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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Farben an sich vorüberziehen lassen will, vertiefe sich in das auch in photographischer Reproduktion zu jedermanns Einsicht aufgelegte altertümliche Buch.

Das Inselhotel.
Nach einer Photographie im Verlag von E. Ackermanns Buchhandlung in Konstanz.

Als Standquartier für vergnügliche Ausflüge zu Wasser und zu Land, mit Kahn oder Dampfer, ist Konstanz vermöge seiner Lage geradezu unvergleichlich. In fast unmittelbarer Nähe ist der liebliche Untersee mit der Insel Reichenau, den malerischen, burgen- und schlössergekrönten Uferhöhen, den vielen kleinen Städtchen und Sommerfrischen bis hinunter an den Rheinfall. Bequem rudert sich’s hinaus in die liebliche Waldumgebung der Stadt nach „Waldhaus Jacob“ und nach dem Fischerdörfchen Staad am Ueberlingersee. Hier winkt vom jenseitigen Bodenseeufer herüber das weißschimmernde Meersburg, trotzig auf stolzer Felsenhöhe, an ein Rivierabild gemahnend. Hier wohnte auf hohem Schloß von 1840 bis 1848 Annette von Droste-Hülshoff bei ihren Verwandten.

Die Perle der vielen Ausflugsziele ist aber das Inselidyll der lieblichen „Maienowe,“ die allzeit zugängliche Sommerresidenz des badischen Landesfürsten, die Insel Mainau. Wer diese Stätte des Friedens kennt, mit dem schönen Schloß und den herrlichen Park- und Gartenanlagen, wo Orangen und Citronen, Palmen und Cedern im Freien üppig gedeihen, und wer von hier aus See und Alpen durch Lorbeer und Cypressen geschaut, den wird es immer wieder dorthin ziehen.




Die Heilbarkeit der Trunksucht.
Von Dr. med. Hugo Hoppe.


Neben der Lungenschwindsucht ist der chronische Alkoholismus oder die Trunksucht die weitest verbreitete und folgenschwerste Krankheit unseres Jahrhunderts, eine furchtbare Geißel für die Menschen, nicht nur vom hygieinischen Standpunkte, sondern auch in volkswirtschaftlicher Beziehung.

In den Heilanstalten Preußens wurden von 1886 bis 1895 jährlich 10 497 Personen (von denen Frauen nur 6% bildeten) an chronischem Alkoholismus und Säuferwahnsinn behandelt, dabei sind die Irrenanstalten nicht berücksichtigt. Allein an Säuferwahnsinn starben in den allgemeinen Krankenhäusern Preußens in dem Jahrzehnt 1877 bis 1887 jährlich im Durchschnitt 1247 Personen (1132 Männer, 115 Frauen), in den preußischen Irrenanstalten etwa 100 Personen. An Selbstmord infolge von Trunksucht sind in den Jahren 1888 bis 1892 jährlich 540, an akutester Alkoholvergiftung und tödlichen Unfällen infolge von Trunksucht etwa 400 Personen zu Grunde gegangen. Also im Königreich Preußen sterben jährlich mindestens 2300 Menschen an den unmittelbaren Folgen der Trunksucht. Dazu kommen aber noch die unzähligen statistisch gar nicht genau festzustellenden Todesfälle durch Organerkrankungen, wie Herz-, Nieren-, Leber-, Hirnleiden, welche durch chronischen Alkoholmißbrauch hervorgerufen werden und einen großen Teil unserer Männer in der Blüte der Jahre dahinraffen.

Man hat berechnet, daß in Deutschland im Jahre ungefähr 500 000 Männer dem Alkohol zum Opfer fallen. Aehnlich oder noch viel schlimmer liegen die Verhältnisse in anderen europäischen Ländern. Die bisher mitgeteilten Zahlen geben schon einen gewissen Begriff von der Verbreitung der Trunksucht und ihren furchtbaren Folgen. Dazu kommt weiter noch das große Heer von Geisteskranken, von Verbrechern und von Bettlern, welche wir der Trunksucht verdanken.[1]


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0462.jpg&oldid=- (Version vom 17.7.2021)
  1. Wer sich über diese und andere Punkte der Alkoholfrage eingehender belehren will, sei auf die Schrift „Die Thatsachen über den Alkohol. Für gebildete Laien, Verwaltungsbeamte und Aerzte. Dargestellt von Dr. Hugo Hoppe“ (Dresden 1899, Verlag von O. B. Böhmert) verwiesen.