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Allerlei Winke für jung und alt.


Anzug für Knaben von 6 bis 8 Jahren. Der einfache Anzug ist so praktisch für dieses Alter, daß wir jeder Mutter raten möchten, ihn anfertigen zu lassen. Die kleine Schnittübersicht giebt außerdem Anleitung, dies selbst zu thun:

Schnittmuster zum Knabenanzug.

besonders der Kittel ist sehr leicht herzustellen und kann für jede Jahreszeit passend gemacht werden, aus dickem oder dünnem Stoff, Wolle oder Drell, mit oder ohne Futter, er wird immer gut sitzen. Der Stehkragen und der Ledergürtel geben dem Kittel einen sehr netten Anstrich. Die Falte im Rücken, wie sie die Rückenansicht zeigt, ist sehr hübsch, wird im Taillenschluß geheftet, doch kann man statt ihrer auch eine Gummischnur machen, soll der Kittel beim Turnen getragen werden.

Knabenanzug: Vorderansicht.

Knabenanzug: Rückenseite.

Vorn wird der Stoff nur oben im Halsausschnitt eingereiht und durch den Gürtel zusammengehalten. Vorderteil und Rücken sind ohne Mittelnaht zu schneiden, und der Schluß vorn wird mit einer Patte für die Knopflöcher versehen, wie bei einem Hemd; doch muß man den Einschnitt so tief machen, daß der Knabe bequem den Kittel über den Kopf ziehen kann. Unten ein breiter Saum. Litzen verzieren Kragen und Aermel. – Beim Arbeiten des Beinkleides muß man zuerst Taschen an der Außennaht untersteppen und auch den vorderen Schluß ganz fertig arbeiten, ehe man die Nähte zusammennäht. Zuletzt steppt man das obere Bündchen hinein und macht entweder Knopflöcher für eine Weste oder Knöpfe für Hosenträger. Es wird stets ratsam sein, ein anderes Beinkleid als Modell zur Hand zu haben, und wer noch keine Uebung hat, sollte zuerst einen Versuch in Rockgaze oder altem Stoff machen. – Die Schnitte zeigen von allem die Hälfte, mit Ausnahme des Kragens; dieser bekommt eine steife Einlage und weiches Futter. Als Stoff wird 250 cm doppelte Breite gerechnet. E. R.     


Ein Gestell für Bettdecken, in der Form der bekannten Handtuchhalter aus Holz gefertigt, ist in etwas engen Schlafzimmern recht praktisch.

Befestigung der Stange.

Die von den Betten genommenen Decken werden über die Stange gehängt, bleiben geschont und nehmen sehr wenig Platz weg. Die Stange ist durch Stützen, deren Länge sich nach der Dicke der zusammengelegten Decken bemißt, mit dem Brett verbunden, eine kurze Leiste nach unten kann angebracht werden, um noch mehr Halt zu geben. Verzieren läßt sich das Brett auf die verschiedenste Weise. Unsere Abbildung zeigt ein Renaissanceornament mit hellgebeiztem Grund, die Blumen und Blätter sind nur in ganz wenigen Tönen auszumalen, wie sie bei Holzeinlagearbeit dieses Stils üblich sind, gelblich, rotbraun, dunkelbraun, ein bräunliches Grün, ein feines Grau, aber kein eigentliches Blau und Rot. Der äußere Rand ist dunkler gebeizt. Die dunkeln Kreise rechts und links im Muster zeigen den Platz für die Stangen, die zweite Abbildung deren Befestigung.

Gestell für Bettdecken.


Gestrickte Gamaschen. Man schlägt aus guter schwarzer Strickwolle 93 Maschen auf und strickt in der Runde stets 2 Rechts- und 2 Linksmaschen; die überzählige Masche bildet in der hinteren Mitte die Naht. Zu beiden Seiten derselben ist in den für die Länge erforderlichen 105 bis 110 Touren etwas abzunehmen. Es geschieht zunächst nach 26, dann siebenmal je nach 8 Touren. Nach Vollendung des Beinlings wird nur mit den hinteren 35 Maschen eine Ferse in 26 hin und zurück gehenden Touren gestrickt, worauf man mit den übrigen Maschen ebenfalls für sich das Fußblatt arbeitet, doch muß man in der ersten Tour je die 13 Randmaschen der Ferse aufnehmen, die für einen nur rechts zu strickenden Keil verwendet werden. In den ersten 5 Touren ist je neben dem Fußblatte abzunehmen, dann noch achtmal in jeder zweiten Tour, daß die 13 Maschen verbraucht sind. Für das Fußblatt strickt man dann noch etwa 30 Touren, in denen an den Seiten auch noch etwas abgenommen werden kann. Schließlich häkelt man rings um den unteren Rand kleine Picotzäckchen und setzt den Seitenrändern des Fußblattes einen Ledersteg an.


Musselindecken. Die schönen, billigen englischen Musseline mit den zartfarbigen Mustern, die als Vorhänge etc. so beliebt sind, lassen sich sehr hübsch zu ganz leichten Chaiselonguedecken verarbeiten, die mehr zur Zierde als zum Wärmen dienen sollen. Doch ist auch für letzteren Zweck durch Einlegen von Flanell oder Molton vorzusorgen. Der gemusterte Stoff wird im Geviert genommen und ein einfarbiger Musselin zum Volant ringsum verwendet; soll die Decke sehr elegant werden, so reiht man mit dem Volant eine breite Spitze ein, die über den einfarbigen Stoff fällt. Am besten wählt man diesen so, daß er nicht die Hauptfarbe des Musters „schlägt“, sondern nimmt ihn von einer bescheidenen Farbe, die im Laubwerk zum Beispiel vorkommt, nicht in den Blumen. Der Stoff ist für den Volant doppelt zu nehmen, wie bei den bekannten Kissen, und bildet auch das Futter für die Decke. In kleinem Format ausgeführt, zieren solche Decken auch den Arbeitsständer oder Korb.


Gehäkelte Wäscheleine. Eine hübsche Leine für seine Wäsche häkelt man aus kräftiger Strickbaumwolle (Estramadura Nr. 3) wie folgt. Man beginnt mit einem Ring aus 6 bis 8 Luftmaschen und häkelt dann in der Runde stets feste Maschen, für die unter das ganze obere Maschenglied hindurchgestochen wird. Ist die gewünschte Länge erreicht, so bringt man an jedem Ende, um die Leine bequem spannen zu können, eine Schlinge an, für die Luftmaschen an beiden Seiten mit Kettenmaschen behäkelt werden.



Hauswirtschaftliches.


Tischkarten. Elegante Tischkarten bereichern sehr wirksam den Schmuck einer Festtafel, zählen aber teilweise wirklich schon zu den Luxusartikeln, so daß eine Anregung zu ihrer Selbstanfertigung willkommen sein wird. Wer im Zeichnen und Malen geübt ist, findet gewiß Freude an der Herstellung der Saisonneuheit, der großen einzelnen Blüten, Schmetterlinge und Vögel (die Originale messen 9 bis 10 cm Breite), die in lebhaften Farben gehalten und in bunter Reihe verwendet nicht nur reizend aussehen, sondern auch Anlaß zu allerlei Scherzen geben. Vorlagen finden sich in naturwissenschaftlichen Werken und Bilderbüchern.

Tischkarten.

Um die Arbeit schneller zu fördern, nimmt man für Konturen und dunkle Stellen den Brennstift, zum Ausmalen genügen einfache Wasserfarben; der Karton darf nicht zu stark sein, damit man den Außenrand bequem und scharf ausschneiden kann. Zur Befestigung der Karten an dem Weinglase wird der Rückseite ein schmaler Kartonstreifen an seiner oberen Hälfte gegengeklebt, während das untere abgebogene Ende als Stütze dient. Wo nötig, wegen zu dunkler Farben, befestigt man zum Aufschreiben des Namens querüber ein Papierstreifchen. Viel schneller als diese Prachtexemplare sind die einfachen, aber vornehm wirkenden Karten herzustellen, deren linke, zuweilen auch umgebogene obere Ecke ein Siegel, ein Wappen, ein Monogramm oder auch Buchstaben schmücken. Hier empfiehlt sich auf einfachen weißen oder leicht getönten Karten die Verwendung der in allen größeren Papiergeschäften käuflichen Siegelmarken: der Kleeblätter, der verschiedenfarbigen Glückssiegel mit Pilzen, Hufeisen, Schweinchen etc., wie auch der reicheren goldigen Marken mit Reliefprägungen; Monogramme und Buchstaben sind sauber mit Gold oder einer leuchtenden Farbe zu schablonieren und die fehlenden Verbindungsstriche dann einzuzeichnen. Erhält die schmale weiße Karte Blumenschmuck, so wählt man hierfür auch einzelne Blüten, die dem Kartenrande überstehen müssen. Schließlich sei noch einer allerliebsten Neuheit gedacht, der „Deutschen Glückspostkarte“ mit Kleeblattmarke (71/2 cm zu 31/2 cm groß), die entweder dem Herrn seine Tischdame anzeigt oder als Tischkarte selbst dient, und in letzterem Falle durch ein der Rückseite aufgeschriebenes launiges und bezügliches Verschen zur Heiterkeit beiträgt.

Vorlagen für Tischkarten.

Glacierte Sellerie. 5 bis 6 kleine Sellerieknollen werden möglichst rund geschält, in frischem Wasser gut ausgewässert. Einen flachen Tiegel streicht man mit guter Butter aus, giebt darein eine Handvoll fein gestoßenen Zucker, dreht den Tiegel in den Händen, damit sich der Zucker gleichmäßig im Geschirre verteilt, nimmt die Sellerie aus dem Wasser, trocknet sie ab und legt damit den Tiegel aus. Nun gießt man über die Sellerie so viel Bratensauce, daß diese davon vollkommen bedeckt sind, legt ein der Größe des Tiegels entsprechend rund geschnittenes, weißes Papierblatt darüber, schließt den Tiegel mit einem Deckel und dämpft das Gemüse darin vollkommen weich und braun. Man giebt es als vorzügliche Beigabe zu Geflügelbraten, Wild etc.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 132_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0132_a.jpg&oldid=- (Version vom 14.8.2023)