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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

könne er nun einmal nicht leben; er habe zu diesem Behufe ein schönes Stück Land außerhalb Hachings, dort, wohin die Stadt doch nie dringen werde, um billiges Geld gekauft, da wolle er einen neuen Garten anlegen, in der Stadt selbst aber vorderhand einen Laden für kunstgärtnerische Erzeugnisse miethen; sein Hans und seine Bertl seien gar geschickt in diesem Fach, er brauche keinen Wettbewerb zu scheuen, und die jungen Leute fänden auch ihre Rechnung dabei, denn sie brauchten sich bei so einem noblen Geschäfte ja nicht einmal mehr die Hände schmutzig zu machen.

Hans und Loni hatten gespannt auf die Reden Margolds gehorcht und warfen jetzt Stefanelly einen bittenden Blick zu.

Das Kloster St. Bartolomä am Königssee.
Nach einer Zeichnung von R. Püttner.

Dieser runzelte die Stirn; er erklärte sich durchaus nicht einverstanden mit dem Plan, es ginge ihn zwar nichts an, aber da er einmal davon wisse, könne er seine abweichende Meinung nicht zurückhalten. Es sei geradezu ein Verbrechen, mit einem Kapital, wie Margold es jetzt in Händen habe, in dieser wirthschaftlich blühenden Zeit anderen Leuten den Diener zu machen, das könne er seinen Kindern doch nicht mehr zumuthen. Das Geld liege ja für ihn auf der Straße; er brauche sich nur zu bücken, um es aufzuheben, doppelt, dreifach so viel, als mit Strauß- und Kränzebinden und dergleichen Kleinkram zu verdienen sei.

Der sonst so kühle, verständige Mann, der auf den alten Margold bisher immer durch sein ruhiges entschiedenes Auftreten Eindruck gemacht hatte, bekam einen rothen Kopf vor Erregung; die Sache schien ihm wirklich zu Herzen zu gehen.

Margold begriff ihn nicht; Stefanelly war doch selbst ein Arbeiter, war durch die Arbeit emporgekommen, wie konnte nun er gerade dem Nichtsthun so das Wort reden! Margold wußte sehr wohl, was Stefanelly mit dem „auf der Straße liegen“ meinte – Häuser- und Börsenspekulation, die Arbeit des Kapitals anstatt derjenigen der Hände. Aber Margold haßte, verachtete diese Art von Erwerb, er konnte sich nicht helfen, Geld verdienen ohne jegliche Arbeit, nur durch Spekulation auf Kosten anderer, dünkte ihm wie Diebstahl. Und er sprach diese Ansicht auch dem Stefanelly gegenüber offen aus.

Hans und Loni lachten hell auf über seine Verschrobenheit; Stefanelly aber stutzte und ging dann scheinbar auf die Gedanken seines Nachbars ein.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_093.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)