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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

vielleicht kein zweiter in so vollendeter Weise dem Dienst der Industrie unterworfen worden ist, so sind die hydraulischen Anlagen der Reuse einer eingehenderen Schilderung wert. Das Wasser des Flüßchens wird zunächst unmittelbar nach seinem Eintritt in das obere Thor der Klamm durch ein niedriges Wehr abgefangen, durch einen wenig geneigten Seitenkanal am Gehänge der Schlucht entlang geführt, in einem Sammelbecken geklärt und weiterhin, da der Abhang der Klamm zu steil für die Anlage eines Seitenkanals wird, durch einen Felsentunnel von 500 m Länge weiter über das schnell sich senkende Flußbett geleitet. Beim Austritt aus diesem Tunnel liegt der Seitenkanal 29 m über dem Grunde der Klamm, wo sich ein Elektricitätswerk mit Turbinen von 750 Pferdestärken befindet, welchen das Wasser aus dem erwähnten Seitenkanal durch ein stählernes Fallrohr von 160 cm Weite zugeführt wird. Das Elektricitätswerk ist angelegt, um durch eine Hochspannungsleitung von 36 km Ausdehnung die Ortschaften des Val de Travers mit Licht und Kraft zu versorgen.

Das aus den Turbinenschaufeln entweichende Wasser hat sich kaum in das bis dahin nur spärlich benetzte Flußbett der Reuse gestürzt, so wird es abermals durch ein Wehr gehemmt, tritt in einen neuen Tunnel mit anchließenden Einschnitten und gewinnt ein verfügbares Gefäll von 52 m, das abermals durch zwei Druckrohre einer 1400pferdigen Turbinenanlage im Grunde der Schlucht zugeleitet wird, mit deren Hilfe man die Wasserleitungen des 14 km entfernten Chaux de Fonds versorgt. Das nun folgende Turbinenwerk, welches auf genau dieselbe Weise durch einen Tunnel von mehr als 2 km Länge ein Gefäll von 91 m erzielt, pumpt nicht allein durch eine 7 km messende Leitung das Trinkwasser nach Neuenburg, sondern versorgt auch durch die längste elektrische Kraftübertragung in Europa die Orte Chaux de Fonds und Le Locle mit Kraft und Beleuchtung. Die Leistung dieses Elektricitätswerkes, die aber ebenso wie die der vorhin erwähnten Anlagen noch verdoppelt werden kann, wenn man die gesamte Wassermenge der Reuse ausnutzen will, beträgt 1600 Pferdestärken. – Aber auch damit sind die Leistungen des Flusses noch nicht erschöpft. Auf genau dieselbe Weise, durch Wehr, Einschnitt und Tunnel, hat man der Reuse noch ein viertes und letztes Gefäll von 56 m abgerungen, aus welchem schon jetzt bei voller Ausnutzung der vorhandenen Wassermenge 2700 Pferdestärken gewonnen werden. Die gesamte Kraft wird einerseits zur elektrischen Beleuchtung von Neuenburg, anderseits zur Abgabe motorischer Energie für die dortige Klein- und besonders Uhrenindustrie verwendet. – Auf die Ausnutzung des jetzt noch am unteren Ende der Klamm vorhandenen Gefälles von 14 m hat man bis jetzt verzichtet, doch reichen schon die geschilderten Anlagen aus, um bei voller Benutzung der vorhandenen Wassermenge 10 000 Pferdekräfte für den Dienst der Industrie nutzbar zu machen. Bw.     

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Heinrich Kiepert.
Nach einer Aufnahme von Loescher & Petsch,
Hofphotographen in Berlin.

Heinrich Kiepert. (Mit obenstehendem Bildnis.) In unsrer Zeit sind die Landkarten zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel für verschiedene Berufsstände geworden. Sie nützen dem Kaufmann und dem Soldaten, dem Seefahrer sind sie unentbehrlich, und jeder Tourist führt sie bei sich auf seinen Wanderungen. Im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten zeichnen sich unsre Landkarten durch hohe Zuverlässigkeit und Billigkeit aus. Wissenschaft und Technik haben in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts den Grund zu dem Aufschwung der Kartographie gelegt, und unter den Männern, die in Deutschland auf diesem Gebiete bahnbrechend wirkten, sind vor allem Adolf Stieler, Heinrich Berghaus, Emil v. Sydow und Heinrich Kiepert zu nennen. Die von ihnen herausgegebenen Atlanten erfreuen sich noch heute in neubearbeiteten Auflagen allgemeiner Beliebtheit. Der jüngste von diesen Förderern der deutschen Kartographie, Heinrich Kiepert, weilt noch heute unter den Lebenden, und es ist ihm nunmehr vergönnt, seinen achtzigsten Geburtstag zu begehen. – Heinrich Kiepert wurde am 31. Juli 1818 in Berlin geboren. Auf der Universität seiner Vaterstadt erhielt er die wissenschaftliche Ausbildung. Kleinasien war das Land, mit dem er sich zuerst eingehender befaßte. Er wurde nämlich beauftragt, die topographischen Arbeiten der preußischen Offiziere, die 1837 bis 1839 in Kleinasien thätig waren, zu redigieren, und machte in den Jahren 1841 und 1842 selbst eine Studienreise nach dem nordwestlichen Teil jenes Ländergebiets. Bald darauf wurde er der technische Leiter des Geographischen Instituts zu Weimar, kehrte aber 1852 nach Berlin zurück, um sich der akademischen Laufbahn zu widmen. Sein Ruf war bereits so angesehen, daß er in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurde. Im Jahre 1859 erhielt Kiepert an der Berliner Universität eine außerordentliche und im Jahre 1874 eine ordentliche Professur. Von Berlin aus unternahm er verschiedene Studienreisen, nach Palästina, Karien, Lesbos, Mysien und der Troas. Besondere Anerkennung in wissenschaftlichen Kreisen erntete er zuerst durch seinen „Atlas von Hellas und den hellenischen Kolonien“, der in den Jahren 1840 bis 1846 erschien. Auch in späteren Jahren lieferte Kiepert eine Anzahl trefflicher archäologischer Karten, so z. B. den großen Atlas der alten Geographie „Formae orbis antiqui“. In weiteste Kreise drang aber sein Name mit dem 40 Blatt umfassenden Werke „Neuer Handatlas der Erde“, dessen erste Auflage 1857 bis 1861 in Berlin erschien. Auch für den geographischen Unterricht in den Schulen war der berühmte Kartograph mit großem Erfolg thätig, seine Schulwandkarten und physikalischen Wandkarten sowie seine „Wandkarte von Altgriechenland“ erlebten wiederholt neue Auflagen.

In den letzten Jahren wurde Heinrich Kiepert in seinen Arbeiten wesentlich von seinem Sohne Richard unterstützt, der gleichfalls der Kartographie sich widmet und neben verschiedenen selbständigen Arbeiten die Neuauflagen der berühmten Karten und Atlanten seines Vaters besorgt.

Heinrich Kiepert erfreut sich einer für ein so hohes Alter ungewöhnlichen Rüstigkeit; noch in seinem siebzigsten Lebensjahre unternahm er in Kleinasien neun- bis zehnstündige Ritte zum Zwecke kartographischer Aufnahmen, und noch in diesem Jahre hat er als ältester der vortragenden Professoren an der Berliner Universität ein unentgeltliches Kolleg über Geschichte der Kartographie gehalten. *     

Einsamkeit.
(Zu unserer Kunstbeilage.)

Wenn auf dem Dünensande
0 Der Abend ruht,
Behorch’ ich still am Strande
0 Das Lied der Flut.

5
Es tönt die gleiche Weise,

0 Derselbe Sang,
Bald laut, bald wieder leise
0 Jahrtausendlang.

Noch hat kein Wort beschworen

10
0 Des Liedes Sinn,

So dunkel, so verloren
0 Rollt es dahin.

Ob Erd’ und Himmel tragen
0 Verwandtes Weh?

15
Und weiß von meinen Klagen

0 Die dunkle See?

Sie brüllt mit Todesgrimme
0 Zu mir empor,
Und mit der Mutter Stimme

20
0 Rührt sie mein Ohr.


Ich muß ihr immer lauschen
0 Und immerzu,
Die wilden Wogen rauschen
0 Das Herz zur Ruh’.

25
In sanften Thränenschauer

0 Zerrinnt das Leid,
Und Trost erblüht der Trauer
0 In Einsamkeit.   Max Kalbeck.



III. Quittung für das Rittershaus-Denkmal.0 64 Mk. gesammelt vom Stammtisch bei Jul. Grünewald in Barmen am 15. April; 34 Mk. von Lehrern des Realgymnasiums in Barmen; 2 Mk. von N. N. in Berlin; 10 Mk. von Otto Herzog in Barmen; 10 Mk. von Alb. Herzog in Barmen; 10 Mk. von Fr. Mieddelmann in Barmen; 50 Mk. von F. Gantert in Barmen; 20 Mk. von L. Arioni in Barmen; 38 Mk. vom Lehrerkollegium der Gewerbeschule in Barmen; 114 Mk. von der Loge zur deutschen Redlichkeit in Iserlohn; 20 Mk. von G. Köttgen & Co. in Barmen; 500 Mk. von der Allgem. Unfall-Vers. „Zürich“ in Zürich; 100 Mk. von Generaldirektor H. Müller in Zürich; 20 Mk. von Generalagent W. A. Kracht in Brüssel; 30 Mk. von Direktor W. Wasels in Zürich; 30 Mk. vom Bildungsverein Witten; 50 Mk. von Assekuranzdirektor C. W. Pfeiffer in Frankfurt a. M.; 50 Mk. von der Studentenschaft in Bonn; 10 Mk. von Oberpräsident Nasse in Koblenz; 10 Mk. von Oberpräsidialrat zur Nedden in Koblenz; 5 Mk. von Reg.-Assessor Kirschstein in Koblenz; 5 Mk. von Regierungsrat Starkenburg in Koblenz: 20 Mk. von Louis Neuhoff in Barmen; 20 Mk. von Herm. Sumpf in Kassel; 50 Mk. von Heinrich Eisenlohr in Barmen; 100 Mk. vom Magistrat der Stadt Minden; 50 Mk. von Rudolf Greeff in Barmen; 10 Mk. von Hermann Wessel in Barmen; 20 Mk. von Adolf Seiler in Barmen; 30 Mk. von Prof. Dr. Carl v. Lilienthal in Heidelberg; 124 Mk. von der Loge Ludewig zur Treue in Gießen; 20 Mk. von Dr. jur. Linnartz in Jouy aux Arches; 20 Mk. von Kommerzienrat G. Weyland in Siegen; 20 Mk. von Stadtrat Direktor Knops in Siegen; 30 Mk. von Kommerzienrat A. Dresler in Creuzthal; 30 Mk. von Fabrikbesitzer Wilh. Dresler in Creuzthal; 10 Mk. von E. W. Bonekämper in London; 1000 Mk. von Geh. Kommerzienrat Carl Friederichs in Remscheid; 10 Mk. von Louis Stüting in Barmen; 10 Mk. von Otto Rittinghaus in Barmen; 20 Mk. von Thoren, Reichert & Co. in Barmen; 10 Mk. von Louis & Alfred Schüller in Barmen; 10 Mk. von R. Heinr. Otto in Barmen; 10 Mk. von Kromberg & Freyberger in Barmen; 20 Mk. von Wily Brand Söhne in Barmen; 39 Mk. 30 Pf. gesammelt vom Bürgermeisteramt Vörde bei Wesel; 10 Mk. von Fritz Hoddick in Langenberq; 20 Mk. von Dr. G. Graßes in Barmen; 50 Mk. von Otto Wichmann in Hamburg; 7 Mk. von R. Duisberg sen. in Barmen; 5 Mk. von v. B. in Barmen; 30 Mk. von v. N. N. in Barmen; 10 Mk. von v. P. in Barmen; 10 Mk. vom Patriotischen Krieger- und Bürgerverein in Neviges; 50 Mk. gesammelt vom Bürgermeister in Hilden; 10 Mk. von Landgerichtsdirekter Endemann in Cleve; 178 Mk. 70 Pf. von der Expedition der „Lüdenscheider Zeitung“; 20 Mk. von J. A. Elias in Kassel; 15 Mk. von G. Bätge in Kassel; 10 Mk. von Carl Zulchner in Kassel; 50 Mk. von Dr. Ad. Arndt in Barmen.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner in Stuttgart.0 Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig.
Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.
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