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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Inhalt.
Seite
Die arme Kleine. Eine Familiengeschichte von Marie von Ebner-Eschenbach (4. Fortsetzung) 325
Mein Feuersalamander. Von Dr. K. G. Lutz. Mit Illlustration von A. Kull 332
Die Kaisergaukler vom Kyffhäuser. Von Fedor von Köppen. 334
Vasco da Gama, der Entdecker des Seewegs nach Ostindien. Von Paul Holzhausen. Mit Bildnis. 337
Das Kaprunerthal. Von Prof. Dr. Theodor Petersen. Mit Abbildungen 339
Antons Erben. Roman von W. Heimburg (10. Fortsetzung) 342
Deutsche Nationalfeste 351
Blätter und Blüten: Anton Seidl †. (Zu dem Bildnis S. 354.) S. 352. – Die Seeschlacht bei Manila. (Zu den Bildern auf S. 354 u. 355.) S. 352. – Badeeinrichtungen bei der preußischen Eisenbahnverwaltung. S. 354. – Vorbereitungen zum Fest (Zu dem Bilde S. 328 und 329.) S. 354. – Instruktionsstunde. (Zu dem Bilde S. 345.) S. 354. – Eingeregnet. (Zu dem Bilde S. 349.) S. 355. – Der hundertjährige Kamelienbaum im Schloßgarten zu Pillnitz. (Mit Abbildung.) S. 356. – Elternfreude. (Zu dem Bilde S. 353.) S. 356. – Johannes mit dem Lamm. (Zu unserer Kunstbeilage.) S. 356. – I. Quittung für das Rittershaus-Denkmal. S. 356.
Illustrationen: Der Dorfprinz. Von R. Hesse. S. 325. – Vorbereitungen zum Fest. Von A. Moreau. S. 328 und 329. – Der Feuersalamander und seine Entwicklungsstufen. Von Albert Kull. S. 333. – Vasco da Gama. S. 337. – Abbildungen zu dem Artikel „Das Kaprunerthal“. Zell am See, Zell am See und Steinernes Meer. Das Kaprunerthal gegen die Schmittenhöhe mit Kesselfallalpenhaus. S. 339. Schloß Kaprun. Eingang zur Sigmund Thun-Klamm. S. 340. Kesselfall. Kesselfallalpenhaus. Sigmund Thun-Klamm. S. 341. Wasserfallboden. Mooserboden. S. 342. – In der Instruktionsstunde. Von Karl Müller. S. 345. – Eingeregnet. Von H. Bever. S. 349. – Elternfreude. Von O. Gräf. S. 353. – Anton Seidl †. S. 354. – Hafenbatterien von Manila. Ansicht des Hafens von Manila. S. 354. Kommodore Dewey. Konteradmiral Montojo y Pasarón. S. 355. – Vergnügte Rast. Von C. Bellanger. S. 355. – Der hundertjährige Kamelienbaum im Schloßgarten zu Pillnitz. Von A. Reinhardt. S. 356.


Hierzu Kunstbeilage XI:0 „Johannes mit dem Lamm“.0 Von Murillo.




Kleine Mitteilungen.


Frühlingsbowlen. Wenn draußen Frühlingssonnenschein lacht und Blatt um Blatt, Blüte um Blüte sich enthaltet, so weckt die Lenzespracht draußen mit den Liedern jubilierender Vögel auch im Menschen neue Lust und ungetrübten Frohsinn. Und niemals herrschen ungetrübte Heiterkeit und Freude mehr im gemütlichen Freundeskreise, als wenn die Hausfrau die erste „Frühlingsbowle“, den duftenden Maitrank uns kredenzt. Das „weingewordene Lied der Freude“ hat ein Dichter die Maibowle einmal genannt und sie verdient diese Bezeichnung mit Recht, wenn – und hier möchte ich einen Riesengedankenstrich machen – der Maitrank mit Lust und Liebe nicht allein, nein, besonders auch mit Sachverständnis bereitet wurde. Was man aber oft unter dem Namen Bowle vorgesetzt erhält, darüber würde ich aus Höflichkeit schweigen, wenn nicht tags darauf ein „Brummschädel“ deutlich davon redete.

Unsere Hausfrauen sündigen häufig bei der Bowlenbereitung auf eine erschreckliche Weise; herrscht doch bei vielen die Meinung, daß zur Bowle der billigste Wein gerade gut genug sei, denn bei der Mischung von Wein mit Zucker, Kräuter- oder Fruchtaroma kommt der Wein, wie sie sagen, doch nicht zur Geltung, da diese ihn verdecken. Ist aber eine Bowle sachkundig gebraut, so verdeckt Würzung und Süße den reinen Weingeschmack nicht, denn der Wein soll nur mit so viel Zucker gesüßt werden, daß sein Säuregeschmack zurücktritt, das Aroma aber, sei es, was es wolle, soll dagegen wohl bemerkbar, aber nicht vorherrschend sein. Bei Bowlen, die Anspruch auf Anerkennung machen, wird sich also aus den angegebenen Gründen die Verwendung der sogenannten „Bowlenweine“ verbieten, wenn die Hausfrau sie nicht aus falscher Sparsamkeit nimmt und die Bowle rettungslos verdirbt.

Ebensowenig aber wie saure Weine sollen schwere, leicht berauschende Weine zur Bereitung von Bowlen genommen werden; gute lieblich schmeckende Mosel- und Ahrweine sind die geeignetsten Bowlenweine, und nur ein Zusatz, etwa 1 zu 5, von schwerem Rheinwein giebt nach dem Urteil der Kenner der Bowle die höchste Vollendung. Manche Feinschmecker empfehlen übrigens besonders für die Maibowle die Zugabe von etwas rotem Rheinwein (ja nicht herbem französischen Rotwein!), der, wie ich nach vergleichenden Erprobungen bestätigen möchte, in der That trefflich mit dem Geschmack des Maitrankes harmoniert. Schaumwein ist für die Frühlingsbowle wohl entbehrlich, für andere Sommerbowlen dagegen wie Erdbeer-, Pfirsich-, auch Ananasbowle von großer Wichtigkeit. Es braucht kein teurer Champagner zu sein, ein leichter Schaumwein genügt völlig, für einfache Verhältnisse kann man sogar recht gut Fruchtschaumwein nehmen. Fruchtweine überhaupt, teilweise mit Traubenweinen oder ganz als deren Ersatz angewandt, sind zur Bereitung einfacher Bowlen immer besser als die sauren Krätzer von „Bowlenweinen“. Dagegen ist von dem Ersatz des Schaumweines durch Selterswasser, wie es oft genommen wird, abzuraten; seiner Salze wegen ist es völlig unbrauchbar und verdirbt den guten Geschmack der Bowlen. Wem Fruchtschaumwein noch zu teuer ist und wer dennoch den leichten prickelnden Geschmack auf der Zunge nicht missen möchte, der muß „kohlensaures“ Wasser verwenden.

Wieviel Zucker auf jede Flasche Wein zu nehmen ist, läßt sich niemals genau bestimmen. Eine genaue Gewichtsangabe könnte nur Unheil anrichten, da die Säure des Weines dafür ausschlaggebend ist. Wohl aber erscheint es angebracht, vor der Verwendung von Streuzucker bei Bereitung von Bowlen zu warnen, bei dessen Gebrauch man sehr leicht ein „Zuviel“ zusetzt. Am praktischsten ist die Bereitung eines Zuckersirups zum Versüßen der BOwlen, zu dem man 1 kg Zucker mit 1/2 l Wasser aufsetzt, gut schäumt und 5 Minuten kocht, um dann den Sirup zu filtrieren und in kleine Fläschchen zu füllen. Ein Weinglas dieses Zuckersirups ist gleich 100 g Zucker. Mit dem Zuckersirup läßt sich am besten der „Indifferenzpunkt“ des Weines, also der Punkt, wo die Weinsäure zurück-, der Zuckergeschmack aber nicht hervortritt, treffen.

Auch die Zuthat der verschiedenen Würzen läßt sich nicht genau vorschreiben, bei ihnen wird der persönliche Geschmack stets ausschlaggebend sein. Bei der Maibowle ist jedoch vor dem zu langen Ausziehen des Waldmeisters zu warnen, da sich in diesem Falle nicht nur der aromatische Stoff des Waldmeister, das „Cumarin“, sondern auch andere bittere Stoffe lösen. Am besten hängt man das Maikraut mit den Spitzen an einem Faden so lange in den Wein, bis eine Probe zeigt, daß er genügend Aroma besitzt. In leicht angewelktem Zustande entwickelt der Waldmeister übrigens das meiste Aroma. Die Zuthat anderer Würzkräuter wie Melisse, Johannisbeerblättchen etc., wie dies manche Vorschrift angiebt, ist nicht zu empfehlen: das Aroma des Maitranks leidet durch sie, nur einige Scheiben entkernter Apfelsinen, die man zuletzt in die Maibowle legt, können als harmonisch zum Aroma passend empfohlen werden.

Am schlimmsten aber ist der Zusatz von Rum, Arrak oder gar Cognac zu jeglicher Bowle, welcher diese stets verdirbt und nur einem verbildeten Geschmack zusagen kann, ganz abgesehen von den wenig angenehmen Nachwirkungen solcher Bowlen auf Geist und Körper.

Endlich ist die Temperatur der fertigen Bowlen nicht als unwesentlich zu betrachten. Bowlen im Frühling dürfen nicht so stark gekühlt werden wie im heißen Hochsommer, auch werden sie um so weniger gekühlt, je leichter die zu ihrer Bereitung verwendeten Weine sind. Am richtigsten wird im Frühling eine Temperatur von 10 bis 12° R., im Hochsommer eine solche von 7 bis 9° R. sein. Ein Eisschrank ist zum Kühlen am angenehmsten; wer ihn nicht besitzt, kann durch eine peinlich saubere, mit kleinen Eisstückchen gefüllte Flasche, die man in die Bowle legt, dieser die richtige Temperatur geben.

Wer aber bei solch trefflicher Maibowle, die man mit einem Kranz Frühlingsblüten umwindet, die echte Frühlingsstimmung nicht finde – dem ist nicht zu helfen, er bleibt ein Griesgram sein Leben lang. L. H.     

Für Laubsägekünstler. Noch ziemlich wenig bekannt ist die Benutzung der Laubsäge zur Herstellung von Steinmosaiken. Die technisch ungemein leichte, künstlerisch aber höchst wirksame Arbeit wird dadurch auch den Dilettanten möglich gemacht, daß aus gegossenem Marmor sowohl kleine und kleinste einfarbige Steinchen als auch größere einfarbige oder in verschiedener Weise marmorierte Tafeln in den Handel gebracht werden. Aus denselben kann man die herrlichsten Mosaiken zusammensetzen und sie als dünne Einlagen oder mit einem Kehlleistchen umrahmte Auflagen für allerhand flache Gegenstände, Kästchen, Tische, Briefbeschwerer, Bilderrahmen, Paneele, Konsolen u. v. a. verwenden. Tafeln und Steine sind quadratisch, und es ist nun die Aufgabe des Laubsägekünstlers, diese gewissermaßen als Rohmaterial zu betrachtenden Tafeln und Steine mit seinem Werkzeug so zu bearbeiten, daß eben das Muster als buntfarbige Mosaik erscheint, zu welchem Zweck es aus vielen einzelnen nach der Mustervorlage zugesägten Teilen zusammengesetzt wird. Für die Herrichtung der kleinen Steine, ihre Teilung in Dreiecke etc. bedarf man neben der Laubsäge noch einer kleinen sogenannten Schneidelade, wogegen die größeren, 10 X 10 cm messenden Marmortafeln ganz so wie Holzfourniere auf einem Sägetischchen allein mit der Laubsäge nach vorgezeichneten Linien in die gewünschten Formen zerschnitten werden, was sehr schnell von statten geht. Sind alle Einzelteile fertig zugeschnitten und provisorisch auf einem Bogen Papier aneinander gelegt, so bestreicht man sie eins nach dem andern mit Natronwasserglas und leimt sie auf diese Weise in den Gegenstand fest ein. Die dabei entstehenden Fugen werden sodann mit einem schwarzen oder goldenen Kitt ausgefüllt, hiernach die ganze Oberfläche mit einem Schabeisen schön geglättet und schließlich mit Mohnöl eingerieben, um die während der Arbeit unansehnlich gewordenen Farben aufzufrischen.

Zusammenlegbare Laterne. Für die Touristen, welche oft vor Tagesgrauen aufbrechen, ist eine höchst praktische Laterne erfunden worden. Zusammengeklappt, steckt sie in einem flachen Futteral nicht größer als eine gewöhnliche Brieftasche; faßt man sie oben an ihrem Ring und schüttelt sie mit einem kurzen Ruck nach unten, so stellen sich die Wände rechtwinklig gegeneinander, der Boden senkt sich herab, nur die Kerze muß man außerdem in der Tasche tragen. Die „Blitzlaterne“ wird von J. Böcklein, München, Reichenbachstraße 39, fabriziert.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 324_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0324_d.jpg&oldid=- (Version vom 14.12.2020)