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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

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Allerlei Winke für jung und alt.


Wandschoner über den Serviertisch. Praktisch und hübsch zugleich läßt sich der hier abgebildete Wandschoner mit wenigen Mitteln anfertigen. Des Malens kundig muß man allerdings sein, denn sonst möchte das Rokokobouquet nicht ganz stilgerecht ausfallen.

Ein Stück weißes Ledertuch, 77 auf 52 cm groß, gute Bronze und Oelfarbe ist alles, was man braucht. Die Zeichnung läßt sich am sichersten mit Graphitpapier übertragen, ja es ist dies das einzige Mittel, durch welches es mir gelang, die Arbeit aufzuzeichnen, denn weder bunte Kreide noch Bleistift haften. Zuerst wird die äußere Umrandung ganz mit Goldbronze ausgemalt, während die inneren Rokokoarabesken nur in den Umrissen auszuführen sind, und zwar so, daß an der Lichtseite Bronze, an der Schattenseite aber braune Oelfarbe (gebrannte grüne Erde) Verwendung findet. Letztere dient auch zum Schattieren des äußeren Randes, wo sie der Bronze, wenn diese gut trocken ist, aufgemalt wird. Der Raum zwischen beiden Umrahmungen, der auf unserer Zeichnung schraffiert ist, wird ganz dünn mit einem zart lila Ton ausgemalt. Das Rokokobouquet hat man in Farben zu halten, die den Blumen entsprechen. Gut wirkt es, wenn die Tulpen in Rot und Gelb, die Sternblumen (links) in Rosa, die Aurikel in Dunkelblau, die Nelken in Gelb erscheinen. Der äußere Rand des Schoners wird mit einer scharfen Schere, der Zeichnung entsprechend, ausgeschnitten. Bemerkt sei noch, daß man die Malerei, wenn sie trocken ist, mit einem feinen Lack überstreicht. So ausgeführt, sieht die ganze Arbeit wirklich schön aus, da die zarten

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Wandschoner über den Serviertisch.

Farben und das Gold sehr gut auf dem weißen Ledertuch wirken. Zuletzt schlägt man oben rechts und links noch zwei Löcher durch den Schoner und zieht zwei feine Goldschnüre zum Aufhängen durch. R. v. H.     


Schalenkörbchen.

Schalenkörbchen in Drahtgestell sind wohl in dem bekannten Zwiebelmuster überall zu haben, man kann sie aber zur Abwechselung recht hübsch selber herstellen, wenn man sich die Drahtfassung allein verschafft und gewöhnliche Teller (Puppengeschirr) mit Porzellanmalerei verziert und hineinsetzt. Unsere Zeichnung zeigt ein altes französisches Porzellanmüsterchen in Dunkelblau, nur die gekreuzten Linien in den blau umrandeten Beeren werden mit Gelbrot hinein gezeichnet. Sollen die Körbchen zu einem bemalten Tischservice passen, so verwendet man die in diesem vorkommenden Hauptfarben dazu; auch die beliebten Streublumen machen sich gut.


Billige gepreßte Glaswaren zu dekorieren. Es giebt im Handel eine Unmasse praktischer Glaswaren, wie Butterglocken, Salz- und Zuckerdosen, Kompott- und Kuchenteller etc., welche auf der äußeren resp. auf der Rückseite mit oft sehr reizenden Sternfiguren, ähnlich den Kerbschnitzereien, eingepreßt sind und durch die mannigfachen Lichtbrechungen der einzelnen kleinen Flächen einen wunderhübschen Effekt hervorrufen. Sie sind sehr billig, gewöhnlich nur in 10- und 50- Pfennig-Bazaren zu haben. Derartige gepreßte Glaswaren lassen sich ausgezeichnet verschönern und zu wirklich aparten und originellen Kunstarbeiten gestalten, wenn man die eingepreßten Kerben je nach dem Muster mit Emailfarben bemalt. Diese leuchten mit ihren reinen, satten Tönen prächtig durch das Glas hindurch, andererseits verleihen sie durch ihre Eigenart und ihren bekannten Glanz dem Aeußeren ein porzellanmosaikartiges Aussehen. Nur in betreff der Haltbarkeit resp. der Festhaftung der Farben am Glase muß man von vornherein einem etwaigen Abspringen dadurch vorbeugen, daß man die Farben stets nur ganz dünn und lieber öfter – nach jedesmaligem Trocknen des vorhergehenden Auftrages – aufmalt. Ein Ueberzug von Lack oder nachheriges Einbrennen ist bei den jetzt fast in allen Papierhandlungen käuflichen Emailfarben nicht nötig – die schöne Arbeit ist also auch einfach und verdient eine weite Verbreitung.

Kinderunterrock aus Wollresten.

Kinderunterrock aus Wollresten. Viele wohlthätige Damenhände fertigen Mützchen, Strümpfchen, Shawls für arme Kinder; gewöhnlich bedürfen letztere aber noch mehr eines warmen Unterröckchens. Ein solches ist leicht herzustellen aus den Wollresten, die sich in einem Haushalte aufzuspeichern pflegen und oft nur Mottenfutter werden. Man knüpft alle diese Fäden und Knäuel aneinander und häkelt daraus mit dem sogenannten tunesischen Stich Streifen von 15 cm Breite und etwa 38 cm Länge. Die Knoten werden geschickt verarbeitet oder auf der Rückseite stehen gelassen und das Röckchen dann mit Alpaka gefüttert, wodurch es noch wärmer wird. Reicht die Wolle nicht für ein ganzes Röckchen, so näht man abwechselnd einen gehäkelten und einen Streifen Wollstoff aneinander; auch hierzu lassen sich Reste aller Art – dünne Zeuge muß man füttern – verwenden. In seiner Buntheit sieht das fertige Röckchen sehr nett aus, und vor allem – es wärmt!


Allerlei Kurzweil.


Bilderrätsel.
Von Erh. Lipka.


Arithmetische Aufgabe.

Ein Geflügelhändler kauft für 100 Mark genau 100 Stück Geflügel, nämlich Enten, Hühner und Tauben. Durchschnittlich kostet eine Ente 2 M 40 Pf., ein Huhn 1 M 40 Pf. und eine Taube 45 Pf. Wieviel Stück von jeder Art werden gekauft, wenn die Zahl der Hühner um 6 größer ist als die der Enten? A. St.     


Vorsetzrätsel.

Es sind 14 Wortpaare zu suchen, bei denen das zweite Wort aus dem ersten durch Vorsetzen eines Buchstabens entsteht. Beispiel: a) Eis, b) Reis. Die Wörter haben folgende Bedeutung: 1. a) ein Beamter, b) ein hohles Gerät, das auch in der Küche gebraucht wird; 2. a) ein Vogel, b) ein Geldertrag; 3. a) ein Vorrat kostbarer Dinge, b) eine Stadt im Königreich Sachsen; 4. a) Name einer Reihe von Päpsten. b) eine Kopfbedeckung; 5. a) Schutzkleid mancher Tiere, b) eine Stadt in den Niederlanden; 6. a) ein Unkraut, b) ein Befehl (eines bestimmten Herrschers); 7. a) ein deutscher Dichter, b) eine Stadt in Schlesien; 8. a) eine Erholungsstätte für überarbeitete Stadtbewohner, b) ein Vorname; 9. a) ein weiblicher Vorname, b) ein Spiel; 10. a) eine Waffe, b) ein Nebenfluß der Elbe; 11. a) ein kunstvolles Werkzeug, b) ein Nebenfluß des Rheins; 12. a) ein Nebenfluß der Donau, b) ein Metall; 13. a) ein (meist) gewaltiges Bauwerk, b) ein Gebirgsland nicht weit vom Toten Meer; 14. a) ein Stand, b) ein Werkzeug aus Stahl. – Nach richtiger Lösung nennen die Anfangsbuchstaben der Wörter unter b) den Titel eines Romans, den jeder Leser der „Gartenlaube“ kennt.


Rätsel

Die Mitte einer Landschaft ist gleich Ende;
Wer ist, der diesen Landschaftsnamen fände? E. S.


Homonym.

Ein Hafenort im heiligen Land
Bin ich und auch ein Männergewand.
 F. Müller-Saalfeld.


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 36_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0036_a.jpg&oldid=- (Version vom 21.4.2024)