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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 28. 1896.


Die Gedächtniskirche für König Ludwig II. von Bayern. Am 13. Juni waren gerade zehn Jahre seit dem Unglückstage verflossen, an welchem der schwergeprüfte König Ludwig II. von Bayern mit seinem Arzte Gudden in den Wellen des Starnberger Sees den Tod fand. Ein schlichtes Denkmal im Parke des königlichen Schlosses Berg bezeichnete seit Jahren die Unglücksstätte. Der Prinzregent Luitpold von Bayern hat inzwischen angeordnet, daß in ihrer Nähe, oberhalb des Denkmals, eine Gedächtniskirche sich erheben solle. An dem Gedenktage, dem 13. Juni, fand an der Baustelle die feierliche Grundsteinlegung statt. Die kirchliche Weihe wurde von dem Stiftsprobst Dr. v. Türk vollzogen, worauf der Prinzregent den Hammerschlag mit den Worten that: „Zur frommen, wehmütigen Erinnerung an den unglücklichen, schwergeprüften, von seinem Volke treu geliebten König Ludwig II.“ Eine von unseren Abbildungen stellt diesen ergreifenden Augenblick der tiefernsten Feier dar. Außerdem führt uns der Zeichner noch ein Bild der Gedächtniskirche vor, wie sie sich nach ihrer Vollendung voraussichtlich den Blicken des Beschauers darbieten wird. Schließlich ist auch noch eine Uferlandschaft des schönen Parkes bildlich wiedergegeben; eine Fahne bezeichnet die Stelle, an welcher der Leichnam des verunglückten Monarchen gefunden wurde; im Hintergrunde ragt über Baumkronen das königliche Schloß Berg hervor.

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Die Grundsteinlegung zur Gedächtniskirche für König Ludwig II. am Starnberger See.
Nach dem Leben gezeichnet von E. Bachrach-Barée.

Die Gedächtsniskirche nach dem Entwurf. 

Als Erwerb für Damen, die nicht über ein Kapital verfügen, ist das Aufzeichnen von Mustern für Leinwandstickerei sehr empfehlenswert. Besonders in kleineren Städten dürfte sich eine gute Einnahme erzielen lassen, wenn eine reiche Auswahl geschmackvoller Aufzeichnungen zur Verfügung steht. Für einigermaßen Geübte ist es nicht schwer, sich in den Besitz einer Stechmaschine und des Mustermaterials (wie es z. B. in den Lipperheideschen Heften so vortrefflich geboten wird) zu setzen sowie die nötige Fertigkeit im Zeichnen zu erwerben. Aber auch den Ungeübten bietet sich jetzt der leichte Erwerb durch das Unternehmen eines Vorzeichnungslagers en gros, welches die Firma H. Vogt, Berlin S.W. Gneisenaustraße 89, neuerdings eröffnet hat. Eine Sammlung von 500 gestochenen und zum Gebrauch fertigen Kopieschablonen liegt zur Versendung bereit, nebst den Wischern und dem Blaupulver zum Aufzeichnen; man braucht also zum Anfang des Geschäftes nichts weiter als ein Zimmer und einen großen Tisch. Die reichhaltige Mustersammlung enthält Decken, Läufer, Handtücher, Kissen, Wandschoner etc. in allen Größen; der Preis der einzelnen Schablone ist ein sehr mäßiger; jeder bestellten Kollektion wird das nötige Blaupulver gratis beigelegt, wie auch der Handstechapparat zum Nachstechen von zerrissenen Mustern. So läßt sich also mit den bescheidensten Mitteln ein Geschäft eröffnen, das bald guten Gewinn abwerfen kann. Selbstverständlich darf eine höher strebende Unternehmerin nicht lange auf die mechanische Nachbildung aus zweiter Hand angewiesen bleiben, sondern muß lernen, die reiche Fülle der im Kunsthandel erschienenen Vorbildsammlungen für ihr Publikum nutzbar zu machen. Aber zum Anfang ohne alles Risiko und zum allmählichen Vertrautwerden mit dem Stoff wie mit der Technik des Uebertragens ist die Vogtsche Versandanstalt, welche seit Oktober v. J. schon eine Reihe derartiger Ateliers eingerichtet hat, gewiß zu empfehlen.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 484a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0484_a.jpg&oldid=- (Version vom 13.7.2023)