Seite:Dillenius Weinsberg 092.png

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das Städtchen Knittlingen, Besigheim und Löwenstein belagert, beschossen und eingenommen waren, ging es zu Ende des Herbstmonats vor Neuenstadt und Weinsberg, Stadt und Burg.

Während der kurzen Belagerung des benachbarten Neuenstadt, dessen Besatzung darauf gerechnet hatte, daß der Herzog Weinsberg zuerst angreifen werde und die deßwegen überrascht sich nicht lange hielt, streiften die Württemberger eines Montags früh bis vor die Thore von Weinsberg, nahmen eine Heerde von 263 Stücken Rindvieh weg und brachten solche nebst mehreren erbeuteten Pferden ohne Eines Mannes Verlust in ihr Lager vor Neuenstadt. Die Besatzung und Bürgerschaft Weinsbergs, welche dieses zu verhindern suchten, hatten einen Verlust von 40 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen.

So wie Neuenstadt sich ergeben hatte, wurde Weinsberg berannt, eingeschlossen und nach dem Bericht des Zeugwarts Johann Glaser von Urach, der diesen Feldzug in drolligen Reimen beschrieb (s. Jäger, Burg Weinsberg p. 58 fg. und Anhang. Lieder. 3), die Burg mit 21 Stück groben Geschützes so beschossen, daß ein Thurm, die Mauer bis an den Graben, der sogenannte Mantel und das Ritterhaus zusammenstürzten. Nun wurde gegen die Stadtthore geschanzt, die Brunnen wurden abgegraben und Feuerbrände in die Stadt geworfen. Dieß hatte die Wirkung, daß die Besatzung einen Waffenstillstand verlangte, der für die folgende Nacht ausgerufen wurde.

Die Besatzung von Möckmühl, welche Nichts hievon wußte und am folgenden Morgen frühe ausgerückt war, um die Belagerer zu überfallen, wurde von der gerade die Wache haltenden Uracher und Rosenfelder Miliz übel empfangen und nicht nur zurückgeschlagen, sondern auch bis an den Stadtgraben von Möckmühl verfolgt, wobei ihrer Viele erstochen wurden. Erst in der 3ten Woche der Belagerung ergab sich Weinsberg und erhielt eine starke württemb. Besatzung.

Trotz aller Bemühungen der Pfalz blieb Stadt und Amt Weinsberg mit der wieder ausgebesserten und befestigten Burg, nebst den übrigen eroberten Oberämtern Maulbronn, Besigheim, Neuenstadt und Möckmühl (nebst Gochsheim und der Grafschaft Löwenstein) auch nach dem Frieden von 1505 im Besitze von Württemberg, und

1512 verzichteten in dem am Samstag nach Martini zu Urach geschlossenen Vertrage die Pfalzgrafen Ludwig und Friedrich, Söhne des Churfürsten Philipp, gegen 50,000 fl., die er ihnen bezahlen ließ, auf Alles, was Herzog Ulrich in diesem Kriege erobert hatte.

So war Weinsberg zum Erstenmale unter Württembergische Herrschaft gelangt.

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Wir haben nun noch das Merkwürdigere von Naturereignissen, Witterung, Fruchtbarkeit u. s. w. aus der pfälzischen Periode nachzuholen, so viel sich in den Chroniken von Crusius, Steinhofer und Anderen finden läßt.

J. 1450–1512.

Im Jahre 1452 regierte abermals in ganz Deutschland die Pest. (Steinh.) Kalter Winter.

1453 ist ein ungeschlacht Jahr gewesen, da wenig Frucht und Wein gewachsen und Beides in hohen Preis gekommen (id.).

1454 war abermals naß und unfruchtbar, darin die Frucht genau