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Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, M-Z

und Kenntnissen, die sich für ein Mädchen gebildeten Standes eignen, unterrichtet wurde; Musik ausgenommen, für die sie weniger Sinn und Talent hatte. Dieser Unterricht wurde bis zu ihrem 16ten Jahr fortgesetzt. Der Tod ihrer Mutter legte ihr die Pflicht auf, die Sorge für das Hauswesen und die jüngern Geschwister zu übernehmen, und sie konnte an höhere geistige Ausbildung, so manches ihr auch noch fehlen mochte, nicht mehr denken: denn kaum blieb ihr so viel Zeit, sich ferner in der Malerei, die sie besonders liebte, zu üben. Bald wurde sie auch dieser überdrüßig, und wenig fehlte, daß sie sich einer gänzlichen Geistesunthätigkeit überließ. Aber auf einmal fühlte sie einen Drang, sich aus dieser Trägheit emporzuheben. Sie hatte stets eine gewisse Vorliebe für die Dichtkunst gehegt, ohne den Gedanken eines Versuchs zu fassen. Jetzt aber winkte ihr die Muse als eine freundliche Spenderin von Erholung, Labung und Trost in manchen trüben Stunden. Sie machte sich mit Eifer und Fleiß mit den Grundsätzen der Poesie bekannt und versuchte sich in kleinen Gedichten, und immer mehr stieg ihre Liebe zu der ihr Leben erheiternden Göttin. – Sie lebt in Mannheim, und mehrere ihrer Versuche sind in der Charis aufgenommen.

§. §. Beiträge:

In d. Charis, Jahrg. 1822. Nr. 45. Ermuthigung, Ged. Nr. 54. Mein Stern, Ged. Nr. 79–87. Marie, eine Erzählung in Briefen. – 1823. Nr. 82. Die Gewitternacht, ein Gedicht.

Stephanie, unter diesem angenommenen Namen dichtet Kathinka Halein, s. d. Art. im Nachtrag.

Empfohlene Zitierweise:
Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, M-Z. F. A. Brockhaus, Leipzig 1825, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_deutschen_Schriftstellerinnen_(Schindel)_II_341.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)