Seite:Dillenius Weinsberg 075.png

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Bürgern annehmen. Sollte es aber doch geschehen, so sollten sie Macht haben, dieselbe in oder außer der Stadt wegzunehmen, jene aber die Kosten tragen.

5) Sollen alle Einwohner im Grunde, auf den Weihern und vor den Thoren den Herren von Weinsberg mit Frohnen, Beet und Steuern verbleiben, die Stadt aber Nichts mit ihnen zu schaffen haben.

6) Sollen die Bürger in Weinsberg nirgends als in der Kelter der Herren von Weinsberg ihren Most machen.

7) Sollen die Letzteren das Gericht und Schultheißenamt hälftig besetzen und ihnen auch

8) die Pfarrei und Stiftungen in der Stadt zustehen (Jäger n. Öhring. Arch. Urk.)

Kein Wunder, daß die Stadt, welche solche Beeinträchtigung ihrer Freiheiten erfahren mußte, Alles anwendete, das unverschuldet Verlorene wieder zu gewinnen, besonders da sie den vom Pabst Johann XXII. auf ihren Zwingherrn Konrad, als Anhänger K. Ludwigs 1324 geschleuderten Bannstrahl theilen mußte (s. ob. dieses Jahr u. Anm.), von welchem sie erst nach dem Tode Konrads (1333) und K. Ludwigs (1347) mit der Wittwe Konrads 1348 vom Pabst Clemens VI. losgesprochen wurde.

1312 kommen zum erstenmale Weinberge vor. Konrad Hornich von Weinsberg schenkt dem Kloster Schönthal Weinberge auf dem Nordberg (Jäger, Heilbr. p. 80). Das Kloster hatte übrigens nach der Chronik v. Schönthal schon in Mitte des 12. Jahrhunderts so viele Weinberge in der Umgegend, daß es einen Bürger von Heilbronn mit seinem Überfluß belehnte.

1319. 1. Dec. verpachtet das Kloster Schönthal für jährlich 2 Pfd. Hllr. 1 Morgen Weingarten im Schimmelsberg und ½ Mrg. in der Ranzenhalde.

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Ehe wir jedoch berichten, welche Mittel die Stadt gegen die Dynasten anwendete, haben wir das über die Jahrgänge von 1312 an Aufbewahrte einzuschieben.

1312 und 1313 Hungersnoth und Pest allenthalben (Crus.). Wein erfroren.

1314 war ein solcher dürrer Sommer, daß es in 13 Wochen nicht geregnet; wodurch die Früchte und Weinberge ausgedorrt und eine große Theurung erfolgt, also daß, was damals unerhört war, 1 Scheffel Dinkel auf 1 Pfd. Hlr., d. i. 43 kr., gekommen. Darauf dann auch ein mächtiges Sterben eingefallen (Steinhofer). Zu Cöln z. B. starben nach Crusius 30,000 Menschen.

1315 dagegen regnete es fast den ganzen Sommer, was wieder Hunger und Pest zur Folge hatte (Crus.).

1316 und 1317 war abermals ein theures Jahr, weil es einen tiefen Schnee gegeben, der langsam abgegangen, worunter die Früchte erstickten. Fast kein Wein. Der Scheffel Dinkel kam auf 1 fl. 35 kr., und weil man solchen im Land nicht haben können, hat man ihn von Worms herbringen müssen.

1318 und 1319 dagegen ist Frucht und Wein so wohl gerathen, daß der Scheffel Dinkel wieder gar wohl um 9 kr., der Eimer Wein um 1 Reichsthaler zu bekommen gewesen (Steinhofer).

1320 war ein schlecht Regenjahr, daß die Früchte niedergefallen und taub worden sind, welches eine siebenjährige Theurung verursachte. 1 Scheffel Dinkel galt im ersten Jahr 25 kr. 4 Hllr. und im siebenten 1 fl. 36½ kr. Wein sauer. Preis 1 Pfd. Hllr., d. i. 43 kr. (Steinhofer.)

1321 und 1322 sehr nasse Jahre.