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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

die auf der ersten Terrasse der dort beginnenden Pincioanlagen von dem ersten Seesiege der Römer erzählen. Jetzt bewundern wir auch, wie die Erbauer dieser Anlagen den Weg von unten zur Basteiplattform, auf der wir stehen, künstlerisch zu beleben verstanden haben: mit Terrassen, Arkaden, Statuen und Springbrunnen.

Die Spanische Treppe.

Die Fülle der Eindrücke ist zu groß. Man wendet sich zum Atemholen nach rückwärts und fällt in neues Stannen; denn man erblickt eine Gartenpracht, die selbst den Reisenden überrascht, der schon in Nervi, Pegli, Nizza lustwandelte. Unmittelbar vor uns, hinter den Ruhebänken der Terrasse, ein weiter Sandplatz, abgeschlossen durch ein Halbrund von Palmen, über das sich, ein wirksamer Hintergrund für die Musiktribüne, eine dunkelgrüne Wand von Steineichen erhebt (vgl. das untenstehende Bild). In der Mitte öffnet sich die Wand, und der nordische Gartenfreund, der in der Heimat nur die Treibhauspracht kennt, bewundert hier im Freien neben der Fächerpalme den Mahagonibaum, die Aloë, den Akanthus, den Granatbaum etc., dazwischen Magnolien, Oleander und Rhododendron in einer Schönheit und Ueppigkeit, die alle Erwartungen schlagen. Man wagt kaum noch, diese harmonische und duftende Symphonie der Farben in ihre einzelnen Teile zu zerlegen, und träumt sich allmählich in die Vergangenheit hinüber, in die Zeit, da der Schwelger Lucullus an diese Stätte asiatische Blumenpracht verpflanzte und so die nach seinem Namen benannten Gärten schuf, deren Pracht noch nach hundert Jahren so erstaunlich war, daß Messalina, um in ihren Besitz zu kommen, nicht den Mord an ihrem Eigentümer Valerius Asiaticus scheute.

Der Brunnen vor der Villa Medici.     
 Die Terrasse des Monte Pincio.

Nach Messalinas Ermordung blieben die Gärten kaiserlich, bis sie an die Familie der Pincii gelangten. Nach den Gotenkriegen, während deren Belisar hier oben wohnte, ward der Gartenhügel durch fromme Mönche zum Weinhügel gewandelt, bis Napoleon I und später Mazzini ihn dem alten Berufe zurückgaben. Napoleon schuf die jetzigen Anlagen, und Mazzini

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0529.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2019)