Seite:Dillenius Weinsberg 210.png

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den Rüstungen Östreichs einen neuen Krieg mit dieser Macht voraussah und die tapfere Vorhut der Württemberger für diesen neuen Kampf aufsparen wollte.

Jahrgang: Sommer veränderlich; abwechselnd heiß und kalt. Höchste Temperatur im August + 28 °. Sommertage 68. Niederste im Dec. − 16 °. Eistage 80. Brodtaxe Febr. 16 kr., März 17 kr., April 19 kr., Aug. 17 kr., Novbr. 16 kr., Dec. 15 kr. Weinrechnung vom 29. Nov. 20 fl. sonstwo 28 fl. Herbstertrag reichlich, weniger gut als 1807. – Seelenzahl d. J. 1,578, worunter 12 Katholiken.

1809 den 15. April erfolgte wirklich die Kriegserklärung Östreichs, das schon am 6. April mit 220,000 Mann unter Erzherzog Carl in Baiern eingefallen war. Beim Auszug des württemberg. Corps (von 13,000 Mann mit 2600 Pferden und 22 Kanonen) wurde dießmal Weinsberg nicht berührt – wie auch keine Durchzüge von dem aus dem Innern Frankreichs und aus Spanien nachrückenden französ. Heere vorkamen. Wohl aber hatten 10 Mann Veteranen von dem einberufenen Landbataillon an dem, im Juli d. J. unternommenen Zug gegen die von der neuen württemb. Herrschaft abfallenden, bis zum April d. J. deutschorden’sche Mergentheimer – und gegen die von dem Bodensee vordringenden Vorarlberger Theil zu nehmen. Die hinterbliebenen Familien der Einberufenen wurden mit wöchentlichen 4 fl. ex aerario publico, eine Braut mit 2 fl. 30 kr. unterstützt. Gegen Mergentheim marschirte ein Infanterieregiment hier durch.

April. Napoleon hatte mittlerweile mit den Württembergern und Bayern am 20. April die Östreicher bei Abensberg angegriffen und geschlagen, ebenso am 22. April bei Eckmühl. Nach dem blutigen, siegreichen Kampfe bei Ebersberg (3. Mai) – einen Monat nach dem Anfang des Krieges – zog Napoleon in Wien ein (13. Mai). Er wurde zwar von Erzherzog Carl am 23. Mai bei Aspern mit großem Verlust geschlagen (worauf eine 6wöchige Waffenruhe folgte, welche auch den siegenden Östreichern ein Bedürfniß war), gewann aber dagegen mit wieder gesammelten Kräften am 6. Juli die Schlacht bei Wagram, wornach Östreich Nichts übrig blieb als um Frieden zu bitten, welcher am 14. Oct. – unter sehr harten Bedingungen – zu Wien geschlossen wurde. Napoleon reiste am 23. Oct. über Stuttgart nach Paris zurück. Am 5. Novbr. d. J. wurde auch hier, wie im ganzen Lande, das Friedensfest gefeiert und über Luc. 2, 14. geprediget. Unsere Truppen kamen aus diesem für sie glorreichen Feldzuge erst am 7. Jan. folg. J. über Göppingen zurück.

In den December dieses merkwürdigen Jahres fällt die dem Vaterlande drohende Gefahr, seine angestammte Fürstenfamilie zu verlieren, indem Napoleon dem nach Paris eingeladenen Könige Friedrich anbot, gegen Abtretung seines väterlichen Erbes die glänzendere Krone Portugalls anzunehmen, was aber dieser eben so beharrlich ausschlug, wie er früher die Vertauschung seines Erblandes gegen das Churfürstenthum Hannover ausgeschlagen hatte.

Örtliches von 1809. Jan. Versuch des Oberamtmanns Fetzer mit Einrichtung des untern Thorhauses zu einem Arbeits- und Lehrinstitut im Wollenspinnen unter Leitung eines Spinnmeisters und Inspectors. – Nach seinem Abgang bald wieder erloschen.

Februar. Anlegung der neuen Straße nach Öhringen, in dessen Folge Abbruch des oberen Thorthurmes und des Hauses von J. G. Kolb.

März. Verkauf der unbrauchbaren Uhr des abzubrechenden oberen Thorthurms, „da die des unteren gut seie.“ – Benützung der untern Etage des Fetzerschen Hauses vor dem oberen Thore (welches wegen der neuen