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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Inhalt.
Seite
Schloß Josephsthal. Roman von Marie Bernhard (1. Fortsetzung) 485
Marie von Ebner-Eschenbach. Eine Charakteristik von Moritz Recker. Mit Abbildung 492
Aberglaube und Verbrechen. Von Dr. Hanns Groß 495
Wieder allein. Novelle von Ernst Clausen (Claus Zehren) 500
Des Paschas Billardbein. Erinnerung aus dem Leben eines Ingenieurs. Von M. Eyth. Mit Abbildungen 504
Die arme Kleine. Eine Familiengeschichte von Marie von Ebner-Eschenbach (Schluß) 510

Blätter und Blüten: Sommernacht in Norwegen. (Zu dem Bilde S. 489.) S. 514. – Zur Reisezeit. (Zu dem Bilde S. 496 und 497.) S. 5l4. – Eis als Transportartikel. S. 514. – Schöne Bescherung! (Mit Abbildung.) S. 515. – Der Speckstein. S. 515. – Im Walde. Von Prof. Dr. E. F. Riemann. (Zu dem Bilde S. 501.) S. 515. – Vom Begräbnis heimgekehrt. (Zu dem Bilde S. 513.) S. 515. – Ein vielgeplagter Fluß. S. 515. – Heinrich Kiepert. (Mit Abbildung.) S. 516. – Einsamkeit. Gedicht von Max Kalbeck. (Zu unserer Kunstbeilage.) S. 516. – III. Quittung für das Rittershaus-Denkmal. S. 516.

Illustrationen: Die Blumenfreundin. Von Louis Uhl. S. 485. – Sommernacht in Norwegen. Von H. Gude. S. 489. – Marie von Ebner-Eschenbach in ihrem Arbeitszimmer. Von G. von Michalkowski. S. 493. – Zur Reisezeit. Von L. Blume-Siebert. S. 496 und 497. – Im Walde. Von W. Bröker. S. 501. – Abbildungen zu dem Artikel „Des Paschas Billardbein“. Von M. Eyth. Das Pflügen der Baumwollfelder in Unterägypten. Fellahpflug. Dampfpflug. Die Pumpstation von Schubra bei Kairo. S. 505. Billardraum des Pavillons auf der Gabeleia bei Schubra. S. 508. Das Parkthor des Palastes zu Schubra. S. 509. – Vom Begräbnis heimgekehrt. Von L. Muntz. S. 513. – Schöne Bescherung! Von L. Pastega. S. 515. – Heinrich Kiepert. S. 516.


Hierzu Kunstbeilage XVI: „Einsamkeit“. Von E. Bisson.




Kleine Mitteilungen.


Der Feldstrauß. Die meisten Leute pflücken auf dem Spaziergang in Wald und Feld gewohnheitsgemäß Blumen und stellen sie daheim ins Wasser. Nur wenige aber wissen dabei ihr Material so zu verwerten, daß der wirklich schöne, herzerfreuende Eindruck gewonnen wird, welchen ein Feldstrauß ganz ebenso hervorrufen kann wie einer aus teuren Gartenblumen. Und doch ist die Kunst ganz leicht, man darf nur nicht achtlos zu Werke gehen, sondern muß ein wenig lernen, zu suchen und zu wählen. Die Wiesen- und Waldblumen wechseln nach Farben und Standorten, man nimmt deshalb gleich zum Beginn des Spaziergangs immer von einer Sorte eine ziemliche Anzahl. Ein Feld glüht rot von Esparsetten, kurz darauf sieht alles blau aus von Wiesensalbei, nebenan im Grase breiten sich die großen weißgelben Gänseblumen aus, untermischt mit goldgelben sternförmigen Blüten, dann kommt das Heer von Glockenblumen, Nelken, Wiesenschaumkraut etc. Wo sich das Terrain senkt, ein kleines Wasserrinnsal die Wiese versumpft, stehen Orchideen verschiedener Art und manche andere prächtige Blüte. Alles dieses nacheinander wird langstielig abgeschnitten, jede Sorte für sich mit einem Grashalm leicht umwunden und dem hoffentlich schon recht großen Strauß noch eine ordentliche Zugabe von blühenden Gräsern, Zweigen von hübschen Staudengewächsen als Umhüllung gegeben.

Zu Hause beginnt dann das wirkliche Zusammenstellen, nachdem man ein bauchiges Gefäß mit Wasser gefüllt und die Stiele unten etwas abgeschnitten hat. Hier heißt es nun: nicht zersplittern, sondern die vielen, kleinen, feinen Blumen zu großen, ruhigen Farbentönen vereinigen. Der persönliche Geschmack weiß diese aufs reizvollste zusammenzustellen, die Uebergänge von Blau, Rot, Gelb, Violett durch weiße, duftige Blütenrispen und Dolden zu mildern, in die Mitte des Straußes ein paar hochragende Blumentrophäen zu stecken, einen Schleier blühenden Grases über das Ganze hinzubreiten und so in verhältnismäßig kurzer Zeit kleine Kunstwerke zu gestalten, welche vom ersten Frühling bis zum Herbst als reizender Zimmerschmuck das Auge erfreuen und die laute Bewunderung derjenigen hervorrufen, welche nur Blumen zu pflücken, aber den richtigen „Feldstrauß“ nicht zu binden verstehen!

Eiereinfuhr in Berlin. Nach den letzten Ermittelungen betrügt der durchschnittliche Hühnerbestand eines Gehöftes in Preußen 11,21 Stück, ist also verhältnismäßig gering. Thatsächlich ist Deutschland behufs Deckung seines Eierbedarfs vorwiegend auf das Ausland angewiesen. Der Wert der Eiereinfuhr betrug im Jahre 1896 allein für Berlin über 20 Millionen Mark, welche fast ganz an das Ausland gezahlt wurden. Die wichtigeren Bezugsquellen sind während der „Saison“ Galizien, ein Teil von Ungarn, Russisch-Polen und die Gegend am Don. Italien und Marokko, welches 1896 über Hamburg Eier im Werte von 250000 Mark einführte, liefern zu gewissen Jahreszeiten. Die Provinzen Pommern, Posen, Schlesien bringen nur 1/10 des Gesamtbedarfs nach Berlin. Der jährliche Verbrauch von Eiern in Berlin wird 200 Stück auf den Kopf nicht übersteigen.

Blumentopfumhüllung. Ein gewöhnlicher, gut geformter Blumentopf wird gut und glatt mit den schon mehrfach empfohlenen und sehr vielfach verwendbaren Emailfarben gelblichweiß überstrichen. Das Ornament, das sich dreimal wiederholt, wird mit Kohlenstaub durch eine durchlöcherte Pause darauf gebracht. Die Blumen und einzelne Teile des Ornaments auf hellem Grund werden mit goldgelber Oelfarbe ausgemalt, der dunkle Grund und die Schnörkel, Strahlen, Adern in den Blättern sind dunkel- und hellblau. Wenn die Farben nach einem Stück altdeutscher oder holländischer Majolika fein zusammengestimmt werden, ist der Eindruck sehr hübsch.

Eine andere Art, um aus einem gewöhnlichen Blumentopf einen eleganten Ziertopf zu machen, ist folgende. Der Topf wird erst mit Leimwasser innen und außen gut überstrichen und muß trocknen. Die Dekoration geschieht mit den üblichen Oelfarben. Der Grund ist grünblau oder goldbraun, die Blumen gelblich oder rötlich, die Blätter von einem matten Grün; der obere Rand ebenfalls grün. Sind die Farben ganz trocken, so überstreicht man den Topf mit einem starken Kopallack und erhält einen majolikaartigen Effekt, ohne das Risiko des Brennens.

Gehäkeltes Zwiebelnetz. Das Aufbewahren von Zwiebeln geschieht am besten in Netzen, damit die Luft durchziehen kann und die Zwiebeln dadurch vor Verschimmelung oder Eintrocknung bewahrt werden. Solche Zwiebelnetze lassen sich leicht häkeln und kosten nicht viel, weder an Zeit noch an Material. Man biegt einen starken Draht über einem Topfe zu einer Rundung von etwa 12 bis 15 cm und schließt den Kreis fest zu mit Hilfe einer Drahtzange. An diesen Reifen häkelt man rundherum ein einfaches lichtes Muster aus kräftiger Baumwolle und wiederholt dies so oft, bis die gewünschte Länge des Netzes erreicht ist. Unten wird die Breite abgenommen und das Netz durch einen eingesetzten, besonders gehäkelten Stern geschlossen. Zum Aufhängen dienen 3 oder 4 etwa 20 cm lange feste Luftmaschenschnürchen, die einerseits am Drahtkreis in gleichen Entfernungen befestigt, anderseits oben zusammengehäkelt werden. Einige kleine Quasten geben dem Netz noch eine gefällige Verzierung.

Körbchen aus Holzwolle. Aus recht weißer, sauberer Holzwolle, dem in jeder Haushaltung vorrätigen Packmaterial, lassen sich niedliche Körbchen herstellen, zur Aufnahme von Blumen, Konfitüren etc. Durch starkes Kneten und Zusammenpressen kann man die Holzwolle in jede beliebige Form bringen, unter fortwährendem Beschneiden. Den Henkel dreht man ebenso fest zusammen, umwindet ihn lose mit farbigem Band, befestigt ihn mit möglichst unsichtbaren Stichen, die auch noch durch Schleifchen verdeckt werden können, und das Körbchen ist fertig. Man kann es aber auch noch streifenweise mit Gold- und Silberbronze verzieren und ihm eine Einlage von farbigem, geknifftem Seidenpapier geben, in der Art der bekannten Blumentopfhüllen.

Ein neuer Briefverschluß. Vielfach werden neuerdings die gummierten Briefcouverts noch mit kleinen farbigen Siegeln oder sonstigen gestempelten Verschlüssen versehen, zur Verzierung sowohl, als zur sicheren Bewahrung des Briefgeheimnisses. Eine hübsche Neuheit dafür hat die Papierfirma Prantl in München hergestellt; zierliche grüne Vierkleeblätter, die dem Empfänger schon als freundliches Glückszeichen entgegenleuchten. Je 50 Stück sind in eine hübsche, als großes grünes Vierkleeblatt gestaltete Schachtel verpackt. Der sehr mäßige Preis sowie die schmucke Zierlichkeit des kleinen Gegenstandes machen ihn zum Gelegenheitsgeschenk für den Schreibtisch einer Freundin sehr geeignet.

Behandlung eleganter Damenhüte. Um die modernen blumengeschmückten Hutgebäude staubfrei zu erhalten, brauchen die Modistinnen nicht Hutpinsel, welche die hochgesteckten Gaze- und Blumengarnituren beschädigen würden, sondern einen kleinen Blasebalg, mit dem der Hut gründlich abgeblasen wird. Wer aber auch nur seine eigenen Hüte frisch zu erhalten wünscht, thut gut daran, sich die Neuerung zu nutze zu machen. Das Stroh des Hutes reinigt man am besten mit einem alten Sammetfleck vor Anwendung des Blasebalgs. Mit Brandmalerei und einer hübschen Bandschleife zum Aufhängen verziert, giebt solch ein kleiner Blasebalg ein reizendes Geschenk.

Schwimmgürtel aus Flaschenkorken. Aus starkem Segelleinen schneidet man einen Gürtel in der nötigen Breite und Länge, umsäumt ihn und bringt an den beiden Endseiten Schnallen und Lederstreifen zum Befestigen desselben an. Die Flaschenkorke werden hiernach perlenartig auf den Stoff in gleichmäßigen Reihen aufgenäht, wozu man eines derben Fadens bedarf, am besten tüchtig gewachst, welcher mit einer Stopfnadel verarbeitet und auch mit dieser durch die Korke hindurchgeführt wird. Je mehr Korke, desto besser respektive wirksamer ist der Gürtel. Man kann einen solchen auch in der Weise herstellen, daß man den Stoff reichlich doppelt oder dreifach nimmt, schlauchartig zusammennäht und nun klein geschnittene Korkstücke einfüllt. Ein derartiger Gürtel ist sehr haltbar, bequem zu tragen und fast kostenlos herzustellen.

Obstflecke aus weißer Wäsche. Welche Hausfrau hätte nicht schon Kirsch- oder Heidelbeerflecke etc. auf ihrer Tischwäsche bemerkt und in dem Bewußtsein, daß diese nur schwer zu beseitigen sind, sich darüber geärgert. Alles Reinigen mit Laugen und Abkochungen hilft da nichts – das einzige, schnellen Erfolg verbürgende Verfahren zur Beseitigung solch ärgerlicher Obstflecke ist ein Bleichen der Farbe derselben mit Eau de Javelle, einer chlorhaltigen Flüssigkeit, die man in jeder Apotheke bekommt. Man gießt einen Teil davon in einen Unterteller, thut heißes Wasser hinzu und legt die befleckte Stelle des Wäschestückes hinein. Verschwindet der Flecken nicht bald, so muß noch etwas Eau de Javelle hinzugethan werden. Auf alle Fälle ist eine tüchtige, mehrmalige Nachspülung in reinem Wasser erforderlich, weil sonst das Gewebe leiden würde.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 484_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0484_d.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)