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Allerlei Winke für jung und alt.

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Abreißkalender auf Seidenstoff.

Abreißkalender auf Seidenstoff. Ein recht eigenartiger Effekt läßt sich durch Verwendung eines sehr leuchtend roten Seidenstoffes als Grund der Malerei erzielen; die Farbe ist so zu wählen, daß die Blumen – römische Anemonen – in dem Ton der Seide einfach stehen bleiben und nur die blauschwarzen Staubfäden und der weiße Ring um dieselben mit Aquarellfarben aufgemalt werden. Denselben roten Grundton läßt man als feine Kontur um alle Formen stehen; die Blätter sind in fein graugrünem Ton, gut deckend, aufzumalen. Den Grund füllt man mit einem tiefen Violettrot, und Linien derselben Farbe zieht man über den äußeren Rand, um ihn dunkler zu tönen. Der Kalenderblock ist mit einem seidenüberzogenen Kärtchen zu überkleben, die Seide spannt man am besten vor dem Malen schon auf die feste Kartonunterlage und verklebt diese rückwärts mit Brokatpapier. Zwei Ringe oben und eine Goldschnur ergeben die Befestigung. J.     

Wandkalender auf einer Glasplatte. Die ganze Platte ist zierlich übersponnen von den Zweigen der Mistel – olivengrün mit gelblich weißen Beeren. Wie immer sind eigene Studien nach der natürlichen Pflanze dringend zu empfehlen. Der Grund ist golden, der mit Fischleim aufgeklebte Kalenderblock durch ein Kärtchen aus Holzpappe gedeckt; darauf kommt die Jahreszahl, ein Wunsch oder Spruch; eine olivengrüne Bandschleife, durch das oben eingebohrte Loch gezogen, dient zum Aufhängen.

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Wandkalender auf einer Glasplatte.

Die Ränder faßt man mit Band ein, nach Art der bekannten Kästchen aus Glastafeln. Die Malerei wird auf der Rückseite angebracht: erst mit dem Pinsel die Formen fein konturieren, ausmalen mit Oelfarbe und gut trocknen lassen, dann mit Siccativ den ganzen Grund ebenfalls von rückwärts betupfen und mit einem in Mull gewickelten Wattebausch das nicht zu helle Bronzepulver daraufstäuben – ganz gleichmäßig oder etwas wolkig. Die Wirkung von Olive und Creme auf Gold ist besonders fein.

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Feuerzeugbehälter zum Aufhängen.

Feuerzeugbehälter zum Aufhängen. Für das Streichholzkästchen, welches bekanntlich zu den eines festen Platzes sehr bedürftigen Gegenständen gehört, läßt ein hübsch aussehendes Behältnis sich auf folgende Weise herstellen. Man kauft in einem Holzwarengeschäft oder beim Schreiner ein aus einfachem weißen Holz gefertigtes, oben offenes Kästchen mit etwa 18 cm langer Rückwand; dies verziert man entweder mit Brandmalerei oder bestreicht es mit farbigem Lack, auf den mit Oelfarbe ein leichtes Blumenmuster entworfen wird. Ebensogut kann man sich auch die einzelnen Teile des Kästchens, Vorderteil, Boden, zwei Seitenteile und Rückwand, aus Pappdeckel schneiden, sie zusammenfügen und mit Leder überkleben, zu dessen Ausschmückung Lederbrand oder Lederschnitt dient. Aufgehängt wird das Wandkästchen in beiden Fällen mittels einer rückwärts angenagelten oder angenähten Seidenbandschlinge.

Pompadour in Kleeblattform. Nun erscheint auch der uns unentbehrlich gewordene Pompadour als glückbringendes Kleeblatt. Diese Form verlangt, um die Aehnlichkeit besser hervorzubringen, grünes Futter (Atlas, Seide), während als Oberstoff bräunliches Tuch oder Leder sehr hübsch aussieht. Nach der kleinen Schnittübersicht fertigt man sich zunächst einen Naturgrößen Schnitt und schneidet nach diesem Oberstoff und Futter ganz gleich, je in zwei Hälften, zu. Bon 8 abwärts sind die Seitennahte auszuführen, jedoch mit Berücksichtigung des später zwischen 8 und 12 anzubringenden Zugsaumes. Längs der oberen gerundeten Blattformen müssen Oberstoff und Futter verstürzt miteinander verbunden werden. Durch den Zugsaum ist für den Schluß Schnur oder Band in Farbe des Oberstoffs mit Gegenzug zu leiten.

Sohlen aus Bindfaden für Hausschuhe. Wer an kalten Füßen leidet, trägt zu Hause gern wollene, gestrickte oder gehäkelte Schuhe und empfindet dabei als Unannehmlichkeit, daß die Filzsohlen daran gewöhnlich dünn sind und sich rasch durchtreten, auf jeden Fall aber Feuchtigkeit durchlassen.

Um dem vorzubeugen, haben wir uns Sohlen aus Bindfaden hergestellt, die mit Eisenlack bestrichen fast so hart und ebenso dauerhaft, nur wärmer sind als Ledersohlen. Die Arbeit ist nicht sehr mühsam und ihrer großen Haltbarkeit wegen sehr lohnend.

Man schneidet aus dünnem Pappdeckel genau die gewünschte Sohlenform, beschafft sich Bindfaden, guten Leinenfaden zum Aufnähen und eine kurze ziemlich dicke Nähnadel.

Von Bindfaden Nr. 3 flicht man einen vierfachen Zopf und näht diesen, genau der Form der Sohle nachgehend und außen beginnend, mit Leinenfäden fest. Man sticht den Zopf so an, daß der Bindfaden von seitwärts gefaßt und das Annähen nicht sichtbar wird, weil der Faden sich sonst zu rasch abnutzen würde.

Man näht eine Reihe von dem Zöpfchen ganz dicht an die andere und fährt damit so lange fort, bis die ganze Soble damit überzogen ist.

Nun wird die Sohle auf der Filzsohle befestigt oder, wenn sie als einzige dienen soll, eine warme Einlegsohle mit Wiener Papp dagegen geklebt und dann an den Schuh befestigt. Will man die Sohle völlig wasserdicht machen, so streicht man sie vor dem Gebrauch zweimal mit Eisenlack. Zwischen dem ersten und zweiten Streichen läßt man sie einige Tage trocknen.


–– Hauswirtschaftliches. ––

Vom Verwenden. Eine Anfrage aus unserem Leserinnenkreise veranlaßt uns heute, auf dieses für das Hauswesen so wichtige Kapitel einzugehen. Kluge Verwendung spart manchen neuen Ankauf und vermindert den vielen „Kram“ in Spinden und Schubladen. Wie vielerlei läßt sich nicht aus alten Resten und Flicken herstellen! Hausschuhe, Herdangreifer, Ueberzug für den durchgebrannten Griff des Bügeleisens aus den kleinen Tuchlappen, Höschen für die jüngsten Herren aus Papas langen Rockschößen, die noch brauchbar sind. Kinderkleidchen und Schürzen ergeben sich aus Resten von Wollstoff, Pompadourbeutel, kleine Deckchen, leichte Strandmützen aus ebensolchen von buntem Seidenzeug, ganz abgesehen von den vielen Applikationnn und Mosaikarbeiten in Seide und Sammet, die auch das kleinste Fleckchen zu verwenden gestatten. Allerdings muß man sich für solche eigene Kartons halten, ebenso für Spitzenreste, die ja bei der heutigen Mode als kostbares Material für Applikationen auf Kleider, Hüte und Blusen dienen. Was aber fängt man mit unmodern gewordenen Waschkleidern an? Wenn sie hellblau, rosa etc. gemustert sind, können sie als Nachthemdchen für Kinder vortrefflich dienen; ist das Muster hierfür nicht passend, so läßt sich aus dem Rock sehr wohl eine hübsche Morgenjacke schneidern, deren Aermel man der Taille entnimmt. Garnitur von getragenen, neu gewaschenen Spitzen und Bändern giebt der Jacke ein hübsches Aussehen. Aus noch guten einfarbigen Wollröcken verfertigt man mit passender Garnitur von Volants etc. Winterunterröcke. Die abgetrennten Bezüge von Diwans etc. geben entweder Fensterdecken, wenn sie noch anständig in der Farbe und durch Aufnähen von Litzen und Wolle zu verzieren sind, oder in abgeschossenem Zustand ein schätzbares Verdichtungsmaterial für Balkonthüren im Winter, für Rollen zwischen Fenster und Vorfenster. Hoffnungslos zerrissene alte Leintücher haben immer noch vier gute Eckteile, die zu Staubtüchern geschnitten und eingesäumt werden können; kurz, es giebt nicht leicht einen Stoffrest, aus dem nicht ein kluger Kopf und eine geschickte Hand noch irgend etwas Brauchbares machen könnte. Was dennoch direkt nicht mehr verwendbar ist, das sammle man und schneide es, wenn genügend Vorrat vorhanden, in Streifen von 2 bis 3 cm Breite, deren Enden nur mit ein paar Stichen flach aufeinander genäht werden. Man wickelt je 10 m auf einen Knäuel und schickt diese an die Teppichweberei von A. Nietzer, Bopfingen, Württemberg, wo aus diesen Streifen recht hübsche, haltbare Läufer für Gang und Vorplatz gegen geringe Vergütung gewebt werden. 25 Knäuel zu je 10 m ergeben etwa einen Quadratmeter Teppich.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 894_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0894_a.jpg&oldid=- (Version vom 29.4.2024)