Seite:Die Geschichte der Herrschaft Eisenburg Ludwig Mayr 088.jpg

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Briem, dem sie genannte Messe verleihen wollen, sein eigen Haus dahier zu derselben schenkt, das er um 150 fl erkauft hat (Sta. 360. 3). Rptl. O. 332 bemerkt zu derartigen Stiftungen ganz richtig, daß nicht immer bloß der Glaube an die Verdienstlichkeit allein maßgebend gewesen sei und der Wunsch nach Mehrung des Gottesdienstes, sondern auch daß die Stifter, indem sie das Besetzungsrecht in der Regel sich selbst und ihrer Familie vorbehielten und den künftigen Bewerbern aus ihrem Geschlecht den ersten Anspruch, den Mitgliedern ihres Hauses, die sich die Bildung ihrer Zeit aneignen wollten, ein bescheidenes Auskommen in geachteter Stellung verschaffen wollten. Auch der Stolz, einen eigenen Kaplan zu haben, spielte eine Rolle – die, setzen wir bei, in Memmingen ganz besonders ausgedehnten Maßstab annahm, zu einem krassen Ueberfluß an Geistlichen führte, was mit Schuld war (durch die damit verbundenen Auswuchse), daß Memmingen im Zeitalter der Reformation eine gewichtige Rolle spielte.

Der hier auftretende Hans Spon von Sponheim, welchen Geschlechtes Wappen (blauer Sparren auf weißem Grund) in der Funk’schen Kapelle der Martinskirche noch erhalten ist (auch eine Grabplatte dortselbst zeigt ein Sättelin- und ein Sponsches Wappen), wird weiterhin als Ritter Hans noch von sich reden machen.

Zwischen diesen frommen Stiftungen also ein kleiner Todschlag – was tuts? Wie aus dem Kaufbrief hervorgeht, hatte der Müller in Amendingen das Recht des Bauholzbezugs aus den Settelinschen Waldungen. Die Mühle gehörte seit 1464 dem Ulrich Schupp von „Buchshain“, welcher sie mit aller Gerechtigkeit und Zugehörde als Lehen des Paulin Stebenhaber um 646 Hell. von der alten Müllerin, des Dietzen von Höhenrain Witwe, bei welcher Familie die Mühle seit 1426 gewesen, käuflich erworben hatte. Joß scheint in der Abgabe von Zimmerholz sparsam gewesen zu sein, worüber es zur Klage kam. Am St. Lucientag 1469 erging ein Urteil des Stadtammanns Ehrhart Vehlin und des Dreizehnergerichts dahin, daß sich Joß dieser Verpflichtung nicht entziehen könne. Der Handel führte zu erbitterten Auseinandersetzungen, so daß schließlich der Junge des Müllers, Martin, von Joß dem Jungen eines schönen Tages totgeschlagen wird, indes der frumbe alte Settelin den Müller Simon Schupp in den Turm setzt. Am Freitag nach Judika 1475 verträgt Bürgermeister und Rat der Stadt Memmingen den Bruder des Täters, Johann Eberhard, mit der Familie Schupp und deren Helfern Hans Boler zu Frechenrieden, Jörg von Berg, Jörg von Westernach, Bernhard Schaflitzl, Heinz

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_088.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)