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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

eine Kamelladung kommen. Die Bäume werden zu diesem Zwecke ausgehöhlt und die Höhlung wird ausgepicht, wobei nach den Berichten Nachtigals das Wachsthum des Baumes keinen Schaden leidet.

Eine für die Naturforscher höchst interessante verkrüppelte Form des Affenbrotbaumes ist in dem Vorland von Kinsembo, südlich von der Kongomündung, gefunden worden. Unsere Abbildung giebt diesen Baum wieder. Er ist stammlos und breitet sein riesiges Geäst flach auf dem Boden aus.

Der Baumwuchs der Savanne ist bald schwächer, bald stärker und bildet einen Uebergang zum Walde. Sehr anschaulich schildert Dr. Buchner die westafrikanische Baumsavanne in Angola.

Nachdem er die Oberflächenform beschrieben hat, fährt er fort: „Will man nun dieses Modell in natürlicher Größe bis zur möglichst getreuen Nachbildung ausschmücken, so streue man zuerst, überall so weit die Oberfläche ziegelroth ist, einige Millionen gleichfalls ziegelrother Termitenhügel, unregelmäßige Pyramiden von zwei bis drei Meter Höhe, so dicht, daß auf jedes Hektar mindestens fünf kommen. Dann nehme man die vierfache Quantität Bäume und pflanze sie so auseinander, daß ihrer auf ein Hektar bald mehr, bald weniger als zwanzig kommen. Desgleichen verfahre man mit einer ähnlichen Anzahl Gebüschindividuen. Schließlich fülle man alle Zwischenräume mit hohem derbhalmigen Gras aus, doch so, daß rings um die mächtigen Büschel noch immer etwas nackte rothe Erde unbedeckt bleibt, und die Savanne Innerafrikas, jener ewige lichte Wald ohne Schatten, noch nicht allzusehr beeinflußt von der zerstörenden Thätigkeit des Menschen, ist fertig.“

Edmin-Arnold-Fall am Pocockbecken.

An manchen Stellen treten die Bäume wohl zu dichteren Gruppen zusammen, und dann gleicht das Gefilde einer Parklandschaft, wie sie in den Berichten der Reisenden so oft erwähnt wird. Zu einem wirklichen Walde aber schließen sich die Bäume nur in Schluchten, längs den Ufern von Flüssen und Bächen zusammen. Hier kommt die Vegetation zu außerordentlicher Entfaltung; einen Urwald mit hochstämmigen Bäumen, Farrenkräutern und Lianengewirr zaubert sie hervor, hier entstehen grüne Hallen, haushohe Lauben, in die niemals ein Sonnenstrahl dringt und in denen stets ein Halbdunkel herrscht. Aber die Ausdehnung dieser Wälder ist nicht groß, oft sind sie kaum hundert Meter breit, oft noch schmäler; sie werden darum auch Galeriewälder genannt.

Forschen wir nach den Ursachen dieses für Innerafrika charakteristischen Landschaftsbildes, so finden wir sie in der Bodenbeschaffenheit und in der Vertheilung des Regens. Die Natur des afrikanischen Bodens, der zumeist aus verwittertem, stark durchlässigem Laterit (von later = Ziegel) besteht, bringt es mit sich, daß die Erde sehr rasch trocknet, wenn der Regen eine Zeitlang aussetzt; so verdorren die Pflanzen, und nur in Schluchten, wo sich die Grundwasser sammeln, ist genügende Feuchtigkeit vorhanden, um ihnen auch in regenloser Zeit ein Fortkommen zu ermöglichen. Und so ist die Savanne einem steten Wechsel unterworfen. In der Regenzeit grünt alles, in der Trockenzeit stirbt das Gras ab. In diesen natürlichen Gang der Dinge greift noch der Mensch ein, indem er alljährlich die trockenen Grasbestände abbrennt.

Savannen- und Prairienbrände sind sich in der Großartigkeit ihrer Erscheinung gleich, beider Gefährlichkeit aber ist in den Schilderungen vieler Schriftsteller übertrieben worden. In der Regel kann man das Feuer mit Laubzweigen ausschlagen, der Mensch kann es überspringen, um sich zu retten, nur Insekten, Schnecken und ähnliche kriechende Thiere fallen der Gluth unbedingt zum Opfer. Trotzalledem darf der Mensch auch mit diesem Feuer nicht leichtsinnig umgehen; das beweisen die vielen Stationen, die auch in Afrika bei Grasbränden aufgegangen sind. So brannte Böhms idyllisches Bollwerk „Waidmannsheil“ nieder, so wurde einmal Emins „Hauptstadt“ Wadelai eingeäschert.

Pilzförmige Termitenbauten.

Die niedergebrannte Savanne bietet einen traurigen Anblick. Die verkohlten Stengel der harten Gräser starren schwarz empor und brechen klirrend zusammen, wenn der Vorübergehende sie streift; der Fuß des Wanderers wirbelt Wolken von Asche auf, welche den Athem beengen, Aschenwolken treibt der Wind daher oder er erzeugt düstere Aschentromben, die gespenstisch über das schwarze Gefild dahinziehen, aus dem hier und dort der rothe Boden durchschaut. Auch an den Bäumen und Sträuchern der Savanne hat das Feuer seine vernichtende Wirkung zu äußern versucht. Die Palmen, die Büsche der Anona stehen halbversengt da. Aber eine wunderbare Lebenskraft wohnt in ihnen; denn wenn der erste Regen fällt, schlagen sie von neuem aus. Nur wenn es ein trockenes Jahr gegeben hat, wenn in den Regenmonaten die Niederschläge sehr gering gewesen sind, dann bewältigt das Feuer auch den ausgedörrten Busch und Baum, und tagelang nach dem Savannenbrande glimmt noch so mancher Stamm, bis er völlig zerfällt.

Alles thierische Leben wird von einem solchen Feuer vertrieben, Büffel und Antilopen fliehen in die benachbarten Galeriewälder. Nur ein Thier, eine Plage Afrikas, weiß siegreich den Flammen zu trotzen: es ist die Termite. Wo sie unterirdisch wohnt, wird sie von der Gluth nicht betroffen, und die sonderbar, oft geradezu pilzförmig gestalteten Bauten derselben über der Erde – sie sind feuerfest, eine flammensichere Burg. –

In der öden Winterszeit scheint der fallende Thau die Lebenskraft der Pflanzenwurzeln zu unterhalten, denn man beobachtet selbst dann ein langsames Sprießen, bis das volle Leben mit dem ersten Regenschauer erwacht und für

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Leipzig: Ernst Keil, 1892, Seite 664. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_664.jpg&oldid=- (Version vom 14.2.2023)