaus, Defregger, Menzel und Geselschap haben sich jetzt zwei weitere mit Studien von Werner Schuch, dem bekannten Schilderer wilden Kriegs- und Reiterlebens, und von Eduard Grützner, dem humorvollen Freunde der Mönche und der Jäger, angereiht. – Eduard Grützner leitet uns hinüber zu der „Münchener bunten Mappe“ (München, Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, vormals Friedrich Bruckmann), auf deren erster Seite er uns in der Person des Klostergärtners Anselmus begrüßt. Es ist in des Wortes verwegenster Bedeutung eine bunte Mappe, aus der uns Ernst und Scherz in Bild und Wort anmuthig wechselnd entgegenwinkt.

Auf den Humor beschränkt sich ein Photogravüre-Prachtwerk aus dem Verlage der „Photographischen Gesellschaft“ zu Berlin. Es betitelt sich „Künstler-Humor“ und bringt Dichtungen von Blüthgen, Fulda, Lohmeyer u. a. zu Bildern von Brütt, Grützner, Knaus, Vautier u. a. Insbesondere die Namen der bildenden Künstler zeigen uns, daß sich hier in der That Meister des lustigen Humors zusammengefunden haben.

Das Volksfestspieltheater in Worms.
Photographie im Verlag von Carl Herbst Witwe (Inhaber Chr. Herbst) in Worms.

Das Volksfestspieltheater in Worms. Zu dem 1881 erbauten Paulusmuseum mit seinen Alterthumsschätzen und dem wenige Jahre später aufgeführten neuen Rathhaus ist jetzt in der ehemaligen Freien Reichsstadt Worms ein weiterer bedeutungsvoller und von der Blüthe der Stadt zeugender Bau erstanden, das Volksfestspieltheater, das am 20. November d. J. mit einem eigens zu diesem Zwecke gedichteten Festschauspiel „Drei Jahrhunderte am Rhein“ von Hans Herrig eröffnet wurde. – Das Volksfestspieltheater, in der Nähe des großartigen Domes auf dem sogenannten Bergkloster gelegen, erscheint als ein stattlicher Bau in romanischem Stil und besteht aus zwei Theilen, dem eigentlichen Theater, einem Rundbau mit mächtiger Kuppel, und dem Festhaussaalbau mit kleiner Bühne.

Der ganze Bau ist, was die Ausschmückung des Aeußern anlangt, einfach, doch sehr würdig gehalten, reicher behandelt jedoch der über 1000 Personen fassende, große und helle Zuschauerraum. Die Bühne besteht aus Vorder- und Hinterbühne, von denen die erstere ohne Dekorationen, die letztere mit einfarbiger Draperie versehen ist. Für gewöhnliche Schauspiele wird nur die Hinterbühne, die durch einen Vorhang von der Vorderbühne getrennt ist, benutzt werden.

Die Eröffnungsvorstellung, unter Betheiligung von 171 Spielgenossen aus der Wormser Bürgerschaft und unter Leitung von berufenen Fachkünstlern, ließ den idealen Zug, der dieser fast ganz aus freiwilligen Beiträgen kunstsinniger Bürger erstandenen Festspielstätte eine eigene Weihe giebt, erfreulich hervortreten und berechtigt zu schönen Hoffnungen für die Zukunft. **



Inhalt: Eine Erscheinung. Hinterlassene Erzählung von Fanny Lewald (Fortsetzung). S. 857. – Verwaist. Illustration. S. 857. – Aus eiserner Zeit. Von Dr. H. Ellermann. S. 864. Mit Illustrationen S. 864, 865, 866 und 867. – Noch einmal auf den Spuren des Weihnachtsbaums. Von Alexander Tille. S. 867. – Der Schneemann. Illustration. S. 869. – Am Grabe des Jahres. Gedicht. Von Max Hartung. S. 870. – Ueberraschungen. Eine Weihnachtserzählung von Victor Blüthgen. S. 871. Mit Illustrationen S 871, 872 und 873. – Die Bismarckburg im Adeliland. S. 874. Mit Illustration S. 860 und 861. – Blätter und Blüthen: Geschenkwerke für den Familientisch. II. S. 876 – Das Volksfestspieltheater in Worms. Mit Abbildung. S. 876.


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Die Verlagshandlung.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1889, Seite 876. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_876.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)