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Verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

Ein hübsches Beispiel hierfür bildet der elektrische Cigarrenanzünder. Er hängt entweder an der Wand oder steht auf einem kleinen Metalltischchen. Die Aufhängevorrichtung, beziehentlich das Tischchen, ist in die Leitung eingeschlossen. Hebt man den Cigarrenanzünder zum Gebrauche ab, so schaltet sich der Strom selbstthätig ein und seine vordere kleine Fläche glüht rot auf. Die Zündfläche beim Cigarrenanzünder pflegt man übrigens ausnahmsweise aus einer Asbestmasse herzustellen, die mit Platindrähten durchflochten ist.

Elektrische Brennschere.

Besonders den Damen dürften die Gebrauchsgegenstände interessant sein, welche die Elektriker für das Toilettezimmer konstruiert haben. Da ist zunächst ein Brennscherenwärmer zu nennen. Er stellt einen kleinen Ofen dar, welcher in seinem Innern mehrere Heizplatten enthält. Durch Oeffnungen können Brennscheren, Toupeteisen u. dergl. in ihn eingefügt werden und so die entsprechende Temperatur empfangen. Es sind aber auch Brennscheren konstruiert worden, die direkt mit Strom beschickt werden und deshalb während des Gebrauches nicht erkalten.

Der Gipfel der Bequemlichkeit und des Komforts wird im Ankleideraum unfraglich durch den elektrischen Wasserwärmer erreicht. Er steht unmittelbar mit der Wasserleitung in Verbindung und hält die Flüssigkeit dauernd in einer mittleren Temperatur von etwa dreißig Grad. Da das Wasserreservoir ziemlich groß gewählt werden kann, so ist man imstande, sich das Waschwasser nach Wunsch zu temperieren und jederzeit das Bad herzurichten.

Am längsten hat sich im modernen Hause die Küche der Einführung der elektrischen Kraft widersetzt. Die elektrischen Apparate, welche hier zum Kochen, Sieden und Braten verwendet werden können, bestehen natürlich der Hauptsache nach aus den elektrischen Heizplatten. Sie unterscheiden sich nur dadurch voneinander, daß die Wärmegrade, welche sie anzunehmen vermögen, nach den Zwecken geregelt sind, welche die einzelnen Vorrichtungen zu erfüllen haben. Um Nahrungsmittel zu rösten oder zu backen, ist z. B. eine Durchschnittstemperatur von 200 Grad der hundertteiligen Skala notwendig. Gerade für das Roesten, Braten und Backen, also für die Zubereitung fester Nahrungsmittel, hat sich der elektrische Betrieb als sehr vorteilhaft erwiesen. Elektrische Bratpfannen, Bratöfen, Fleischroste werden bereits in allen möglichen Größen hergestellt.

Merkwürdig sind die elektrischen Bratöfen. Man hat sie so eingerichtet, daß es ganz in der Hand des Koches liegt, eine jede beliebige Temperatur zwischen 130 und 290 Grad zu erzielen und beliebig lange zu erhalten. In welcher Weise so seine und beständige Temperaturabstufungen auf die Entwicklung der Kochkunst einwirken können, das ist eine Frage, welche die Leserinnen der „Gartenlaube“ besser zu beantworten imstande sein werden als der Berichterstatter.

In England wurden letzthin elektrische Kochherde hergestellt, welche alle Kochvorrichtungen in sich vereinigen. Besonders in Kochschulen bedient man sich ihrer mit Vorliebe.

Auch aus der „elektrischen Küche“ sind alle diejenigen Unannehmlichkeiten verbannt, welche den Koch oder die Köchin sonst zu belästigen pflegen. Abgesehen von der Höhe des elektrischen Grundpreises ist der Gebrauch des elektrischen Stromes für Küchenzwecke unvergleichlich wirtschaftlicher als der des offenen Herdfeuers. Werden doch bei der jetzt so beliebten Verwendung des Rostes nur zwei Prozent von der Wärme des Herdfeuers zum Rösten ausgenutzt; der Rest geht in den Schornstein oder durchstrahlt als schädliche Wärme die Küche und die benachbarten Räume.

Elektrische Bratpfanne.

Viel größere Schwierigkeiten hat den Technikern die Fabrikation elektrischer Kochapparate zur Bereitung flüssiger Speisen gemacht. Doch auch ihre Herstellung ist vollkommen gelungen. Um ein Liter Wasser zum Sieden zu bringen, bedarf man für zwei Pfennig Strom.

Für den Glücklichen, der nicht mit dem Preise zu kargen braucht und dem es nur auf höchsten Komfort ankommt, sind alle möglichen Kochvorrichtungen konstruiert worden. In elegantester und feinster Ausstattung stellen ihm die Fabrikanten die elektrische Kaffeemaschine, den elektrischen Thee- und Eierkocher, den mit Elektricität geheizten Teller- und Speisenwärmer u. dergl. m. zur Verfügung.

In jeder Häuslichkeit, in der sich elektrische Lichtanlagen befinden, kann man, auch ohne ein Krösus zu sein, sehr leicht und mit geringen Kosten das elektrische Plätteisen einführen. Es schlägt in der That alle seine Nebenbuhler und stellt sich nicht teurer als der ältere Bolzenbetrieb. Die Heizplatten, die das elektrische Plätteisen ausfüllen, empfangen den Strom unmittelbar durch ein dünnes Kabel, das mit einer elektrischen Lampe verbunden wird. Die Temperatur des Eisens schwankt daher niemals, sie bleibt stets auf der gewünschten mittleren Höhe und die Plätterin braucht keinen Augenblick ihre Thätigkeit zu unterbrechen. Uebrigens sind auch verwandte Apparate, die auf gleichem Prinzipe beruhen wie die elektrischen Bügeleisen für den Gebrauch des Hauses, in größerer Form für die Schneider-und Hutmacherwerkstatt gebaut worden. Der

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Leipzig: Ernst Keil, 1897, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_016.jpg&oldid=- (Version vom 5.7.2023)