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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894)

Modelle hervorheben. „Pelzmütze“ können wir das eine nennen. Die Anfertigung desselben ist sehr einfach; man bindet um den Kopf ein starkes Perlenband und schert alle Haare weg, die darunter liegen, darüber läßt man aber einen tüchtigen Busch wachsen. Diese Frisur tragen vor allem die Frauen. „Schneckenkopf“ dürfte die zweite genannt werden. Man kann sie auf dem Markte von Udschi-udschi sehen, wenn die Eingeborenen von Rua mit den Erzeugnissen ihres Landes erscheinen Die Haare werden dabei zu recht starken Flechten geflochten, die, mit der nötigen Thonpomade steif gemacht, in ungeheuerlicher Länge wie die Fühlhörner einer Schnecke vom Kopf abstehen. Am Tanganjika ist übrigens ein besonderes Haaröl in Gebrauch, welches dem meisten Leuten das Ansehen giebt, als ob sie mit blutigen Köpfen umherliefen. Das Oel, mit welchem man das Haar einreibt, wird nämlich mit roter Erde vermengt. Manche schmieren auch gleich die Flechten mit roter Erde ein und glätten sie dann mit Oel, „aber wie schlagend auch der Effekt ist, es bleibt doch eine schmutzige Mode“, bemerkt Cameron dazu.

Wagogo-Neger

Unermüdliche Haarkünstler sind auch die räuberischen Wagogo, welche den Karawanen den Weg von Mpwapwa nach Tabora verlegen und sich jeden Schluck Wasser teuer bezahlen lassen. Auch bei ihnen gilt es für besonders schön, wenn das Haar in möglichst vielen Spitzen vom Kopfe absteht; um dies zu erzielen, greifen sie zu allerlei Hilfsmitteln; sie stecken Fasern des Affenbrotbaumes in die einzelnen Flechten hinein, oder umwickeln dieselben mit Eisen- oder Messingdraht. Andere rasieren sich das Haupt, lassen aber einige Haarbüschel stehen, welche alsdann als Stoff zu den sonderbarsten Figuren verwertet werden. In die Spitzen der Flechten werden noch farbige Glasperlen, Messingkugeln und dergleichen gesteckt. „Je toller, desto schöner“, ist hier der Wahlspruch.

Frauen von den Teitabergen.

Auf dem Wege von Mombas nach dem Kilimandscharo liegen die Teitaberge. Die Damen, die in denselben wohnen, sind sehr niedlich, aber auch putzsüchtig; wenn sie es „haben“, dann tragen sie Perlen über Perlen, nichts als Perlen, 20 bis 30 Pfund, auf ihrem mit Ruß und Kastoröl noch mehr geschwärzten Körper. Perlen setzen bei ihnen auch der Haarfrisur die Krone auf. Alles Haar um die Schläfen etc. wird wegrasiert und nur in der Mitte ein kreisrunder Fleck von 7 bis 10 cm Durchmesser gelassen. Mit großer Mühe ist es dort in Stränge geflochten, bis es aussieht wie ein Fegewisch. Auf jedem Strabg besonders sind Perlen von verschiedener Farbe eingeflochten. Um den geschorenen Teil des Kopfes ist ein 5 cm breites Perlenband gewunden, und von ihm hängen drei lange lose Stränge über die Ohren bis zu den Schulterm herunter. Was würden wohl die Glasperlenfabrikanten in Thüringen und in Venedig darum geben, wenn diese Perlenköpfe auch in Europa in Mode kommen wollten!

Wo die Neger mit Arabern zuammengekommen sind, haben sie auch deren Sitten zum Teil angenommen. Im Norden Afrikas werden Haare oder mindestens Bärte fleißig gefärbt, und zwar mit dem aus Blättern des Hennastrauches gewonnenen Farbstoff, den schon der Prophet Mohammed zum Färben seines Bartes benutzt haben soll. Mit Indigo vermischt, verleiht Henna dem menschlichen Haar eine schöne schwarze Farbe, und diese Mischung hat vor vielen europäischen Haarfärbemitteln den Vorzug, daß sie unschädlich ist. Unter dem Namen „persische Haarfärbung“ ist sie in Europa wiederholt versucht worden. Henna ist in Deutsch-Ostafrika, namentlich in Sansibar, bekannt und wird dort von den Negerinnen des Suahelivolkes als Schminke benutzt.

Doch genug der Beispiele! Afrika ist in der That das Land der Frisierkunst, und wir müssen sagen: „Alle Achtung vor diesem afrikanischen Haar!“ Was ihm zugemutet wird, das dürfte ein europäisches schwerlich vertragen. Wen aber ein stiller Neid um den starken Haarwuchs der Afrikaner beschleichen sollte, der kann sich trösten: ein starker Haarwuchs soll keineswegs ein Zeichen hoher geistiger Entwicklung sein! Im Gegenteil! Wenn das wahr sein sollte, so brauchten wir die Naturvölker um ihren Haarwuchs und ihre Frisuren nicht zu beneiden. Ich glaube aber – trotz aller Hochachtung vor der Wissenschaft würde sich mancher ein recht urwüchsiges Haar wünschen. Und der wesentliche Unterschied zwischen den Afrikanern und Europäern besteht eben darin: jene mißhandeln ihr Haar, das noch viel verträgt, diese pflegen recht sorgfältig das schwindende.




„Versalzen!“
Eine küchenwissenschaftliche Skizze.

Das Salz ist die wichtigste aller Speisezuthaten und die Kunst zu salzen bildet die Grundlage aller Küchenfertigkeit. Köchinnen, die diesen Namen in der That verdienen, verstehen auch diese Kunst ausgezeichnet – ein Blick auf die Masse des Gerichts, ein Griff in den Salznapf, und das Richtige ist getroffen! Wie lachen sie, wenn sie in Büchern lesen, man solle das Salz mit einer Wage oder mit einem „graduierten Gefäße“ abmessen! Aber auch die geschicktesten Köchinnen haben ihre Unglückstage. Da blutet ihr Herz, von Amors Pfeil getroffen, oder sie sind sonst „in Gedanken“, und mit einem Male ist die Suppe – versalzen! Selbst in dem weisesten Rate der Kochfrauen wußte man kein Mittel, das den Schaden wieder gut machen würde; denn wie sollte man das in der Suppe aufgelöste Salz wieder herausziehen! Da kamen die Naturforscher den Hausfrauen zu Hilfe und zeigten ihnen, wie man das überschüssige Salz in höchst einfacher Weise aus der Suppe entfernen kann, ohne diese ihrer sonstigen wertvollen Bestandteile zu berauben.

Unsere Leserinnen kennen gewiß das Pergamentpapier, das in der Speisekammer zum Verbinden von Büchsen verwendet wird. Dieses Papier ist nun ein ausgezeichnetes Entsalzungsmittel. Davon kann sich jeder leicht durch einige einfache Versuche überzeugen.

Wir nehmen ein viereckiges Stück Pergamentpapier, etwa so groß wie das Blatt eines gewöhnlichen Schreibheftes, und biegen seine Ränder nach oben, so daß daraus ein viereckiges Kästchen entsteht: um ihm Halt zu geben, stecken wir die vier Ecken oben mit Nadeln fest. Nun haben wir ein Gerät, das in der Wissenschaft ein „Dialysator“ genannt wird.

In diesen Pergamentkasten gießen wir starkes Salzwasser, d. h. gewöhnliches reines Wasser, in dem wir möglichst viel Salz gelöst haben, und stellen den Kasten in ein kleines und flaches Gefäß, etwa einen Suppenteller, der bis zur Hälfte mit reinem Wasser gefüllt ist. Kosten wir nun von Zeit zu Zeit von dem Wasser in dem Teller, so werden wir bemerken, daß es einen immer stärkeren salzigen Geschmack annimmt. Die Salzlösung dringt durch das Pergamentpapier in das Wasser im Teller, während dafür reines Wasser in den Kasten hineinwandert, gleichfalls durch das Papier hindurch. Der Kasteninhalt wird also entsalzen, und der Vorgang

dauert so lange, bis das Wasser im Teller und das im Kasten einen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Leipzig: Ernst Keil, 1894, Seite 718. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_718.jpg&oldid=- (Version vom 29.9.2021)