Seite:Dillenius Weinsberg 189.png

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welcher Herzog Carl ein scharfes Decret in sein Land ergehen ließ, sich auch im benachbarten Weinsberg, wie bei anderen württemb. Unterthanen, Anhänger zu erschaffen und ihnen Geld abzuschwatzen wußte, – Jäger, Gesch. der Stadt Heilbronn, p. 263 – ist um der Nähe willen nicht unwahrscheinlich, kann aber nicht sicher ermittelt werden. Auf die Klage des Herzogs bei dem Rath Heilbronn wurden die Anführer eingethürmt und mit ihrem Anhange verjagt.

1781. Bei einem anhaltend warmen, gewitterreichen Sommer gab es nicht nur sehr vielen, sondern auch guten Wein. Weinrechnung, offic. vom 29. Nov. 34 fl. per Eimer, anderswo 20 fl. – Heu- und Getraide-Erndte gut. Brodtaxe: August 11 kr., October 12 kr. – Am 5. Decbr. Erdstöße – unschädlich.

1782. Der nach dem, zu Neuenstadt im J. 1781 erfolgten Tode der Prinzessin Friederike von Württemberg-Neuenstadt, dem regierenden herzoglichen Hause als Familiengut heimgefallene Weissenhof bei Weinsberg mit 270 Morgen Gütern wurde in diesem Jahre zum erstenmale von der Kellerei Weinsberg verpachtet.

Im März wurden die der Stadt gehörigen, einige Zeit her meist öde und wüst gelegenen Rappenwaidegüter, 48²⁄₄ Morgen, und 1 Morgen Stadtacker um 1663 fl. 30 kr. an den Hospitalbeständer Kolb verkauft. Kolb wurde sofort mit Weib und Kindern in’s Bürgerrecht aufgenommen und erhielt zu Erbauung eines Hauses und einer Scheuer, denen vom Magistrat der Name Rappenhof beigelegt wurde, eichene Schwellen aus dem Stadtwalde. Vom Erlös wurde ein bleibendes Kapital von 1000 fl. für die Stadt angelegt und der auch sonst vielfach um die Stadt verdiente Oberamtmann Fetzer erhielt für seine vielen Bemühungen mit höchster Genehmigung 4 Ducaten aus der Stadtkasse.

Der am 25. August durch Blitzstrahl abgebrannten Stadt Göppingen wurden am 4. September durch einen eigenen Wagen 2 Eimer 81er Wein und das Mehl von 10 Malter Früchten geschickt. Das Rathhausthürmchen wurde in diesem Jahr reparirt. – Ertrag des Herbstes ziemlich viel, aber Qualität gering. Weinrechnung, offic. vom 29. Nov. 12 fl. 48 kr. Anderswo bis 17 fl. Obst gab es nicht viel. Heu und Frucht geriethen besser. 1 Schffl. Dinkel galt zwischen Martini und Lichtmeß 3 fl. 30 kr. Brodtaxe im September 13 kr., November 14 kr. – Seelenzahl in diesem Jahr 1314.

1783. Bauten: Im Januar wurde mit einem Pflästerer accordirt, unter der Glückenhälden nach einem Steinbruch von harten Kalksteinen, zum Pflästern und zu Wegen nöthig, zu suchen. – Im Mai wurde aus Veranlassung des Göppinger (und Neuenbürger) Brandes beschlossen, da die vorhandenen 2 einzigen Thore nicht genügen, oben beim Kirchhof ein Loch in die Mauer zu brechen und ein Noththor einzusetzen; daher die noch jetzt übliche Benennung „Feuerthor“. Der Beschluß wurde im Juni folgenden Jahres abgeändert und ein solches Thor in die untere Stadtmauer, unweit des Säuthurmes, hier Kühthurm genannt, eingesetzt. Das obere Feuerthor (bei der Kirche) wurde erst später, im Jahr 1811, doch auch ausgeführt, s. unten. Zugleich wurde dem Stadtschreiber Zeller gestattet, in seinem Garten hinter seinem Hause (jetzt Diaconathaus) eine Öffnung machen und eine starke Thüre einsetzen zu lassen, mit der Bedingung, daß er den Schlüssel wohl verwahre und keinen Mißbrauch gestatte.

Jahrgang: warmer Frühling; heißer und gewitterreicher Sommer. Besonders starker Höhenrauch um den 19. Juni bei schwüler Hitze. Viel Obst und Getraide. Treffliches Weinjahr. Nicht nur reichliche Menge, sondern auch ausgezeichnete Güte.