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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Allerlei Winke für jung und alt.


Taillenverzierung.

Taillenverzierung. Zu den jetzt so beliebten Kostümen mit Jacke steht ganz besonders hübsch ein Einsatz aus Damast oder Moiré, mit Krepp- oder Gazerüschen besetzt, der wie eine Krawatte über irgend einer einfachen Weste getragen werden kann. Der rückwärts geschlossene Kragen ist von demselben Seidenstoff wie der kleine dreieckige Latz, die weißen Plissees, mit schmalen Spitzen ooer Gazerüschen besetzt, sind durch eine gleiche Rüsche auf dem Seidenstoff befestigt. Sehr schön wirkt auch ein Stück Spitze auf farbig seidener Unterlage als Einsatz.

Plastische Arbeiten aus Kork. In neuerer Zeit wendet man sich auch vielfach in Deutschland den von den Italienern seit langem schon hergestellten plastischen Arbeiten aus Kork zu. Diese interessanten Arbeiten stellen in der Regel Landschaften, Häuser, Burgen etc. dar, die bildähnlich unter Glas eingerahmt werden; man kann aber auch reizende kleinere Bildchen anfertigen, welche wie plastische Ansichtskarten wirken und, auf den Nipptisch gestellt, dem Auge eine aparte Abwechselung gewähren. In dieser Form dürfte die auch Felloplastik genannte Arbeit besonders bei den Liebhaberkünstlern bald weitere Verbreitung finden, zumal jetzt komplette Arbeitskästen in den Handel gebracht werden, die nicht nur sämtliche feine Werkzeuge, wie Messerchen, Sägen, Feilchen, Korkhobel etc. enthalten, sondern auch geeignetes Korkmaterial, deren Beschaffung bisher viel Schwierigkeiten machte. Auch ein fertiges Probebild liegt bei, ebenso genaueste Anleitung mit Illustrationstafeln. Unbedingt muß nun aber geraten werden, sich nicht sofort an gar zu schwierige Aufgaben zu wagen, sondern gewisse Vorübungen vorzunehmen, um die Bearbeitung des Materials genau kennenzulernen. Hierzu gehört nicht nur das Spalten, Anschneiden, Aussäagen, Feilen etc., sondern auch die Nachahmung der verschiedenen Formen, wie Quadersteine, Gewölbebogen, Mauern, Fenstersimse, Säulchen, Trümmerwerk, Felsgestein, Gebüsch, Bäume, Rasen, Wege etc.

Alles dies ist bei den großen, in einem kastenartigen Rahnten aufzubauenden Arbeiten unbedingt erforderlich, einzelnes davon kann je nach dem Motiv aber auch bei den kleinen Bildchen Verwendung finden. Nach genügender Vorbildung versuche man eine kleine plastische Arbeit zusammenzustellen. Man nehme ein Stück gute weiße Pappe in Kabinettgröße, zeichne darauf die Umrisse eines interessanten Gebäudes, einer Burg etc. und fertige sich in gleicher Größe auf Papier eine genaue Detailzeichnung an. Um die größtmöglichste Plastik zu wahren, schneidet man sich sodann ganz feine, fast papierdünne Korkplättchen zurecht, auch etwas stärkere von etwa 1 mm Dicke. Erstere werden den Umrissen der Zeichnung entsprechend zugeschnitten, auf den Karton geklebt und später durch Herausschneiden der Fensteröffnungen, Aufleimen schmaler Simschen, Balkons etc. weiter bearbeitet. Letztere werden den unteren Korkplättchen an allen jenen Stellen vorgeklebt, welche massiger heraustreten sollen und also perspektivisch mehr nach dem Vordergrund zu liegen kommen, zum Beispiel vorstehende Flügelanbauten, vorgelagerte Mauern etc. Je tiefer im Hintergrund, desto dünnere Korktäfelchen sind also zu nehmen und umgekehrt. Ist die Entfernung zu groß, so malt man am besten alle Einzelheiten, Fenster etc. mit Farbe auf, andrerseits hinterklebt man sehr im Vordergrund liegende größere Fenster mit Gelatinepapier. So giebt es noch verschiedene Fingerzeige, die aus der Anleitung schnell zu erlernen sind.




Für die Reise.


Serviettenetui für die Reise. Wer zu längerem Aufenthalt in einer Sommerfrische weilt, legt gewöhnlich Wert darauf, im Gasthause immer wieder seine richtige Serviette zu erhalten. Manche Damen nehmen sich deshalb ein Serviettenetui mit, welches sehr leicht herzustellen und beim Einpacken durchaus nicht platzraubend ist (s. Abb.).

Serviettenetui.

Aus Schifferleinen oder sonstigem waschbaren Stoffe schneidet man einen Streifen von etwa 30 cm Länge zu 22 cm Breite, säumt die Ränder ein und umgiebt sie mit schmaler gehäkelter Spitze; als Futter dient Satin oder Kattun. Zwei am Ende der einen Breitseite angenähte Bindebänder, welche zum Schließen der Rolle dienen, wenn die Serviette hineingewickelt ist, vervollständigen das Etui, dessen Außenfläche noch das in Stielstich gestickte Monogramm der Besitzerin trägt. H. R.     


Wattiertes zusammenlegbares Fußbänkchen.

Wattiertes und zusammenlegbares Fußbänkchen. Viele ältere Leute, besonders Damen, können beim Aufenthalt in öffentlichen Gärten, im Eisenbahnwagen etc. nicht gut eine weiche bequeme Stütze für die Füße entbehren. Deshalb empfiehlt sich das rechts oben abgebildete Fußbänkchen, welches aus einfachem Holz von jedem Tischler billigst angefertigt wird; die Höhe beträgt 12, die Länge 30 und die Breite 18 cm. Die Beine des Schemelchens sind nicht fest angeleimt, sondern mit Metallgelenk befestigt, so daß sie sich umklappen lassen und alsdann an der Innenwand unten anliegen, wo sie durch Häkchen oder dergleichen festgehalten werden. Auf der oberen Fläche des Bänkchens befindet sich, durch messingne Tapezierernägel befestigt, ein flaches wattiertes Kissen von etwa 23 cm Länge und 14 cm Breite, das man sich sehr gut selbst anfertigen kann. Hüben und drüben an dies Polster ist eine kräftige Lederkordel angenäht, mittels welcher die Fußbank, nachdem die Beine umgeklappt worden, sich bequem tragen läßt.

Schwammtuch für die Reise. Ein Stück dünnen gemusterten Guttaperchastoffs, das im Viereck 40 cm mißt, wird ringsum mit farbiger Litze eingesäumt, während an einer Ecke zwei lange Bindebänder und eine Schlinge zum Aufhängen angenäht werden.

Schwammtuch (offen).

Schwammtuch (geschlossen).

Mittels letzterer an der Wand hinter dem Waschtische aufgehängt, schützt das Tuch die Tapete vor der Berührung der nach täglichem Gebrauch feucht gewordenen Schwämme. Auf Reisen legt man die Schwämme in die Mitte des ausgebreiteten Tuches, schlägt dessen vier Enden kreuzweise übereinander, so daß eine Tasche entsteht, und bindet dieselbe mit Hilfe der Bänder zu. Dies Verfaähren hat vor dem sonst in Gebrauch stehenden Schwammbeutel den Vorzug größerer Leichtigkeit beim Einpacken; auch hält das Tuch länger als der Beutel und kann nach dem Aufwickeln immer wieder gut ausgelüftet werden.

Koffer-Etikette. Praktisch für die Hochsaison der Reisezeit, in der leider öfter einmal der Koffer eine andere Reiseroute nimmt als sein Besitzer, ist ein Etikette-Etui aus Leder zum Einschieben eines mit Namen und Endstation versehenen Kartons, das dem Koffer angeschnallt wird. Die Wiedererlangung des Ausreißers ist dadurch bedeutend erleichtert.

Koffer-Etikette.

Das Etui besteht aus zwei je 11 cm langen, 6 cm breiten Lederteilen, die bis auf den einen abzurundenden Querrand aufeinander fest gesteppt werden. Die offenen Querränder erhalten einen Einschnitt, durch den, nach dem Einschieben der Adresse, der kleine Schnallriemen zu ziehen ist.

Schutzhülle für ein Fahrrad. Heimgekehrt von froher Ausfahrt wird das Stahlroß sauber gereinigt und blitzblank geputzt, aber bis zum nächsten Gebrauch lagert sich nur zu leicht wieder der Staub auf demselben. Dies zu verhindern, fertigt man eine Schutzhülle aus grauem Leinen oder aus Baumwollstoff, die auch besonders praktisch bei einem weiteren Transport des Rades ist. Man gebraucht zwei Stoffteile, die der Form des Rades entsprechen, am geraden unteren Rande ihre größte Breite haben und nach oben abzurunden sind; ihre Höhe entspricht reichlich der des Rades. Will man das Abschrauben der Lenkstange vermeiden, so muß oben noch ein Keil in Breite derselben vorgesehen werden. Die Verbindung der Teile, bis auf die unteren Ränder, geschieht durch französische Naht oder Bandeinfassung. Der untere Rand ist zu säumen und mit Knopfschluß einzurichten.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 516_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0516_a.jpg&oldid=- (Version vom 22.6.2022)