Seite:Dillenius Weinsberg 218.png

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Beyttenmüller 1814–23. – Der Herbst gewährte nicht blos sehr wenig Wein in Folge von Frühlingsfrost, sondern auch herben und sauern. Weinrechnung I. Cl. 48 fl., III. Cl. 44 fl. – Niederste Temper. im Jan. − 17 °, höchste im Aug. + 26 °. Eistage (mit 0 u. − 0) hatte der Jahrgang 67, Sommertage (mit + 20 ° und darüber) 53. Der Winter war zwar nicht sehr kalt, aber durch lange Dauer ausgezeichnet. Noch zu Anfang des Mai Frost, Juni und Juli meist heiter, aber erst im August und September recht warm. Im Oktober schon empfindliche Kälte mit starken Nebeln. Brodtaxe: Januar 24 kr., März 22 kr., April 20 kr., Mai 21 kr., Juni 22 kr., Juli 23 kr., August 19 kr., Sept. 18 kr., Okt. 19 kr., Nov. 18 kr., Dez. 17 kr.

1815. Am 11. Jan. d. Js. wurde Weinsberg, wie das ganze Land durch das Manifest des Königs überrascht und erfreut, worin er, den Congreßbeschlüssen zuvorkommend, die Einführung einer landständischen Verfassung und die Vorlegung derselben bei den auf den 15. März einberufenen Ständen zusagte. Weinsberg war dabei vertreten durch Consulent Fetzer, einen Sohn des hiesigen vieljährigen Oberamtmanns Fetzer, und da Fetzer für einen andern Bezirk sich entschied, durch Stabsschultheiß Mauchard von Eberstadt (welcher die Verfassungsurkunde von 1819 unterzeichnete). Da aber die Stände auf Wiedereinführung der altwürttembergischen Verfassung beharrten, so wurde die Versammlung am 5. August entlassen. – Ihre Verhandlungen waren ohnehin, wie auch die des Wiener Congresses unterbrochen worden durch die unerwartete Rückkehr Napoleons von Elba (d. 1. März) und seinen Triumphzug nach Paris, 20. März, von wo Ludwig XVIII. nach Lille und Gent entfloh. Die noch in Wien versammelten Monarchen sprachen eine furchtbare Acht gegen Napoleon aus, erneuerten das Bündniß von Chaumont und boten eine Kriegsmacht von 1,365,000 Streitern gegen ihn auf. Der Congreß beschleunigte seine Geschäfte und beendigte sie am 11. Juni, nachdem am 8. Juni die deutsche Bundesacte unterzeichnet worden war. – Württemberg ließ zwischen dem 28. April und 10. Mai ein Heer von 29,766 Mann mit 3334 Pferden und 30 Geschützen über die Gränze gegen den Rhein rücken, welche zum 3. Armeecorps der Verbündeten unter dem Oberbefehl des Kronprinzen stießen. Auch die Aufstellung einer allgemeinen Landmiliz von 64,000 Mann wurde angeordnet. Im benachbarten Heilbronn kamen der Kaiser von Östreich und der von Rußland zu Anfang Juni’s mit dem Kronprinzen von Württemberg und den übrigen Feldherrn zusammen, um den Feldzugsplan zu verabreden. – Von hier aus kam Kaiser Franz incognito auch nach Weinsberg und besuchte mit einigen Adjutanten, worunter ein junger Graf v. Trautmannsdorf, ein Nachkomme des ehemaligen Landesherrn, s. 1635, welchem der Kaiser scherzend sein früheres Erbgut zeigte, die Burgruine. – Aber noch ehe die Württemberger den Rhein überschritten, hatten in Belgien die Schlachten bei Ligny (16. Juni) und bei Belle Alliance (oder Waterloo) 18. Juni unter Wellington und Blücher den Kampf entschieden. In wilder Flucht zerstreuten sich die geschlagenen Franzosen. Napoleon entsagte dem Throne zu Gunsten seines Sohnes, 22. Juni, was aber nicht angenommen wurde. Von allen Seiten her rückten die Verbündeten wieder gegen Paris – der Kronprinz von Württemberg nach einem siegreichen Treffen bei Straßburg (Suffelweihersheim) am 28. Juni – und hielten nach geschlossenem Waffenstillstand am 7. Juli ihren zweiten feierlichen Einzug in Paris; während die württemb. Truppen am 5. Juli über die Vogesen in’s Innere von Frankreich rückten und bei Nevers in Cantonirungen kamen. Die 3 Landwehrregimenter mußten mit einem hessischen und