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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

zahlreichen Illustrationen ausgestattet worden. In eine noch ältere Geschichtsperiode greift A. Kleedehn zurück, der uns in dem Roman aus der Hohenstaufenzeit „Die Geschwister von Neuffen“ (Dessau, A. Haarth) die Kämpfe zwischen den Ghibellinen und Welfen heraufbeschwört, insbesondere die Zeit der Eroberung von Weinsberg durch Konrad III. Die Gesckwister von Neuffen sind zwei Brüder aus dem stolzen Rittergeschlecht, das damals auf dem Hohenneuffen, der ältesten und stärksten Burg im Schwabenlande, saß.

Diese Burg Hohenneuffen ist seit Jahr und Tag der Gegenstand eifriger Durchforschung seitens des Württembergischen Landeskonservators Eduard Paulus, in welchem das Schwabenland einen poetischen Verherrlicher besitzt, der zugleich als einer der gründlichsten Kenner seiner glanzvollen Geschichte gilt. Unter dem Titel „Der Alte vom Hohen-Neuffen“ reicht der Dichter dem deutschen Volke einen vollen Strauß neuer Berglieder, deren herbkräftiger Duft von ganz eigenartigem Reiz ist. In einzelnen dieser Lieder läßt er die Vorzeit der großartigen Burgtrümmer des Neuffens lebendig werden, dessen Entstehung er in die Zeit des Gotenkönigs Theodorich zurückverlegt.

Photographie im Verlage von Franz Hanfstaengl in München.
Bei der Kräutlerin.
Nach dem Gemälde von J. Gisela.

Im Cottaschen Verlag, wie dieser Band, sind auch die „Lieder eines Zigeuners“ von Georg Busse-Palma erschienen, einem jüngeren Bruder von Carl Busse, der diesen schwung- und temperamentvollen Poesien eine Einleitung vorausgesandt hat. Die so schnell zu allgemeiner Anerkennung gelangten, schon früher hier besprochenen „Gedichte“ von Anna Ritter liegen bereits in 5. Auflage vor. Von idealer Gesinnung beseelt sind die formenschönen „Gedichte“ von Albert Geiger, die im gleichen Verlag wie die vorstehenden erschienen sind. Die „Neuen Gedichte“ von Emil Rittershaus und die „Gedichte“ von Ernst Scherenberg, beides Sammlungen, die so vieles enthalten, was die Poesie des deutschen Familienlebens wiederstrahlt und zuerst in der „Gartenlaube“ ans Licht trat, wurden in neuer Bearbeitung und sehr gefälliger Ausstattung vom Keilschen Verlag zum sechsten Male herausgegeben. Das gleiche erfreuliche Schicksal erlebte im Cottaschen Verlag „Ein deutsches Hausbuch“ von Oskar von Redwitz, in welchem echter Patriotismus und warmes Familiengefühl ebenfalls eine wahrhaft herzerhebende Sprache führen. Begeisterte Vaterlandsliebe belebt auch die Dichtungen „Unter dem Zollernaar“ von Otto Franz Gensichen (Berlin, Alexander Duncker). Die neuen vermehrten Auflagen der Gedichte von H. BulthauptDurch Frost und Gluten“ (Oldenburg, Schulzesche Hofbuchhandlung) und der „Neuen Balladen“ von Heinr. Vierordt (Heidelberg, C. Winter) bestätigen die erfreuliche Thatsache, daß auch diese Dichter den verdienten Erfolg finden. Bei E. L. Kling in Tuttlingen erschienen die Gedichte „Rosen und Dornen“ von Paul Cornel, aus dessen Nachlaß herausgegeben von Herm. Kloß. Die Herausgabe dieses Bandes ist nicht nur ein schönes Denkmal der Freundschaft; er verhilft auch einem wirklich talentvollen Dichter von echtem Patriotismus und volkstümlichem Wesen zur Anerkennung. Die „Hundert Kinderlieder“ von Johannes Trojan (Berlin, Freund u. Jeckel) und „Kinderlieder und Reime“ von Julius Lohmeyer (Leipzig, Th. Grieben) verdienen im Familienkreise ein herzliches Willkommen. Den Freunden der lyrischen Poesie seien weiter empfohlen die „Dichtungen“ von Herm. Krone (Halle, O. Hendel), „Leuchtende Tage“ von L. Jacobowski (Minden, J. C. C. Bruns). Sanges- und hoffnungsfrohe Jugend äußert sich in dem Musen-Almanach Berliner Studenten für das Jahr 1900 „Dem neuen Jahrhundert“ (Berlin, H. Walther). Die Auswahl der Werke Julius Mosens, die Dr. Max Zschommler in vier Bänden herausgegeben und mit einer Lebensgeschichte versehen hat (Leipzig, A. Strauch), ist des Dichters würdig, dem die Nation die genialen Epen „Ritter Wahn“ und „Ahasver“ verdankt. Wie dieser Sammlung wünschen wir der 3. verbesserten und vermehrten Auflage der „Gesammelten Werke des Grafen Adolf Friedrich Schack“ in 10 Bänden, mit ihrem Reichtum bedeutender Dichtungen jeden Genres, weiteste Verbreitung.

Echt poetische Anschauungskraft offenbart die geschichtliche Schilderung „Paris 1870/71“ von Karl Bleibtreu, die mit Illustrationen von Chr. Speyer bei C. Krabbe in Stuttgart erschien. Heinrich v. Sybels längst anerkannte klassische „Geschichte der Revolutionszeit“ hat bei Cotta eine wohlfeile Ausgabe erfahren, die das bedeutende Werk weiteren Kreisen zugänglich macht. Wahrhaft lebensvolle Darstellung und klare Uebersichtlichkeit zeichnet die „Preußische Geschichte“ von Hans Prutz aus, von welcher im gleichen Verlag die ersten 2 Bände

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 833. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0833.jpg&oldid=- (Version vom 2.6.2023)