Seite:Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit 2 Bd. 35 (1891) 10.jpg

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Körper sich auf den Boden und fingen an, sich in Demuth zu begrüßen; der Sohn demüthig und reuevoll, die Mutter bereitwillig zu verzeihen. Stets blieb zwischen beiden von nun an das unauflösliche Band eines dauernden Friedens.

9838. Nicht lange nachher wurde sie ihres einzigen Sohnes beraubt, dem Otto der Dritte, der Sohn der Griechin, folgte. Da sie während langer Zeit von wiederholten Schlägen also heimgesucht wurde, läßt es kaum einzeln sich aufzählen, wie viele und wie arge Widerwärtigkeiten nach ihres Sohnes Tode für sie auf einander folgten. Es war zwar jene griechische Kaiserin für sich und andere in vieler Beziehung von Nutzen und von der besten Gesinnung, aber der kaiserlichen Schwiegermutter trat sie einigermaßen entgegen. 991Zuletzt aber, als sie von einem gewissen Griechen[1] und anderen Schmeichlern sich rathen ließ, stieß sie mit einer entsprechenden Handbewegung die drohenden Worte aus: „Wenn ich noch ein Jahr lebe, so soll Adalheida von der ganzen Erde nicht mehr regieren, als man mit der Hand umspannen kann.“ Diese unvorsichtige Aeußerung machte die göttliche Strafe zur Wahrheit. Denn noch ehe vier Wochen vergangen waren, mußte die griechische Kaiserin von dieser Welt15. Juni Abschied nehmen, die Kaiserin Adalheida überlebte sie und verblieb im Genusse ihres Glückes. Sie verharrte darin, die Wechselfälle dieser Erde zu beklagen und zu beweinen, ließ aber doch dem römischen Reich nothgedrungen ihre Sorge angedeihen. Otto der Dritte aber, der Sohn ihres Eingeborenen, von den Fürsten des Reiches mit dem besten Erfolge und in allen Ehren erzogen, benahm sich nicht anders gegen sie, als ihr und ihm geziemte. 996
21. Mai
Deshalb erlangte er durch die Verdienste seiner Großmutter und die Thätigkeit der Fürsten die römische Kaiserwürde.


  1. Johannes aus Calabrien, Philagathus genannt, 988 zum Erzbischof von Piacenza erhoben, 997 durch Crescentius zum Gegenpapst als Johannes XVI, 998 durch Otto III gestürzt.