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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)



Allerlei Winke für jung und alt.


Lederarbeit für ein Cigarrenetui.

Lederarkeit. Die untenstehend abgebildete Lederarbeit ist für ein Cigarrenetui bestimmt. Das zur Verarbeitung für die Hülle dienende Leder wird mit Seide abgefüttert und bis auf den geschweiften oberen Rand zusammengenäht. Ein zweites ebensolches Lederteil wird etwas kleiner geschnitten und, nachdem es zusammengenäht ist, in das erste Teil geschoben. So hat man ein Etui, wie es allgemein von den Herren gern geführt wird.

Das Muster ist in getriebenem Lederschnitt gearbeitet und mit Wachs unterkittet. Der Grund ist mit dem Platinastift gebrannt, was durch den dunklen Ton gut wirkt und sehr viel rascher geht als das mühsame Punzen.


Malerei auf Glanzleinwand für eine Schreibmappe.

Malerei auf Glanzleinwand. Die Leinwand, aus der man unsere bedruckten Bucheinbände herstellt, wird neuerdings auch glatt als Einband für Mappen, Notizblocks etc. verarbeitet und bietet so ein neues Feld für den Liebhaberkünstler. Am besten sieht darauf die Art von Malerei aus, die sich dem Druck etwas nähert, entweder ganz in Schwarz, als Silhouette wirkend, oder mit gleichmäßig aufgetragenen Deckfarben, stark konturiert. Die Umrisse zeichnet man nach dem Uebertragen durch Rötelpapier am besten zuerst mit nicht zu spitzer Feder in Tusche auf und füllt dann mit dem Pinsel die Flächen. Bei unserer Vorzeichnung für eine kleine Schreibmappe würden die Blätter und Stiele der Brombeerranke gleichmäßig schwarz zu decken sein, nur die Hauptadern der Blätter müßten ausgespart werden. Die Blüte ist schwarz zu zeichnen und mit weißer Oelfarbe fein zu decken; Wasserfarbe wird im Gebrauch leicht schmutzig. Firnis ist nicht nötig, der matte Ton der Tusche steht gut auf dem Leinwandgrund, doch kann man die Fläche auch leicht mit einem Lack übergehen, um die Malerei zu schützen. J.     

Hyazinthenzwiebeln. Jeder kennt die früh getriebenen Hyazinthen aus den Gläsern, die, kaum aus der Zwiebel geschlüpft, sofort aufblühen, rund und dick werden und das Streben nach oben ganz vergessen. So werden sie, wenn man die Zwiebeln zu früh dem Licht aussetzt; abzuhelfen ist durch eine kleine, etwa 15 cm hohe, spitze Tüte von dünnem Karton, die in Blumenläden zu haben, aber auch leicht selbst anzufertigen ist. Diese stellt man die erste Zeit über die junge Pflanze auf dem Glas und nimmt sie erst weg, wenn der grüne Trieb sich schon kräftig entwickelt hat.


Papierständer für den Schreibtisch. Im Gegensatz zu den üblichen kleinen Kästen mit mehreren Abteilungen bietet diese Form mit offenen Fächern den Vorteil, daß hier keine Beschränkung in Bezug auf Format der Papiere stattfindet. Wo ähnliche Formen nicht vorrätig sind, findet sich wohl ein Liebhaberkünstler mit der Laubsäge, oder der Buchbinder stellt sie aus Karton, Holzpappe etc. her. Die Verzierung ergiebt der Brandstift, Motive in entsprechender Größe finden sich reichlich in den „Liebhaberkünsten“ oder in illustrierten Blättern. Unsere kleine Landschaft ist in den natürlichen Farben gedacht, die Stämme und Blätter im Vordergrund sehr dunkel, die Blüten hellgelb oder rötlich, die Ränder braun. J.     

Papierständer.


Seidenes Opernguckerfutteral. Aus irgend einem hellen, hübsch gemusterten Stück Seidenstoff von etwa 20 cm Breite und 38 cm Länge wird eine Art Beutel folgendermaßen gebildet. Man näht am linken Längsrande einen nach innen umgebogenen Saum, legt dann den Stoff in der Mitte seiner Länge zusammen und schließt ihn durch zwei Nähte ab, eine, welche die aufeinandergepreßten Ränder der Breitseiten verbindet, und eine an den unteren, mit dem Saum korrespondierenden Rändern. Nun trifft man mittels zweier Seidenbänder, etwa 3 cm breit und 70 cm lang, deren Enden man zu beiden Seiten des Täschchens annäht, die Einrichtung zum Tragen wie zum Auf- und Zuziehen desselben. Es bietet gerade Raum für den Operngucker, das Theaterbillet und vielleicht ein Flacon oder Bonbondöschen.

Opernguckerfutteral aus Seide.


Deckchen in ausgesparter Leinenstickerei.

Ausgesparte Leinenstickerei. Wie sehr man mit einfachen Mitteln große Wirkungen erzielen kann, ersieht man einigermaßen aus der rechts obenstehenden, nach einem Modell angefertigten Abbildung. Die Vorlage besteht aus weißem altdeutschen Leinen, die Konturen sind mit dunkelgoldgelber Seide in Stielstich ausgeführt, die Füllungen des Zwischengrundes mit hellgoldgelber Seide in Zierstichen. Das eigentliche Muster ist völlig ausgespart und hebt sich mit seinen weißen Flächen von dem gestickten Grunde ab. Man fertigt zuerst die Stielstichumrandung der einzelnen Figuren und beginnt dann an einer Ecke die Zwischenflächen auszusticken. Hierfür legt man jedesmal 3 Fäden über 6 Webefäden hinweg eng aneinander, läßt dann einen gleichgroßen Raum und stickt nun die zweite derartige Figur. Bei jeder ferneren Reihe werden diese Stichmuster schachbrettartig versetzt. Ein ziemlich breiter Hohlsaum ergiebt den äußeren Abschluß des hübschen Deckchens.


Schürze für zehn- bin zwölfjährige Mädchen.

Schürze für zehn- bis zwölfjährige Mädchen. Die Schnittmuster, Figur 1 bis 3, zeigen den Latz (Figur 1), die Schulterverzierung (Figur 2) und den Gürtel zur Schürze, deren unterer Teil 64 cm lang und 122 cm weit zu schneiden ist. (Stoff für zwei bis drei Fältchen und Saum ist zuzugeben.) Am oberen Rande wird der Stoff nach der Mitte zu bis auf 59 cm Länge abgeschrägt, eingekraust und zwischen die doppelte Stofflage des nach Abbildung 3 herbestellten Gürtels gesteppt. Der Latz (das Schnittmuster zeigt wie beim Gürtel die Hälfte, die punktierte Linie ist die Mitte) ist an der Linie *** auf jeder Seite in zwei Fältchen zu legen und hier, X auf X treffend mit dem Gürtel zu verbinden. Den Achselteilen näht man bei der Linie oooo 54 cm lange, 5 cm breite Achselbänder an, die in der hinteren Mitte gekreuzt am Gürtel anzuknöpfen sind. Nach Figur 2 ist ein sehr hübscher Garniturteil herzustellen, aus doppeltem Stoff, beliebig durch Stickereieinsatz, aufgesteppte Streifen oder Zierstiche geschmückt und an den Außenrändern mit Stickerei besetzt. Der gebogene Rand wird von * bis : den gleichen Zeichen am Latz aufgesetzt, von : bis X den Achselbändern; von links angenäht – nach rechts umgeschlagen. A. H.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 740_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0740_a.jpg&oldid=- (Version vom 22.6.2022)