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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Die Allgemeine deutsche Sportausstellung in München.

Von B. Rauchenegger.0 Mit Abbildungen von Fritz Bergen.

Das Segelboot in der Vorhalle.

Das hübsche Ausstellungsgebäude auf der sogenannten Kohleninsel in München, welches im Vorjahre erbaut wurde, um die Fortschritte der Technik auf dem Gebiete der Kraft- und Arbeitsmaschinen zu zeigen, dient heuer den Zwecken der Allgemeinen deutschen Sportausstellung. Die Bevölkerung, sowie die Gäste der Stadt bekunden hierfür ein sehr großes Interesse, denn irgend ein Sport wird heute in allen Kreisen getrieben, aktiv oder mindestens passiv, da es sich hierbei um etwas handelt, das jeder zu erfassen, wenn auch nicht zu üben vermag. Schon der Eintritt in die Halle läßt Dinge ersehen, die auch ohne Katalog kenntlich sind. Der große Vorplatz, an dessen Seiten die Kassen, Bureaus und Garderoben, sowie ein paar Eingänge zu kleineren Ausstellungsabteilungen sich befinden, ist sehr hübsch mit Sportsemblemen ausgestattet; den Mittelpunkt nimmt die nebenstehend abgebildete voll aufgetakelte Segeljacht ein, deren eleganter und zierlicher Bau allgemein bewundert wird; sie versinnbildlicht in einfacher Weise den Charakter der Ausstellung.

Ein paar Stufen führen von hier in die erste Abteilung der Ausstellung hinab, die sich schon im farbenreichen Bilde darstellt. Es ist die Jagd, welche die Beschauer wohl am meisten fesselt; denn auf einer künstlich aufgebauten Felsgruppe, an die sich ein Wiesengrund und ein kleiner See anschließen, sind alle möglichen jagdbaren Tiere Deutschlands ausgestopft in naturgetreuen Stellungen zu sehen. Hoch oben bemerkt man ein paar prächtige Gemsen, in ihrer Nachbarschaft den mächtigen Steinadler samt seiner räuberischen Verwandtschaft; zwischen den Felsspalten treiben sich Murmeltiere herum; wo der Grashang beginnt, schreitet der Edelhirsch mit seiner Gefährtin, weiter davon weg sieht man äsendes Rehwild, und unten nahe am See wetzt ein borstiger Eber seine Hauer am Gestein. Auf der Fläche des Sees, in dem sich lebende Forellen tummeln, schwimmen Enten, Möwen, Taucher und Sumpfgeflügel aller Art; hinter dem See auf Legföhren zeigen sich Auerhahn und Spielhahn in ihrem liebestrunkenen Gebaren. Um das Wassergeflügel schleicht der lüsterne Fuchs mit seiner schnell erwischten Beute im Rachen, vor seiner Erdhöhle steht der träge Dachs, und in einer Ecke sind sogar zwei Wölfe beschäftigt, ein harmloses Lamm zu zerreißen. An der Grenze dieses „Jagdterritoriums“ befindet sich (links auf unserem untenstehenden Bilde) eine Jagdhütte ältester Art, wie sie vor einem halben Jahrhundert noch dem Jäger genügte; dieselbe zeigt keine andere Einrichtung als ein einfaches Heulager und einen aus Steinen

Bei den Jagdhütten.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 592. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0592.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2021)