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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Die Kunst am Anfang.
Nach dem Wandgemälde von Carl Gehrts in der Düsseldorfer Kunsthalle.



schmachtender Seladon – aber es schien in dieser Posse auch ein Funke von Ernst zu glimmen: die ohnmächtige Sehnsucht eines verliebten Narren, der begehrt, was hoch über ihm steht, unerreichbar.

Sah sie dieses kleine Lichtlein brennen und hatte sie Ursache, zu wünschen, daß es nicht erlosch?Lächelnd reichte sie ihm die Hand, an der in der Sonne die Ringe blitzten, und ließ sie küssen. Plaudernd und lachend wanderten sie im Hof des Jagdhauses auf und nieder, und so oft sie Kehrt machten, tänzelte Sensburg auf die linke Seite der Baronin.

Da sah Mazegger durch das Fernrohr, daß die schöne Frau jählings verstummte. Alle Züge ihres Gesichtes veränderten und spannten sich, ihre Augen wurden größer. Aber diese Erregung löste sich in ein bezauberndes Lächeln, als sie mit Sensburg zum Hofthor ging. Im gleichen Augenblick hörte Mazegger die Stimme des Fürsten, der mit Sternfeldt an der Hütte vorüberging. Was Ettingen sagte, konnte der Jäger nicht verstehen, auch nicht, was der Graf erwiderte.Aber wie gepreßt diese Stimmen klangen, wie erregt!

Als die beiden an der Hütte vorüber waren, huschte Mazegger gebückt zum Fenster, kniete auf die Dielen nieder und stützte das Fernrohr, damit es in seinen unruhigen Händen nicht zittern konnte, auf das Gesimse. Schwer atmend richtete er das Glas auf das Gesicht der schönen Frau und belauerte jeden Blick ihrer Augen, jede leise Sprache ihrer Mienen.

Den Grafen, der sie zuerst begrüßte, schien sie nicht gern zu sehen; als er sich lächelnd vor ihr verbeugte, nagte sie mit den kleinen blinkenden Zähnen an der Lippe, und ein Zornblitz flammte aus ihren Augen. Aber ganz verwandelt schien sie, als sie auf den Fürsten zutrat, dem Sensburg lachend und schwatzend entgegengegangen war.Da hatten ihre Augen einen anderen Blick! Und wie sie lächelte, wie sie plauderte, wie alles lebte und sprühte in diesem Gesicht! Und dieser Blick nun wieder! Wie eine Bitte, welche schenkt, demütig und sieghaft – ein Blick, der zu sagen schien: „Ich will dich … darum bist du mein!“

Da verfinsterte sich das Glas, Mazegger sah nichts mehr – und als er aufblickte, stand der Förster vor dem Fenster.

Kluibenschädl machte verblüffte Augen, als er den Jäger mit dem Fernrohr so auf den Dielen knien sah.

„Was treibst denn da? Unsere Herrenleut’ ausspionieren? So was laß fein bleiben, gelt? Und Uhr


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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0308.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2023)