Seite:Dillenius Weinsberg 193.png

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einzurichten, für welches man in gänzlicher Ermanglung anderer Räumlichkeiten die von ihm ausgewählten Häuser, das Rathhaus, das Decanathaus, Präceptorat- und deutsche Schulhaus einräumen mußte. Es war dieß eine Abtheilung des Lazareths am Oberrhein. Unterabtheilungen desselben lagen in Neuenstein und anderen Orten der Gegend. Das Haupt-Feldspital-Commando lag in der Stadt Weinsberg. Mit ihm kam ein Feldpater mit 2 Pferden und Kalesche. – Decan Klüpfel wurde in dem besonders dazu eingerichteten Hospital-Widdumshaus, der Kellereiamtsverweser Bauer in einem kleinen Sommerstübchen des Oberaccisers v. Olnhausen’schen Hauses, die Registratur in der Oberamtei, Präceptor Benz, Collaborator Röcker in Privathäusern gegen Hauszins untergebracht. Das Ausräumen der betreffenden Häuser hatte auf Kosten der Stadt zu geschehen, welche auch 2 besonders verlohnte Wasserträger aufzustellen hatte. Die Gegenvorstellungen durch eine eigene Deputation waren fruchtlos. Die deutsche Schule war während 18 Monaten in einem Saal von Conrad Kistners vid. Haus, der deutsche Schulmeister in Conrad Bipsen Haus, Präceptor Lang bei Fabrikant Kleinknecht außerhalb der Stadt. Da gleich im März 17 Soldaten starben, so wurde der äußere Kirchhof (n. Prot. v. 10. März) durch Ankauf von 16¼ Rth. von Beck Häberlen erweitert (s. ob. 1617). – Dem Spitalcommando, Rittmeister, Hauptmann, Kriegscommissär und Stabschirurgen wurden, „um sie bei gutem Willen zu erhalten (nach Prot. vom 25. April) je 12 Flaschen Beerwein“ zum Präsent gemacht. – Vom April bis Juni sind noch 11 gestorbene kaiserliche Soldaten im Todtenbuch eingetragen, die übrigen aber nicht mehr verzeichnet und nur am Schluß von 1795 bemerkt, daß im Ganzen 120–130 k. k. östreichische Soldaten in diesem Lazareth gestorben und hier begraben seien. Erst Ende Augusts des folgenden Jahres 95 wurden die noch übrigen Kranken nach Heidelberg gebracht, das Canzleipersonale aber und die meisten Chirurgen nach Villingen verlegt.

Seelenzahl in diesem Jahr 1418. – Der Herbst dieses Jahres 1794 lieferte vielen und guten Wein. Weinrechnung, offic. 29 fl. Anderswo bis 39 fl. Auch die Erndte fiel gut aus. Dennoch war die Brodtaxe im Mai 20 kr., Juni 21 kr., August 22 kr., September 23 kr., October 26 kr., November 27 kr., December 28 kr.

1795. April. Preußen sagt sich von der Coalition los und schließt Frieden mit der Republik Frankreich. – Amtmann Ans von Prestenek kauft den Rappenhof und wird Weinsberger Bürger. – Im März dieses Jahres wurde der sogen. Güßübel am verkauften Stadtzeughaus abgebrochen und an eine Stadthütte angebracht. – 20 Mai. Plötzlicher Tod des Herzogs Ludwig Eugen in Ludwigsburg durch Schlag. – Ihm folgt sein Bruder Friedrich Eugen, 63 J. alt, Gemahl einer Nichte Friedrichs des Großen, Stammhalter des württembergischen Hauses.

Unter Herzog Friedrich Eugen 1795–1797.

Gegen Ende dieses Jahres kamen gefangene Franzosen, von den für sie unglücklichen Affairen bei Handschuchsheim, Heidelberg, Höchst, Mainz und Mannheim her, nach und durch Weinsberg und Neuenstadt. Die Durchziehenden campirten auf dem Markt und um das Rathhaus, von wo – nach den Rechnungen – „der Unrath auf öffentliche Kosten aus der Stadt geschafft wurde.“ Ein gefangener Franzose starb auf dem Rathhause und wurde, in Stroh eingebunden, auf den äußern Kirchhof gebracht. Die Bleibenden lagen im Stadtmagazin und halfen (nach Titot) die Chaussee gegen Heilbronn anlegen. Der in Mannheim gefangene französische Divisionsgeneral Montaigu und einige andere Offiziere durften in Heilbronn bleiben. Ende Decembers trat Waffenstillstand ein. Durch die Anlegung östreichischer