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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)


Blätter und Blüthen.


Vermißten-Liste. Berichten wir zunächst über die infolge unserer Aufrufe Aufgefundenen!

Die Schwester des 20 Jahre lang verschollenen Schmiedes Rudolph Lassotta thut uns in einem Dankesschreiben, aus dem hellste Freude und innigste Dankbarkeit leuchtet, kund, daß es ihr durch die „Gartenlaube“ ermöglicht worden ist, ihren Bruder wiederzufinden.

Einer anderen Schwester, welche ihre beiden Brüder, den früheren Kellner Karl und den ehemaligen Bäcker Theodor Leitig, suchte, konnten wir einen eigenhändig geschriebenen Brief des Bruders Karl aus New-York übermitteln, welcher zugleich über sich und des anderen Bruders Leben in Philadelphia Aufschluß gab.

Frau Sandring erhielt infolge des Aufrufs in der „Gartenlaube“ endlich einen Brief ihres Sohnes aus Hamburg mit der Nachricht, daß es ihm gut ergehe.

Auch die Nachfragen nach Gottlieb Heilmann, Oskar Krause, Louis Donner und Louise Lütt sind erledigt.

Ferner ist es gelungen, die Adresse des Schlossergehilfen Paul Haag, gen. Joseph Paul, welcher in Philadelphia lebt, und die der Gebrüder Schüler durch die „Gartenlaube“ zu ermitteln.

Ueber das Schicksal der drei Brüder Rieger sind zur freudigsten Ueberraschung ihrer Angehörigen endlich wieder Nachrichten eingetroffen, nach denen sich Oswald in St. Louis Mo. (Nordamerika) angesiedelt hat.

Und schließlich hat sich auch der Versicherungsbeamte Gustav Stöckert gefunden und der Maler Josef Endler hat den Seinen aus Trenton im Staate New-Jersey (Nordamerika) beruhigende Nachrichten gegeben.

Indem wir diese erfreulichen Ergebnisse veröffentlichen, wollen wir nicht verfehlen, an dieser Stelle allen denen unsern Dank auszusprechen, welche uns beim Aufsuchen der Verschollenen durch Mitteilungen hilfreich beigestanden haben. Wir lassen die Fortsetzung unserer Vermißten-Liste folgen und geben uns der Hoffnung hin, daß unsere Leser auch dieser ihre Aufmerksamkeit zuwenden werden, damit wir recht bald über weitere günstige Erfolge berichten können.

(Fortsetzung der Vermißten-Liste aus Nr. 33 des Jahrg. 1890.)

225) Eine Schwester sucht ihren Bruder namens Julius Karl Bernhard Ellrich, über den seit seinem letzten Briefe vom 14. April 1873 aus Puerto-Cabello (Venezuela) jede Nachricht fehlt. Ellrich ist am 1. Mai 1834 in Altona geboren und seines Zeichens Schlosser.

226) Von Josef Berling, der am 19. März 1818 zu Würzburg geboren ist, kam im Jahre 1864 die letzte Zuschrift aus München, wo er als Kondukteur der bayerischen Bahn angestellt war. Berling war von Haus aus Gärtner, wurde aber schon in den vierziger Jahren in Italien, nahe bei Palermo, als Bergwerksadministrator angestellt.

227) Der am 10. März 1841 zu Königsberg in Pr. geborene Segelmacher Wilhelm Heinrich Lesser verließ im Jahre 1860 zu Schiff Hamburg, um sich nach England zu begeben, und ist seitdem verschwunden.

228) Otto Korn, Kaufmann, geb. am 15. Juni 1846 in Wohlan, Provinz Schlesien, und erzogen im Potsdamer Militärwaisenhause, schrieb zum letzten Male am 24. Juli 1871 von Hannover aus und hat seit dieser Zeit nichts mehr von sich hören lassen. „Sollte Otto Korn noch am Leben sein, so möge er sich seiner Geschwister erinnern und endlich schreiben! Alle Leser der ‚Gartenlaube‘ aber, welche über den Verbleib des Gesuchten Auskunft zu ertheilen imstande sind, werden herzlich gebeten, recht bald Nachricht zu geben.“

229) Der Schlosser und Büchsenmacher Theodor Wilhelm Horst Walbrül, geb. am 31. Mai 1848 in Weimar, wird von seiner hochbetagten und leidenden Mutter gebeten, wenn möglich zu ihr zurückzukehren und die Hinterlassenschaft seines Vaters in Empfang zu nehmen. Eine vor 5 Jahren an ihn gerichtete Geldsendung nach einem Ort Siebenbürgens gelangte als unbestellbar an die Mutter zurück.

230) Die letzte Nachricht von ihrem Sohne Immanuel Oskar Schwedler erhielt die Mutter aus Gera, wo er im Jahre 1886 drei Tage im Krankenhause lag. Der Vermißte ist am 13. Januar 1861 zu Schönfels bei Zwickau geboren und hat die Tuchmacherei erlernt.

231) Ein bejahrtes Elternpaar verspricht dem Sohne, wenn er zurückkehren wolle, ihm die Mittel zur Reise zu geben und auch ferner für ihn und seine Familie zu sorgen. Der Vermißte, Max Freudenthal, geb. zu Witkowo, Reg.-Bez. Bromberg, am 15. April 1850, ging im Jahre 1868 nach Melbourne (Australien), von wo sein letzter Brief im Jahre 1875 eintraf. Seitdem hat er nichts mehr von sich hören lassen.

232) Ein anderes betagtes, leidendes Elternpaar sucht ebenfalls seinen Sohn, den Steinbrecher und Tagelöhner August Müller, welcher am 3. Aug. 1859 zu Westerburg, Reg.-Bez. Wiesbaden, geboren ist und schon mit 14 Jahren seine Angehörigen verlassen hat.

233) Von dem Bauerngutsbesitzer Johann Wolter, geb. am 4. Juni 1794 zu Karlsbiese, bekamen die Angehörigen im Jahre 1832 die letzte Kunde aus der Danziger Niederung.

234) Seit dem 27. Juni 1881 ist der einzige Sohn seiner Mutter, der Bautischler Johann Friedrich Gustav Krebs, welcher am 11. Aug. 1850 zu Friedrichsbrunnen im Harz geboren wurde, verschollen. Zu dieser Zeit schrieb er noch aus Venloo in Holland, daß er nach Rotterdam gehen wolle.

235) Bereiter Christian Karl Friedrich Dieckmann (auch: Dikemann), geb. zu Schwerin in Mecklenburg am 4. März 1830, verließ mit seiner Frau im Jahre 1850 die Heimath und reiste nach New-York, von wo er 1862 das letzte Mal schrieb. Auch von seiner in Amerika geborenen Tochter Cäcilie traf noch ein unterm 6. Dez. 1864 datirter Brief bei der Schwester des Verschollenen ein. Das damals etwa 13jährige Kind gab als Adresse an: Mr. R. Hunhardt, 45 Exchange-Place, New-York.

236) Georg Albin Denner, geb. am 22. Septbr. 1861 zu Linden bei Römhild (Thüringen), im Februar 1888 noch in Bournemouth (England) als Kellner thätig, wird von seiner tiefbetrübten Mutter um ein Lebenszeichen gebeten.

237) Von dem Gärtner Johann Friedrich Jedro, geb. zu Leipe bei Lübbenau am 13. Aug. 1846, kamen die letzten Nachrichten etwa im Jahre 1879 aus Pommern und Polen.

238) Von seinen bekümmerten Eltern wird gesucht der am 29. Aug. 1859 zu Siebenlehn geborene Brauer Robert Emil Wolf. Er hat von Hamburg noch am 29. November 1885 nach Hause geschrieben, bis zu welcher Zeit er in und bei Hamburg in verschiedenen Brauereien thätig war. Eingezogenen Erkundigungen nach hat sich Wolf erst am 19. Mai 1886 polizeilich in Hamburg abgemeldet.

Immer noch galant. (Zu dem Bilde S. 224 und 225.) Im kleinen Alpenwirthshause, dem höchsten des Thales, sitzen sie beieinander, die Zechgenossen. Wetterharte Kameraden sind es, Bauern und Waldleute, mit rauhgearbeiteten Fäusten und qualmenden Pfeifen. Einer davon, dem die Feder so schalkhaft über dem Hute nickt, macht den Eindruck, als wär’s der Dorflump, so ein Kumpan, wie es deren fast in jeder Gemeinde des Alpenlandes giebt, die sich von Pechkratzen und Wurzelsammeln kümmerlich nähren. Die Einrichtung der Zechstube ist äußerst dürftig; als einziger Schmuck dienen ihr, wie in den Wirthszimmern aller streng katholischen Länder üblich, das Kruzifix in der Ecke und, über dem Ecktisch hängend, die - Embleme des löblichen Brauereigewerbes: Malzschaff, Schöpfer und Malzschaufel. Der vornehmste unter den Zechgenossen ist jedenfalls der alte Forstwart, welcher neben dem Tische steht. Offenbar ist er vor einem Augenblick erst eingetreten, hat sein Gewehr in die Ecke gelehnt und ist. im Begriffe, sich einen Platz in dieser feinen Gesellschaft zu suchen, als die Stubenthür wieder aufgeht und ein paar, stramme Bauernmädchen eintreten, um den Abendtrunk für ihre Familien heimzuholen. Da reißt es den Alten herum, und mit jener Grazie, die ihn vor vierzig Jahren zierte, als er noch der Held des Tanzbodens war, verbeugt er sich vor den Dorfschönen, entbietet ihnen mit ritterlicher Gebärde seinen Gruß, und während der Wirth den Mädchen die Krüge füllt, ergreift der alte Weidmann die Gelegenheit, einige seiner schönsten Redensarten anzubringen. An der Antwort wird es nicht fehlen; das sieht man den schalkhaften Augen und dem lachenden Munde der Mädchen an. Und hernach, wenn sie wieder zur Thüre hinaus geschlüpft sind und mit ihren Krügen die steile Dorfgasse hinaufwandern, werden sie sich mit Hellem Lachen erzählen, wie der alte Schalk schon mit ihren Großmüttern schön gethan habe. Daß er’s immer noch nicht lassen kann! Ja – diese Weißhaarigen sind die Aergsten.

Er aber, der alte Don Juan des Bergwaldes, setzt sich dann an den Tisch zu den andern, lügt ihnen Jagdgeschichten vor und denkt sich dabei: „Sapperment – noch einmal zwanzig Jahr’ alt sein!“

H.
Kleiner Briefkasten.
(Anfragen ohne vollständige Angabe von Namen und Wohnung werden nicht berücksichtigt.)

C. E. 12 in Stettin., Ihre Gedichte sind nicht ganz schlecht und doch auch nicht über Mittelmaß. Da sie noch Gymnasiast sind, so haben sie ja Zeit, auszureifen. Schicken sie uns in zehn Jahren wieder Proben Ihrer Gedichte - wenn Sie bis dahin noch solche machen, - dann läßt sich vielleicht über den Werth Ihrer dichterischen Ader reden! Wenn Sie Ihr Manuskript zurückwünschen, dann geben Sie uns gefälligst Ihre genaue Adresse an.

E. K. in Pittsburg. Sie sind eine „dankbare“ Leserin der „Gartenlaube“, das ist schön von Ihnen; aber, verzeihen Sie, Sie sind keine „aufmerksame“ Leserin! Sonst müßten Sie entdeckt haben, das wir Anfragen ohne Angabe von Namen und Wohnung nicht berücksichtigen. Ob die Behauptung von den 289 Schülerselbstmorden während der Jahre 1883 bis 1889 richtig ist, können wir nicht kontroliren, da uns eine amtliche Statistik darüber nicht bekannt geworden ist. Immerhin ist der Fall in den letzten Jahren leider sehr häufig vorgekommen!

O. K. in Breslau. Das ist menschlich schön gedacht, aber leider in der Form zu unvollkommen, als daß es veröffentlicht werden konnte.

A. I. in Amsterdam. Wie wir es wiederholt an dieser Stelle ausgesprochen haben, können wir unter keinen Umständen von dem Grundsätze abgehen, niemals einen ärztlichen Rath zu ertheilen. - Im übrigen danken wir Ihnen bestens für Ihre Worte, betreffend die litterarische Freibeuterei in Holland. Es hat uns gefreut, zu sehen, daß wir bei dem Kampfe gegen dieses Unwesen auch in Holland Bundesgenossen finden.

Joh. B. in Danzig. Das ist ein guter Gedanke von Ihnen, und wir stimmen Ihnen vollkommen bei. – Bezüglich des Schenkendorf-Denkmals in Tilsit, dessen Beschreibung und Abbildung wir in Nr. 47 vor. Jahrgangs gebracht haben, wäre noch zu bemerken, daß das Postament von Professor Herrmann in Dresden herrührt.

W. L. in Leon. Ihre Angaben sind zu ungenau, als daß wir Ihre Fragen beantworten könnten.

E. F. G. in Brooklyn. Besten Dank für Ihre überaus liebenswürdigen Zeilen, aus denen wir mit Freuden den Beweis entgegennehmen, daß kein Vorurtheil so mächtig ist, daß es nicht schließlich doch vor der Macht der Thatsachen weichen müßte. Wir hoffen, daß es der „Gartenlaube“ auch ferner gelingt, Ihre gute Meinung sich zu erhalten.

Fr. B. in Diedenhofen. Es freut uns, daß Ihnen die Abbildungen von dem Festspiel in der Luisenburg bei Wunsiedel so gut gefallen haben. Wenn Sie sich weiter dafür interessiren, so wenden Sie sich an Herrn G. B. Rauw in Markt-Redwitz, von dem weitere photographische Abbildungen des Festes zu beziehen sind.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_240.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)