Seite:Dillenius Weinsberg 191.png

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Jahrgang: Strenge Kälte vom November vor. Js. bis in den März dss. Js. Erfrieren der Reben und Obstbäume. Sommer kühl und regnerisch. Verderbliches Hagelwetter in Weinsberg am 20. Juni. Überschwemmung bei Heilbronn. Mißrathen von Frucht und Wein. Herbstertrag weder reich noch gut. Preise des Weins 24–25 fl.

1790. Januar. Der Magistrat nimmt 8–9000 fl. zu Früchteeinkauf auf, weil der vorjährige Wetterschlag eine Theurung veranlaßt hatte. Im Febr. Abgabe dieser Früchte an die Bürger gegen 6 fl. 24 kr. für Dinkel, 12 fl. für Roggen, 16 fl. für Kernen, 12 fl. für Erbsen per Schffl. Im März erhält die Stadt wegen dieses vorjährigen Wetterschlages 830 fl. Steuernachlaß. Juni. Vierwöchiges Trauerläuten wegen Kaiser Josephs II. Tod. – Jahrgang: Winter mild, im Januar schon begannen die Bäume zu blühen. Sommer warm, Erndte gut. Brodpreise: 8 Pfd. Januar 20 kr., März 21 kr., April 23 kr. Nach der Erndte August 19 kr., September 18 kr., October 17 kr., November wieder 18 kr. Herbst: Bei etwas mehr als mittelmäßigem Ertrag ein gut Gewächs. Weinrechnung offic. v. 29. November 28 fl. per Eimer. – Seelenzahl in diesem Jahr 1348.

1791. Die bisherigen Allmandplätze an der Chaussee unter dem Schemmelsberg werden zu den Weinbergen hinzugefügt und am Chausseegraben mit Mauern versehen.

Herbstertrag in Folge von Frühlingsfrost wenig. Qualität wegen später folgender naßkalter Sommerwitterung nur mittelmäßig. Weinrechnung, officielle per Eimer 30 fl., anderswo bis 36 fl. Obst mißrieth. Getraide-Erndte nur ziemlich gut. Reiche Kartoffelerndte. Brodtaxe: Januar 16 kr., Februar 15 kr., Mai 14 kr., Juni 16 kr., nach der Erndte: August 13 kr.; September 12 kr.

1792. Der Revolutionssturm von 1789 und seine Folgen brachten am 27. Febr. dieses Jahres 400 emigrirte Franzosen, ausgewanderte Edelleute, nach Heilbronn, welche im benachbarten Flein und Böckingen untergebracht wurden, hernach Anfangs März weitere 1500 Mann, welche Alles baar bezahlten und gute Mannszucht hielten. Vereinigt unter dem Prinzen von Condé – daher auch Condéer genannt – wollten sie unter der weißen Fahne Frankreich wieder erobern. Von Heilbronn aus zogen sie über Weinsberg in das benachbarte Hohenlohe-Waldenburg, dessen Fürsten eine treue Anhänglichkeit an das bedrängte Haus Bourbon bewährten und die Emigrirten gastfreundlich aufnahmen. Hier organisirten sie sich zu einer Legion Mirabeau in Compagnieen von Jägern, Husaren, Dragonern und Chausseurs à cheval – welch letztere in der Gegend von Neudenau von einem Grafen Bissy gebildet wurden – und verstärkten sich mit 2 unter den Hohenlohern selbst angeworbenen Regimentern. Am 2. August zog dieses Corps, 1800 Mann und 400 Pferde stark, aus dem Hohenlohe’schen zurück nach Heilbronn und von da an den Oberrhein, wo sich die Schaaren der französischen Auswanderer so sehr vermehrten, daß bald hier und in den Niederlanden bei 60,000 Mann bereit standen, mit Hülfe der europäischen Mächte in Frankreich einzufallen. – 20. April Kriegserklärung der Franzosen gegen Franz II., Kaiser von Östreich. Kriegserklärung Preußens an Frankreich. 19. August Einrücken der beiden Verbündeten in Frankreich. Rückzug October. – Schon im September d. Js. verbreitete der Einfall des französischen Generals Custine mit 15,000 Mann und seine Eroberung von Speier, Mainz und Frankfurt um so mehr Schrecken in unserer Gegend, als die Kaiserlichen in Heilbronn Magazine hatten und bei der Nachricht von Custine’s