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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

bei dem starken Verkehr auf der Strecke sich ein solcher Pflanzenwuchs entfalten kann, ist freilich schwer begreiflich, aber es muß wohl wahr sein, da man einen eigenen Wagen zur Beseitigung des Unkrauts, und zwar durch Feuer, konstruiert hat. Derselbe besteht in seinem vorderen Teile aus einem Behälter für zwölf Faß Rohpetroleum, hinten aber aus einer nach unten gerichteten Vorrichtung von acht großen Petroleumgasbrennern, denen das feinverteilte Oel durch Preßluft zugeführt wird. Der Wagen sengt, von einer Lokomotive langsam über die Strecke gezogen, die Vegetation zwischen und neben den Schienen sehr gründlich ab, und zwar können täglich 12 bis 16 Kilometer der Strecke gereinigt werden. Ein Faß Rohöl soll hinreichen, um eine englische Meile von Unkraut zu säubern; um in trockenen Zeiten das Umsichgreifen des Feuers zu verhindern, folgt ein Mann dem Wagen, der nach den Seiten übergreifende Flammen sofort auszugießen hat. Bw.     


Abgeschlagen. (Zu dem Bilde S. 345.) Frühlingswald, Vogelgesang, Käfersurren und Abendsonnenschein. Ich stand an eine Buche gelehnt mit der Büchse in der Nähe eines Wechsels, auf welchem ein starker Bock zur Aesung zog. Auf der blumigen Waldblöße vor mir äste vertraut eine Ricke, und ihr buntgetupftes Kitzchen rannte im munteren Spiele sorglos im Kreise umher, zupfte auch wohl mal an einem saftigen Blatte oder kniete nieder, um mit dem weißen Lebenssaft der Mutter Hunger und Durst zu stillen. Liebkosend leckte die Alte ihr Kind.

Da lugte plötzlich sichernd das rote Spitzbubengesicht Meister Reinekes aus der Dickung hervor, und als es nichts Verdächtiges eräugte, trollte der Erzschelm heraus auf die Blöße und begann Mäuse zu fangen. Mit hoher Nase zog er an, dann schlich er einige Schritte vorwärts, wie der Vorstehhund es thut, wenn die Hühner weit vor ihm liegen oder laufen … ein hoher Sprung, die Lunte peitscht siegesgewiß die Luft – und Reineke verschluckt vergnügt den leckeren Bissen. Aber es schien doch für ihn noch begehrenswertere Gerichte zu geben als Mäusebraten – denn er reckt jetzt die Nase hoch in die Luft nach der Gegend hin, wo das Kitzchen eben noch lustig spielte, sich jetzt aber ermüdet in der Nähe der Mutter niedergethan hat. Reineke hat es gewittert … und wie ein Aal windet sich der rote Schelm, durch Kraut und Buschwerk gedeckt, näher und näher heran. Ich hätte ja leicht mit der Kugel dem räuberischen Gedanken ein Ende machen können – allein dazu war es immer noch früh genug – ich hatte guten Wind, stand ziemlich hoch und konnte jede Bewegung des beutegierigen Räubers durchs Glas genau beobachten. Jetzt war er nur noch 15 Schritt vom Kitz, das zufällig wieder hoch geworden war und im Begriff stand, nach der etwa 30 Schritt entfernten Mutter zu eilen. Da – wie ein Blitzstrahl sauste ein roter Streifen nach dem Kitzchen hin – der Fuchs packte zu – ein gellendes „Piä!“ – im selben Augenblick war aber auch die Ricke schon da und schnellte mit dem Vorderlaufe auf den roten Freibeuter los. Dieser mußte, wenn auch widerstrebend, seinen Raub fahren lassen und eilte, verfolgt von der laut schmälenden Ricke, öfters noch lüstern nach der ihm durch Mutterliebe abgerungenen Beute zurückäugend, dem wohlverdienten Lohn aus meiner Büchse schnurstracks entgegen.

„Maikäfer flieg!“
Nach einer Originalzeichnung von F. Reiß.


Nicht immer mißlingt dem roten Gauner die Jagd auf Rehkitzchen. Wenn sie noch zu jung sind, um der Mutter bei ihren Ausflügen folgen zu können, findet die scharfe Nase unseres Strauchdiebes die unter Buschwerk versteckten nur gar zu häufig und die vielen Rehläufe auf dem Bau, auf welchem Frau Fehe ihr Geheck aufzieht, geben dem Jäger Aufschluß darüber, weshalb auf dem Revier so viele Ricken ohne Kitzchen stehen, und belehren ihn, wie diesem Uebelstande abzuhelfen ist.

Aber auch im Winter, wenn durch Frost und tiefen Schnee das Rehwild matt geworden ist, folgt Reineke dem kraftlosen Stücke, fängt es und reißt es – ja, es sind Beispiele bekannt geworden, wo eine Anzahl Füchse im Winter gesunde Rehe par force jagten. – Deshalb kennt der Jäger für den frechen Räuber auch keine Gnade. Karl Brandt.     


Für deutsche Erzieherinnen in England. Wie schon einmal (Jahrgang 1896 der „Gartenlaube“, S. 882) erhebt die hochverdiente Vorsteherin des Deutschen Lehrerinnenvereins in London, Helene Adelmann, ihre Stimme zur Warnung für jene Mädchen, die durch Agenten von Deutschland aus Stellen in englischen Häusern annehmen und dann nach der Ueberfahrt wahllos antreten müssen. Solche Stellen sind in sehr zahlreichen Fällen schlecht, auf die Dauer unerträglich für gebildete deutsche Mädchen, welchen häufig genug Hausmädchendienste außer dem Unterricht zugemutet werden; in Institutsstellen kommt es vielfach vor, daß der „auf Gegenseitigkeit“ des Sprachunterrichts gegründete Kontrakt mit sehr schmalem Honorar ganz hinfällig ist, indem nur Deutsch und Französisch im Hause gesprochen werden. In den 13 Ferienwochen hat die Lehrerin für sich selbst zu sorgen, Gehalt und Verpflegung hören auf. Und für solche ganz unbefriedigende Stellungen, meist mit elender Ernährung, haben die Suchenden schwere Summen an die Agenten zu zahlen, die natürlich gerade die schlechten Stellen mit raschem Wechsel am liebsten vergeben. – Sie könnten ihr gewissenloses Treiben nicht so gewinnbringend führen, wüßten die jungen deutschen Lehrerinnen, daß keine gute englische Familie eine unbekannte Erzieherin in Deutschland engagiert, daß aber sehr viele von ihnen sich an den Deutschen Lehrerinnenverein in London wenden, in dessen schönem, gemütlichem Heim (W, 16 Wyndham Place, Bryanston Square) die Stellesuchenden billige Unterkunft finden, bis ein Abschluß erreicht ist.

Diese Thatsachen sind, trotz mehrfacher Veröffentlichung, noch nicht bekannt genug, wie die zahlreichen Opfer der Agenten beweisen, welche nach ausgestandener Leidenszeit schließlich in den Verein flüchten, dessen Verband sie von vornherein hätten angehören sollen. Um nun denen, welche künftig nach England gehen wollen, Aufschluß über die englischen Verhältnisse und den Verein zu bieten, sind in verschiedenen deutschen Städten Damen als Vertreterinnen des letzteren angestellt, welche Prospekte, Statuten und Jahresberichte kostenfrei abgeben. Wer in Briefwechsel mit ihnen tritt, zahlt 1 Mark für Porto. Diese Damen sind

in Berlin: Fräulein Hübner, Augsburgerstraße 22/3.
in Breslau: Fräulein Malberg, Schulvorsteherin, Teichstr. 22/23.
in Hannover: Fräulein Dröge, Krausenstraße 6.
in Stuttgart: Fräulein Hagmaier, Schulvorsteherin, Moserstr. 12.
in Mannheim: Fräulein Sammet, Vorst, des Großh. Instituts.
in Danzig: Fräulein Mellin, Mattenbuden 33.
in Saarburg: Fräulein Overbeck, Schulvorsteherin.
in Königsberg: Fräulein Sotteck, Tragheimerpulverstraße.
in Tilsit: Frau Hecht, geb. Behr, Rosenstraße 3.
in Köln: Fräulein Wegner, Maria Ablaßplatz 6.
in Dresden: Fräulein Anna Gaudian, Pension Simla.

Möchten recht viele Lehrerinnen von diesem wertvollen Anerbieten Gebrauch machen! Bn.     




IV. Quittung für das Rittershaus-Denkmal. 2 Mk. von Wilh. Böttner in Kassel; 20 Mk. von Dr. M. Rothfels in Kassel; 20 Mk. von F. Thomée in Kassel; 10 Mk. von A. Alsberg in Kassel; 10 Mk. von B. Mosbacher in Kassel; 10 Mk. von L. Mosbacher in Kassel; 25 Mk. von Herm. Hupfeld in Kassel; 50 Pf. von Pfarrer H. Jacobi in Eisenach; 5 Mk. von A. George in Altmorschen; 10 Mk. von J. Proelß in Stuttgart; 5 Mk. N. N.; 3 Mk. von Kaufmann Friedrich Auch in Stuttgart; 5 Mk. von Privatier Theodor Happel in Stuttgart; 5 Mk. von Dr. Louis Musculus in Stuttgart; 3 Mk. von Oberstaatsanwalt Herrschner in Stuttgart; 5 Mk. von Hofmaler X. von Riedmüller in Stuttgart; 1 Mk. von Regierungsrat Dr. Adam in Stuttgart; 10 Mk. vom Lehrer-Gesangverein Ruhrort und Umgegend; 86 Mk. gesammelt von der Bürgermeisterei Beeck; 10 Mk. von K. in Elberfeld; 30 Mk. von N. N. in Unter-Barmen; 10 Mk. vom Hörder Gewerbeverein in Hörde; 3 Mk. von Kappenberg in Frankfurt a. M.; 15 Mk. von der Stadt Dinslaken; 50 Mk. von Louis Tübben in Ruhrort; 404 Mk. gesammelt von Louis Tübben in Ruhrort; 50 Mk. von Carl Jäger in Barmen; 50 Mk. von Carl Tölle in Barmen; 10 Mk. von F. S. in Barmen; 900 Mk. von der Allg. Vers.-Gesellschaft für See-, Fluß- und Landtransporte und Transatlantische Güter-Vers.-Ges. in Berlin; 100 Mk. von Rud. Erbslöh in New York; 60 Mk. vom Gymnasium in Barmen; 1006 Mk. von G. Andriessen, gesammelt in Crefeld; 267 Mk. von den Männergesangvereinen „Arion“, „Harmonia“ und „Liedertafel“ in Bielefeld; 100 Mk. von Dr. Cläßen, Generalagent in Köln; 100 Mk. von Frau L. Cläßen in Köln; 20 Mk. vom Technischen Verein in Gelsenkirchen; 50 Mk. vom Allg. Bildungsverein in Elberfeld; 7,15 Mk. vom Kegelklub „Viertakt“ in Deutz; 50 Mk. von Prof. Ludw. Knaus in Berlin; 10 Mk. von Wilh. Raphaels in Barmen; 10 Mk. von L. de M. in Düsseldorf; 20 Mk. von Frau Dr. Herm. Presber in Frankfurt a. M.; 20 Mk. von W. Rocholl in Kassel; 3 Mk. vom Kegelklub „Victoria“ in Bochum; 20 Mk. von Clara Kalb in Frankfurt a. M.; 100 Mk. gesammelt von H. Landau in Koblenz; 5 Mk. von Referendar Dr. Max Döring in Elberfeld: 10 Mk. von Wilhelm Wandt in Barmen; 100 Mk. von R. E., 100 Mk. von H. G., 100 Mk. von G. B., 100 Mk. von E. K., 50 Mk. von R. D., 50 Mk. von R. S., 50 Mk. von A. E., 50 Mk. von C. A. J., 50 Mk. von A. v. d. H., 50 Mk. von A. M., 20 Mk. von A. S., sämtlich in Elberfeld; 20 Mk. von B. Amann in Barmen; 100 Mk. von M. Alb. Molineus in Barmen; 563 Mk. gesammelt von Dr. J. in Elberfeld; 200 Mk. von Heinr. Waldthausen in Essen; 400 Mk. gesammelt von Heinr. Waldthausen in Essen; 50 Mk. von Otto Hillmann sen. in Barmen; 100 Mk. von Carl Niggemann in Barmen; 50 Mk. von Rob. Rohleder in Manchester; 2000 Mk. vom Bochumer Gußstahlverein in Bochum; 1000 Mk. vom Verwaltungsrat des Bochumer Gußstahlvereins; 9 Mk. 40 Pf. vom Stammtisch im Hotel Drewes in Hagen; 300 Mk. von Kommerzienrat Emil Blanke in Barmen; 10 Mk. vom Gewerbeverein in Altendorf; 170 Mk. vom Männergesangverein „Liedertafel“-Soest; 40 Mk. von drei Verehrern in Barmen; 30 Mk. von D. B. Wiemann-Barmen; 5 Mk. von N. N. in Barmen; 2 Mk. von W. Holthausen in Barmen; 100 Mk. vom Verein Barmer Rektoren; 6 Mk. von N. N. in Barmen; 23 Mk. gesammelt in einem Lehrerkreise in Elberfeld; 5 Mk. gesammelt von Rheinländern, Westfalen und Hannoveranern in Bochum; 100 Mk. von J. Gauhe in Eitorf; 50 Mk. von A. Gauhe in Eitorf; 20 Mk. von Dr. Lehr in Berlin; 20 Mk. von Direktor F. W. Grund in Breslau; 20 Mk. von F. W. Lührmann, Ingenieur in Düsseldorf; 12 fl. = 20 Mk. 43 Pf. von der Loge zu den 3 Säulen, durch M. Günther in Kronstadt i. S.


Herausgegeben unter verantmortlicher Redaktion von Adolf Kröner in Stuttgart.0 Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig.
Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.
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