Seite:Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit 2 Bd. 35 (1891) 17.jpg

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17. 999Von da begab sie sich nach Genf[1], um das Heiligthum des siegreichen Märtyrers Victor zu besuchen, und ging dann nach Lausona[2], wo sie das Andenken der Gottesgebärerin andächtig verehrte. An diesen Orten von dem Könige[3] und den Bischöfen, ihren Neffen nämlich, mit aller Ehre in Empfang genommen, kam sie weiter an einen Flecken Namens Urba[4]. Hier verweilte sie einige Zeit und theilte nach Vermögen Armen und Elenden, die herzukamen, das Nöthige aus. Während sie dann mit dem Könige und den Fürsten die Angelegenheiten des Vaterlandes, des Friedens und der Schicklichkeit verhandelte, sandte sie von dort den heiligen Stätten vielfache Weihgeschenke von mancherlei Art. Denn wo gab es eine Kirche oder ein Mönchskloster, durch Verwandtschaft oder Nachbarschaft ihr verbunden, die nicht Begabungen und Gastgeschenke erhalten hätten? Ich will von vielem nur weniges anführen; zu eben der Zeit, als ihr Sterbetag schon bevorstand, bedachte sie noch den seligsten Vater Benedict durch Geschenke, die zwar gering aber doch von eigenthümlichem Werth waren, desgleichen auch den mit der himmlischen Krone schon geschmückten Vater Majolus, gesegneten Andenkens[5], den sie, so lange er im Fleische wandelte, vor allen Sterblichen aus seinem Orden geliebt hatte. Denn sie vergaß nicht das Kloster Cluniacus[6], das ihr so nahe stand. Um das Kloster Martins[7], des seligsten Bekenners Christi, wieder herzustellen, das kurz zuvor von einer Feuersbrunst verzehrt war[8], überschickte sie eine nicht geringe Summe und zur Verherrlichung des Altars ein Stück vom Mantel ihres einzigen Sohnes, des Kaisers Otto.

18. Um aber ihre so liebevollen Worte an den nicht zu vergessen, der mit der Ueberbringung beauftragt war, so sprach


  1. Genevensem urbem.
  2. Lausanne.
  3. Rudolf III von Burgund.
  4. Orbe.
  5. Er starb am 11. Mai 994.
  6. Cluny.
  7. In Tours.
  8. 997, d. 25. Juli.