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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Allerlei Winke für jung und alt.




Photographie als Osterei.



Photographie als Osterei. Mit dieser hübschen, selbstgefertigten Ostergabe werden die Amateurphotographen gewiß Freude bereiten. Natürlich ist für die Aufnahme ein dem Empfänger wertvolles Objekt zu wühlen; die kleine Abbildung zeigt z. B. das Elternhaus einer zahlreichen, jetzt zerstreut wohnenden Familie; sehr hübsch sehen in der länglichen Eiform auch zwei bis drei Köpfchen, kleine Gruppen etc. aus; Querformat eignet sich besser als Hochformat; die Größe ist beliebig. Vor dem Kopieren der Platte schneidet man sich die Eiform aus feinem undurchsichtigen, schwarzem Papier und legt diese, hübsch ausprobiert, auf das Negativ, worauf man die ganze Platte auf Celloidinpapier so lange kopiert, bis dasselbe tief schwarz erscheint. Ohne die Platte aus dem Rahmen zu nehmen, entfernt man dann das schwarze Papierei und kopiert in die hell gebliebene Stelle des Celloidinpapiers, die ja die Eiform zeigt, das Bild ein. Der schwarze Rand bleibt nach Fertigstellung der Photographie viereckig um das Bild stehen, aber nur schmal, weil dadurch die Eiform schärfer hervortritt. Sollte die Kontur des Randes gegen dunkle Bildstellen zu wenig loskommen, so hilft man mit einem feinen Strich nach, jedoch erst nachdem die Photographie auf Karton gezogen worden ist. Schließlich schreibt man in eine der schwarzen Ecken mit Pinsel oder Feder, Zinkweiß oder Farbe „Fröhliche Ostern“, die Jahreszahl nebst Datum oder sonst eine Widmung.






Osterei als Arbeitsständer. Fünf Pappen nach dem kleinen Schnittmuster geschnitten, überzieht man auf beiden Seiten mit Stoff, entweder mit heißem Leim geklebt oder an den Rändern genäht. Dann näht man die fünf Teile an den Rändern zusammen, wodurch sich die Rundung des Eies von selbst ergiebt. Die Nähte werden durch Bänder verdeckt. Der Deckel wird besonders gearbeitet, und deshalb muß man acht


Osterei als Arbeitsständer.


geben, daß Nähte und Bänder hernach aufeinander passen. Oben dient eine Schleife als Griff. Die Felder zwischen den Bändern werden mit Aquarellfarben gemalt, weshalb ein einfarbiger Stoff vorzuziehen ist, zum Beispiel das ganz gewöhnliche graue Taillenfutter, welches einen guten Ton zum Grund giebt. Sehr hübsch ist helle Seide; die Bänder ziert leichte Kreuzstichstickerei, wie unser Modell zeigt. Das Ei kann in jeder beliebigen Größe angefertigt werden, und auch den Fuß aus vier Stäben kann man selbst machen, indem man einfache Stöcke vergoldet; hübscher ist es freilich, wenn man zierliche Bambusstäbe verwendet.

E. R.





Blumenstickereien. Wer nicht Zeit findet, die so hochmodernen Blumenstickereien in einer mühsamen Stichart auszuführen, oder größere Kosten scheut, kann sich dieselben auch in einfacherer und doch wirkungsvoller Weise herstellen, nur Geschicklichkeit und Farbensinn sind nötig. Auf Möbelcretonne sieht man häufig in Farben und Formen besonders schöne Blumen und Blätter. Diese werden scharf nach den Konturen ausgeschnitten und auf einem beliebig hellen oder dunklen Tuchfond, der sie gut zur Geltung bringt, arrangiert; dabei behält man aber die moderne Richtung, welche das „Aufstrebende“ und „Flächige“ betont, im Auge. Etwa fehlende Stiele und Ranken sind später direkt auf dem Grundstoff vorzuzeichnen und in leichtem Stiel- und Plattstich einzufügen. Am besten hat man den Grundstoff schon zu dieser ersten Arbeit in den Strickrahmen gespannt, der das nun folgende Anheften der Auflagen auch erleichtert. Zur Befestigung dient den Konturen nachgehend und die Farben von Blüten und Laub wiederholend, entweder ein feines Seidenschnürchen oder ein Faden Filoselleseide, den in kleinen Zwischenräumen übergreifend ausgeführte Stiche aus feiner Seide – die Filoselleseide wird geteilt – befestigen; auch kann man leichten Plattstich über die Konturen greifen lassen. Platt-, Stiel- und lose Stiche aus zwei- und dreiteiliger Filoselleseide beleben hier und dort Blumen und Blätter, während Knötchenstiche die Kelche hervorheben. Natürlich müssen die Stickfäden mit feinem Verständnis dem Grundton angepaßt werden. Reicher als diese Cretonneauflagen wirken solche aus englischem Libertysammet und sind für kleinere Gegenstände auf Seide oder Moiree appliziert von großem Reiz; auch kann man direkt diesen schönen bedruckten Sammet verwenden und ihm durch leichte Stickerei mit seinen Metall- und Seidenfäden ein besonderes Gepräge verleihen.






Chinesisches Ostergefährt. Man nimmt einen viereckigen Karton, umgiebt ihn außen pompadourmäßig mit einer dichtgefalteten Hülle von farbigem Krepppapier und schneidet nun zwei dünne Holzstäbe. Man umwindet sie mit Krepppapier und dann mit Silbergespinst und befestigt sie zu beiden Seiten des bunt umhüllten Kartons. Weitere vier ebenso umwundene Stäbe befestigt man innen aufwärts an den vier Ecken des Kartons, verbindet sie oben kreuzweise mit Draht und spannt Krepppapier fest darüber. Dies umgiebt man ringsherum mit einem Volant aus andersfarbigem Krepppapier und setzt vier Pompons in die Ecken. Die so hergestellte Sänfte birgt innen Ostersüßigkeiten und oben Frühlingsblüten. Zwei Osterhäschen werden mit farbigen Seidenschleifen vorn und hinten als Träger an den Längsstäben befestigt.

He.






Strohkörbchen mit Frühlingsblumen. Auf dem Lande giebt es keine Kunst- und Handelsgärtner, will man aber dennoch gern einen hübschen Blumengruß als Ostergabe bringen, so muß man sich selbst helfen, was den Wert der Gabe stets erhöht. – Man sucht sich von recht steifem Stroh die dicksten ungeknickten Halme heraus, reiht sie aneinander, indem man in der Mitte jeden Halmes zwei starke Fäden sich kreuzen läßt.– Soll das Osterei größer und haltbarer werden, so nimmt man mehrere Halme zusammen; auch aus Binsen oder frischen Weidenruten wird es sehr hübsch. – Nachdem man genug aneinander geknüpft hat, bindet man die Enden fest mit Draht zusammen, oben gleich die Oeffnung für die Blumen lassend. der Draht wird durch große steife Seidenbandschleifen verdeckt, deren Farbe man zu den Blumen passend wählt. Man kann die Blumen in Moos setzen, vorzüglich die Knollenblumen, wie Tulpen, Schneeglöckchen, Hyacinthen, Crocus etc., halten sich sehr gut darin. Veilchen, Leberblümchen und Zeitlosen kann man in Sand pflanzen, wenn die Hülle stark genug gearbeitet ist; alle lieben Frühlingsboten sehen reizend aus in dieser natürlichen Hülle.

E. R.






Toilettenkissen in Eiform. Eine Hamburger Freundin hat mir im vorigen Jahr aus drei Hamburger Häubchen, die wohl allgemein bekannt sind, ein reizendes Toilettenkissen zum Osterfest beschert, das sehr leicht nachzuarbeiten ist. Die Rüschen trennt man von den Häubchen ab, heftet auf eines der Häubchen Kanevas und stickt einen beliebigen Ostergruß darauf, um danach dies Häubchen innen erst farbig auszufüttern und dann mit einem kleinen, mit Kleie gefüllten Kissen zu versehen, welches die Form des Häubchens haben muß. Man näht nun die Häubchen einfach zusammen und füllt sie, wenn sie beinahe geschlossen sind, mit zerzupfter Holzwolle so an, daß die drei Häubchen eine Eiform bilden. Die Rüschen werden darauf wieder aufgenäht und oben und unten zuletzt zierliche Schleifen aus farbigem Seidenband angebracht. Ein kleiner Frühlingsblütenstrauß wird beim Uebersenden oder Darbringen leicht schräg über dem Kissen befestigt, doch so, daß er den Ostergruß möglichst wenig verdeckt.

E.



Strohkörbchen mit Frühlingsblumen.




Gestrickter Ueberziehärmel. Bei den Capes sind bequem über das Kleid zu ziehende Aermel sehr angenehm und aus guter Strickwolle einfach selbst herzustellen. Man beginnt am oberen Rande mit 88 bis 92 Maschen und strickt mit starken Stahlnadeln zunächst wie beim Strumpf einen Rand aus abwechselnd 2 Rechts- und 2 Linksmaschen, der 56 bis 60 Touren lang ist. Dann folgt ein glatt rechts gestrickter Teil von 80 bis 90 Touren Länge, in denen zuletzt 6 bis 8 Maschen abgenommen werden, und schließlich eine wieder abwechselnd rechts und links gearbeitete Manschette, deren Länge von 30 Touren am sichersten eine Anprobe feststellt, auch kann man beliebig den mittleren Teil noch etwas länger stricken.






Gestrickte Wirtschaftstücher. Von stärkster ungebleichter Baumwolle können auch schon von Kinderhänden haltbare Tücher zum Abwaschen des Geschirres oder zum Aufwischen von Fußboden gestrickt werden. Man strickt mit kräftigen Holznadeln hin- und zurückgehend stets rechts und hebt die erste Masche jeder Nadel ab; das fertige Tuch erhält ringsum ein rotes, gehäkeltes Picoträndchen. Die Größen der Tücher stehen natürlich im Belieben, doch rechnet man die für Fußböden bestimmten Tücher etwa 60 zu 70 cm und die anderen Tücher im Quadrat 35 bis 40 cm groß.



Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 196_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0196_a.jpg&oldid=- (Version vom 31.1.2019)