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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Inhalt.
Seite
Die Mondscheinfee. Gedicht von Karl Vanselow. Mit Abbildungen 613
Der König der Bernina. Roman von J. C. Heer (1. Fortsetzung) 616
Stift Neuburg Bei Heidelberg. Von Lorenz Werner.
 Mit Abbildungen und Bildnissen 625
Ein deutsch-amerikanischer Nationalfeiertag. Von Rudolf Cronau.
 Mit Abbildungen 629
Politische Blumensprache. Von Rudolf Kleinpaul. 631
Das lebende Bild. Erzählung von Adolf Wilbrandt (Schluß) 632
Neue Gedichte von Anna Ritter. Meine Kinder. Zwischen Erde und Himmel 607
Die Reichswaisenhäuser. Von Johannes Freudenberg 607
In Straßburg vor hundert Jahren. Von Dr. Emil Rechert. Mit Abbildung 608
Blätter und Blüten: Karl v. Weizsäcker † (Mit Bildnis.) S. 639. – Warum sin die Gewitter jetzt häufiger als früher? S. 639. – Am Kreisfeuer im Bivouac. (Zu dem Bilde auf S. 617.) S. 639. – Maskentänzer in Neu-Mecklenburg (Mit Abbildung.) S. 642. – Der Misurinasee. (Zu dem Bilde S. 621.) S. 642. – Was kostet die Pferdekraft? S. 642. – Das Pape-Denkmal für Brilon. (Zu dem Bilde S. 643.) S. 642. – Der schönste Ruderpreis. (Zu dem Bilde S. 637.) S. 643. – Deutschlands merkwürdige Bäume: die „tollen Buchen“ bei Remilly. Von Adolf Fischer. (Mit Abbildung.) S. 643. – Sonntagnachmittag vor dem Bahnhof Halensee-Berlin. (Zu dem Bilde S. 640 und 641.) S. 643. – Das alte Rathaus in Dortmund nach seiner Erneuerung. (Mit Abbildung.) S. 644. – Das Lichterfest der Hindufrauen. S. 644. – Botticellis Madonna aus der Sammlung Chigi. (Zu unserer Kunstbeilage.) S. 644.
Illustrationen: Abbildungen zu dem Gedicht „Die Mondscheinfee“. S. 613, 614, 615. – Am Kreisfeuer im Bivouac. Von W. Püttner. S. 617. – Der Misurinasee. Von Alfred Enke. S. 621. – Abbildungen zu dem Artikel „Stift Neuburg bei Heidelberg“. Stift Neuburg. Das Eingangsthor zum Stiftshof. Alte Grabplatte einer Stiftsäbtissin. Das Stift vom Neckar aus gesehen. S. 625. J. W. v. Goethe. Von G. v. Kügelgen. S. 627. Marianne v. Willemer. 1819. Marianne v. Willemer. 1836. S. 628. – Abbildungen zu dem Artikel „Ein deutsch-amerikanischer Nationalfeiertag“. Von Rudolf Cronau. Ein Auswandererschiff am Ende des 17. Jahrhunderts. Das Siegel von Germantown. S. 629. Bilder aus Alt-Germantown. S. 633. – Der schönste Ruderpreis. Von C. Tito. S. 637. – Karl v. Weizsäcker †. S. 639. – Sonntagnachmittag vor dem Bahnhof Halensee-Berlin. Von J. G. Akermark. S. 640 und 641. – Maskentänzer in Neu-Mecklenburg. S. 642. – Das Pape-Denkmal in Brilon. S. 643. – Deutschlands merkwürdige Bäume: „tolle Buche“ bei Remilly in Lothringen. S. 643. – Das alte Rathaus in Dortmund nach seiner Erneuerung. S. 644.


Hierzu Kunstbeilage XX:0 „Madonna aus der Sammlung Chigi.“0 Von Sandro Botticelli.




Kleine Mitteilungen.


Robert Bunsen †. Der berühmte Chemiker Bunsen, der seit 1852 der Universität Heidelberg zur Zierde gereichte und am 16. August dort verschied, hatte das hohe Alter von 88 Jahren erreicht. Im Jahre 1889 war er von seinem Lehramte zurückgetreten, in dem ihm Viktor Meyer folgte. Aus seinem Laboratorium ist eine Reihe der folgenreichsten Entdeckungen hervorgegangen, welchen unsere Naturerkenntnis, vielfach aber auch die Industrie bedeutende Förderung verdankt. Von unberechenbarer Tragweite ist die 1860 von ihm mit seinem Freunde J. Kirchhoff gemachte Entdeckung der Spektralanalyse, die er mit letzterem in der Schrift „Chemische Analyse durch Spektralbeobachtuugen“ niederlegte. Bunsen hat uns gelehrt, die entferntesten Körper im Weltenraum ihrer Substanz nach zu erkennen. Von größtem Werte waren seine Untersuchungen über das Gesetz der Gasabsorption, über den Einfluß des Drucks auf den Erstarrungsprozeß geschmolzener Materien, über die Verbrennungserscheinungen der Gase. Gleiches läßt sich seinen Arbeiten über die elektrolytische Gewinnung der Alkali- und Erdalkalimetalle und seinen photochemischen Untersuchungen nachrühmen. Bunsen ist der Erfinder des Gasbrenners; er entdeckte das Aluminium und das Magnesiumlicht. Der berühmte Chemiker stammte aus Göttingen. Dort, dann in Paris, Berlin und Wien studierte er Naturwissenschaften im weitesten Umfange. Seine Laufbahn als akademischer Lehrer begann er 1833 in seiner Vaterstadt. 1836 wurde er Professor der Chemie am Polytechnikum zu Kassel, 1838 bis 1851 wirkte er in gleicher Stellung in Marburg. Nach kurzer Thätigkeit in Breslau folgte er dann dem Rufe nach Heidelberg.

Karl du Prel †. Der geistvolle Schriftsteller Karl du Prel, der mit seltenem philosophischen Feinsinn die Fragen des „Spiritismus“ zu behandeln gewußt hat, ist am 4. August in Heiligkreuz bei Hall in Tirol nach kurzen Leiden verschieden. Er war am 3. April 1839 in Landshut geboren, wurde in der bayrischen Armee Offizier, machte den Krieg gegen Frankreich mit und ließ sich 1872 seiner angegriffenen Gesundheit wegen pensionieren. Schon als Leutnant hatten ihn die dunklen Probleme des Seelenlebens, mit denen sich der „Occultismus“ beschäftigt, mächtig angezogen. Aus ihrem Studium machte er nun seinen Lebensberuf. Auf Grund einer geistvollen Abhandlung über den Traum wurde er in Tübingen zum Doktor promoviert. Der Hang seines Gemüts zu mystischen Vorstellungen hat freilich den reinwissenschaftlichen Wert seiner Studien und Darlegungen beeinträchtigt, aber daß er bei denselben stets vom Drange nach Wahrheit geleitet, von reichen Geisteskräften unterstützt war, ist auch von seinen wissenschaftlichen Gegnern stets anerkannt worden.

Aufsehen erregte er gleich mit seiner ersten polemischen Schrift „Der gesunde Menschenverstand vor den Problemen der Wissenschaft“, die 1872 erschien. Von seinen Werken sind besonders bekannt die „Entwickelungsgeschichte des Weltalls“ (1882), „Die Philosophie der Mystik“ (l885), „Justinus Kerner und die Seherin von Prevorst“ (1886), „Die monistische Seelenlehre“ (l888), „Die Entdeckung der Seele durch die Geheimwissenschaften“ (1894), „Die Magie als Naturwissenschaft“ (1899) und der 1891 zuerst erschienene hypnotisch-spiritistische Roman „Das Kreuz am Ferner“, welcher 1897 eine zweite Auflage erlebte. In diesem eigentümlichen Roman, der die Mitglieder einer Familie unter dem Einfluß der rätselhaften Erscheinungen schildert, welche der Spiritismus für erwiesen betrachtet, hat du Prel auch ungewöhnliches poetisches Talent offenbart.

Scherbenmosaik. Es heißt: „Schöne Krüglein geben schöne Scherben“. Wenn eine feine japanische Tasse zersprungen ist, so hält die Hausfrau sie nochmal wehmütig zusammen und sagt: „So war’s.“ In Holland aber haben sie eine Art, solche Scherben noch zu einer recht netten Dekoration zu verwenden; besonders die jüngeren Meisjes (Mädchen) machen das mit viel Geschick. Erst sammeln sie die kleinen bunten Scherben; ist ein Rest noch zu groß, so wird er in kleine Stücke zerschlagen; ganz kleine Muscheln und Glasperlen sind dazu verwendbar. Ist ein genügender Vorrat beisammen, so nimmt man zum Beispiel irgend ein kleines Thongefäß her, das man mit einer Schicht von Glaserkitt 1/3 bis 1/2 cm dick überzieht, welche ringsum fest anzudrücken ist. Ehe sie hart wird, preßt man nun die bunten und blaugemusterten Stückchen hinein, daß sie dicht nebeneinander zu liegen kommen; im Anpressen tritt zwischen den Kanten der Kitt ein wenig vor und bildet so eine Art Umrandung. Die kleinen flachen Muscheln und Perlen verwendet man dazwischen, wie es eben kommt, erstere mit der Wölbung nach außen. Darauf muß alles gut und fest trocknen, ehe man mit spitzem Pinsel die stehengebliebenen Ränder von Kitt vergoldet. Für kleine Gegenstände – Rauchschälchen, Außenseite einer Knäuelschale, kleine Thonvase etc. – ist diese Scherbenmosaik allerliebst; an großen Blumentopfbehältern und Vasen, die man zuweilen damit dekoriert sieht, wirkt sie etwas unruhig und kleinlich. J.     

Karbolineum ist seiner konservierenden Eigenschaften wegen beliebt, dem Pflanzenwuchs aber äußerst schädlich. In seinen Ausdünstungen kann keine Pflanze leben. Gewächshäuser, Frühbeetkästen, die mit Karbolineum angestrichen werden, sind völlig unbrauchbar, weil nichts darin gedeiht. – Auch die Spalierwände in sehr der Sonne ausgesetzten und warmen Lagen sind auf Jahre hindurch zur Bepflanzung untauglich, wenn sie mit Karbolineum gestrichen wurden. Selbst Baumpfähle soll man nicht frisch gestrichen verwenden. Erst wenn sie im gestrichenen Zustande über Winter im Freien gelegen haben, steht ihrer Benutzung nichts entgegen. Viel besser ist es aber, Baumpfähle mit Kupfervitriol oder Kreosot zu imprägnieren. Dies kann allerdings nur geschehen, solange die Pfähle noch frisch und grün sind, weil die Flüssigkeit nur dann das Zellgewebe durchzieht.

Raffen von Gardinen. Sehr elegant wirken zum Raffen der Gardinen farbige seidene Bänder oder shawlartige Streifen aus weicher indischer Seide, die in graziöser, oft rosettenartiger Schleife mit mehr oder minder lang herabhängenden Enden zu ordnen sind, und deren Farbe sich natürlich der übrigen Zimmereinrichtung harmonisch anpassen muß. Praktisch ist es, die Schleife fest zu arrangieren und das um die Gardine gelegte Band unter derselben mit Haken oder Druckverschluß zu befestigen. Bei den modernen Gardinen mit glattem oder nur wenig gemustertem Fond und schöner Spitzen- oder Bortenverzierung am vorderen und unteren Rande rafft man häufig nur den hinteren Rand durch einige Falten, die durch die Bandschleife gedeckt werden. Zuweilen läßt man derartige Gardinen auch ganz glatt niederfallen, sie verlangen dann allerdings ebenfalls glatt niederfallende Uebergardinen mit Lambrequin und können, mit Zugvorrichtung versehen, zugleich die Stores ersetzen.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 612_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0612_d.jpg&oldid=- (Version vom 15.2.2022)